Kurz & bündig

- Tränkewasser zählt zu den wichtigsten, aber häufig vergessenen Komponenten der Fütterung.
- Schweine reduzieren die Wasseraufnahme, wenn die Qualität nicht stimmt. Dadurch sinkt die Mastleistung.
- Eigene Quellen können stark mit Keimen belastet sein.
- In Ecken, Kanten und Toträumen von Leitungen kann sich Biomasse bilden, die ein idealer Nährboden für Keime ist.

Ein Betrieb im Kanton Luzern hat Ende 2018 zum ersten Mal in den neu erbauten Maststall mit 320 Mastplätzen einstallen können. Die Freude über den neuen Stall wurde getrübt durch Abgangsraten von vier bis sechs Prozent. In einer Mast im Herbst 2020 waren 15 Todesfälle zu verzeichnen.

Daraufhin wurde der SGD für einen Beratungsbesuch hinzugezogen. Ein weiteres Problem, welches beim Betriebsbesuch länger diskutiert wurde, war das akute Schwanzbeissen in diversen Buchten.

Im Rahmen der Beratung wurde die Hygiene der Fütterung besprochen. Silo, Leitungen und Rohre wurden visuell kontrolliert und für unverdächtig befunden. Der Verdacht, dass das Problem bei der Wasserqualität liegt, rückte ins Zentrum.

Es wurden drei Wasserproben an mikrobiologisch besonders heiklen Stellen entnommen: Am Wasserhahn am Ende der Wasserleitung (1), in der Absonderungsbucht, die sich zuhinterst im Stall befindet (2) und in einer mittleren Bucht, wo der Nippel für die Probeentnahme entfernt wurde (3).

Auch eine Probe vom Flüssigfutter aus dem Trog wurde ins Labor gebracht. Die mikrobiologische Untersuchung des Futters ergab akzeptable Werte.

Die Wasserproben wiesen massiv erhöhte Werte bei den aeroben Keimen auf. Der Höchstwert, um die Anforderungen der Trinkwasserverordnung zu erfüllen, liegt bei maximal 300 Kolonie-bildenden Einheiten pro Milliliter (KBE/ml).

In der Schweiz gibt es für Tiere punkto mikrobiologischer Wasserqualität keine Grenzwerte, somit orientiert sich der SGD an den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung. Die untersuchten Proben wiesen Werte von 4100 KBE/ml, 2900 KBE/ml und 5400 KBE/ml auf.

Weiter wurden Enterokokken (21 und 9 KBE/ml) und Escherichia coli (17, 45 und 32 KBE/ml) gefunden. Diese Keime sollten im Trinkwasser nicht nachweisbar sein, da sie typische Darmbewohner und Indikator für fäkale Kontaminierung sind. Die Keime können unter anderem Magen-Darm-Entzündungen verursachen. Sie haben eine klinische Relevanz, besonders, wenn sie eine Antibiotikaresistenz besitzen.

Wasser: Qualität und Quantität sind bei Schweinen essenziell

Tränkewasser zählt zu den essenziellen, aber häufig vergessenen Komponenten in der Tierfütterung. Schweine trinken gerne und viel Wasser. Die Menge und die Häufigkeit der Wasseraufnahme hängen von klimatischen Bedingungen und der Nahrungszusammensetzung ab.

Die Wasseraufnahme ist zeitlich eng an die Futteraufnahme gekoppelt. Im Stall brauchen Schweine permanent Zugang zu sauberem Wasser.

Die Schweizerische Tierschutzgesetzgebung verlangt eine Tränkestelle pro 12 Tiere bei Trockenfütterung und eine Tränkestelle pro 24 Tiere bei Flüssigfütterung.

Eine unzureichende Qualität des Tränkewassers kann dazu führen, dass die Wasseraufnahme reduziert ist. Dadurch verringert sich die Futteraufnahme, was zu einer sinkenden Mastleistungen führt.

Weiter neigen die Tiere zu Erkrankungen, da sich eine hohe Belastung des Tränkewassers mit Keimen negativ auf den Immunstatus und auf das Allgemeinbefinden der Tiere auswirkt. Die Tiere zeigen vermehrt Kannibalismus oder die Häufigkeit von plötzlichen Todesfällen infolge HIS (Hämorrhagisches Intestinalsyndrom, auch Darmdrehung genannt) nimmt zu.

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Gefahrenherde erkennen: Wasserquellen und Leitungsnetz im Schweinestall untersuchen

Herauszufinden, was zu mikrobiell belastetem Wasser führt, ist essenziell für die Problemlösung. Keimbelastetes Brunnenwasser, verursacht durch einen ungenügend abgesicherten Brunnen, kann wegen Oberflächenwasser-Eintrag auftreten. Ablagerungen, bzw. Biofilme in den Leitungen, werden verstärkt durch hohe Kalk-, Eisen- und Mangangehalte im Wasser, aber auch durch den Einsatz von Säuren (zum Beispiel Zitronensäure).

Eine grosse Gefahr lauert auch im Stagnationswasser: Oft weisen Wasserleitungen in landwirtschaftlichen Betrieben Ecken, Kanten oder gar Toträume auf, in denen sich vermehrt Biomasse bilden kann. Bei den oft verlegten Stichleitungen entsteht an deren Ende häufig ein kaum durchgespülter Totraum. Bei hohen Temperaturen im Stall finden die Mikroorganismen dort aufgrund des mangelnden Wasserdurchflusses optimale Wachstumsbedingungen vor.

Vor jeder Einstallung von Tieren sollen die Leitungen in den Buchten gut durchgespült werden, indem die Tränkenippel während einigen Minuten mit einer Wäscheklammer fixiert werden, damit frisches und kühles Wasser in den Leitungen zur Verfügung steht. An die Wasserversorgung der Gemeinde angeschlossene Betriebe gehen oftmals von der Annahme aus, dass kein bakteriell verunreinigtes Wasser zu den Tieren gelangen kann.

Häufig findet ein Keimeintrag mit Bakterien jedoch ausgehend von den Tränkenippeln in die Wasserleitungen statt. Diese Sekundärkontamination geschieht durch die Tiere, welche mit Kot- und Futterresten in Berührung kommen. Je niedriger die Durchflussgeschwindigkeit in einer Rohrleitung ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Kontamination.

Eine verbesserte Wasserqualität hilft der Schweinegesundheit

Der Betrieb bezieht Wasser von vier eigenen Quellen. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass eine dieser Quellen stark kontaminiertes Wasser in die Versorgung eingespeist hat.

Seit diese Zufuhr unterbrochen wurde und eine Wasserdesinfektion mittels Chlordioxid-Dosierpumpe gemacht wird – als vorsorgliche Massnahme, um schwankende Quellen-Wasserqualität abzupuffern – hat sich die Situation im Bestand verbessert.

Es sind kaum mehr Todesfälle aufgetreten und das Kannibalismus-Problem hat sich mithilfe weiterer Massnahmen erledigt. Unter anderem durch erhöhte Beschäftigung mittels Brennnesseln, Tannästen und Spieligel, Einsatz von Homöopathika, Kohle und Viehsalz und Absondern der entdeckten Beisser.

Was bedeuten Keimzahl und welche Wasser verunreinigende Bakterien gibt es?

Aerobe mesophile Gesamtkeimzahl

Die aerobe mesophile Keimzahl wird häufig auch als «Gesamtkeimzahl» GKZ bezeichnet. Sie entspricht der Anzahl aller Mikro-Organismen (Bakterien, Hefen und Schimmelpilze), die sich in Anwesenheit von Sauerstoff optimal zwischen 30 und 40 Grad vermehren. Ist die GKZ erhöht, lässt dies auf eine mangelhafte Sauberkeit der Quellfassung und des Verteilungssystems schliessen oder auf einen Eintrag von Oberflächen- oder Abwasser (auch zum Beispiel undichte Güllebehälter).

E. coli

Dieses Bakterium ist bekannt dafür, Biofilme zu bilden und gilt als Indikator-Keim für eine Verunreinigung mit Kot. Diese Bakterien sollten nicht nachweisbar sein. Werden sie nachgewiesen, deutet dies auf eine Kontamination mit Gülle, Mist oder verwesenden Lebewesen hin.

Enterokokken

Diese Bakterien sind natürlicherweise im Darm zu finden und sollten ebenfalls nicht nachweisbar sein. Sind sie nachweisbar, deutet dies auch auf eine Kontamination mit Gülle bzw. Mist hin.

Pseudomonas spp.

Die Pseudomonaden repräsentieren eine Bakteriengruppe, die sich bevorzugt in natürlichen Biofilmen vermehrt. Dabei erzeugen sie eine spezielle Schutzhülle, die die Bakterien vor äusseren Einflüssen schützt (z. B. vor Chlor). Berüchtigt ist Pseudomonas aeruginosa. Es handelt sich um ein humanpathogenes Bakterium. Infektionen beim Menschen werden durch eine geschwächte Immunität begünstigt, deshalb gilt diese Art als Spitalkeim. Bei diesem Bakterium kommen auch häufig Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika vor. Sie sollten nicht nachweisbar sein.

Biofilm

Als Biofilm bezeichnet man Schleimschichten, die von Mikroorganismen gebildet werden, die selbst in diese Schleimschicht eingebettet sind. Bakterien, die Biofilme bilden, stellen ein medizinisches Problem dar.

Wasseranalyse

Neben der mikrobiologischen Qualität des Tränkwassers werden in der Regel die physiko-chemischen Eigenschaften des Wassers untersucht.

Dazu gehören der pH-Wert, die Leitfähigkeit, der Salzgehalt, der Gehalt an Nitrat, Nitrit und Sulfat sowie an verschiedenen anorganischen und organischen Inhaltsstoffen. Hohe Eisen-Konzentrationen werden so beispielsweise relativ häufig nachgewiesen.

Es kann dabei durch Ausfällungen zu Funktionsstörungen der Tränketechnik kommen; zudem sinkt bei hohen Eisen-Werten die Schmackhaftigkeit des Wassers. Aufgrund von Interaktionen gibt es unter Umständen Probleme mit einer verminderten Aufnahme von anderen Spurenelementen (etwa Kupfer und Zink) aus dem Darm.

Quelle: Kälbergesundheitsdienst