Kurz & bündig

- Umrauschen kann regelmässig oder unregelmässig auftreten.
- Die Ursachen können beim Eber (Spermaqualität) oder bei den Sauen (z.B. Harnwegsinfektionen) liegen.
- Gute Sauenplaner-Daten helfen, Umrauschen frühzeitig zu erkennen und Ursachen zu finden.

Die Auswertung der Leistungsdaten gaben einem Betriebsleiter erste Hinweise, dass die Umrauschquote von Quartal zu Quartal langsam, aber stetig zunimmt. Dieses Problem wollte er so schnell als möglich angehen, bevor noch mehr Schaden entsteht. Er wandte sich an den SGD. Der Besuchstermin wurde auf den Deckzeitpunkt gelegt, um die Besamung und den Natursprung beurteilen zu.

Daten helfen bei der Ursachenforschung

Bei dem Betrieb handelt es sich um einen Zuchtbetrieb mit 60 Mutterschweinen. Die Tiere werden in der Galtphase in einer Grossgruppe gehalten. Der Galtbereich ist ein Offenstall mit Auslauf. Der Liegebereich ist in Buchten für fünf bis sechs Mutterschweine gegliedert. In den Buchten ist Stroh eingestreut. Die Buchten haben keine Abdeckung. Die Tiere werden über eine Abrufstation gefüttert.

Die Jungsauen werden separat ebenfalls im gleichen Stallsystem und mit Abrufstation gehalten. Nach dem Abferkeln werden die Jungsauen dann in die Grossgruppe eingegliedert.

Auf dem Betrieb wurden zuerst gemeinsam mit dem Betriebsleiter die Leistungsdaten des Sauenplaners analysiert. Die Auswertung der Daten ergab, dass die älteren Sauen mehrheitlich unregelmässig umrauschen, die Jungsauen hingegen regelmässig im Zyklusrhythmus umrauschen. Dies bedeutet, dass zwei Problemkreise vorliegen.

Die Ursache für das regelmässige Umrauschen der Jungsauen

Die Jungsauen werden mit dem Eber gedeckt. Der Betriebsleiter hat sich dafür entschieden, da er selbst die Brunstkontrolle bei den Jungsauen nicht ausreichend häufig durchführen kann und so eine stille Brunst leicht übersieht.

Bisher war diese Methode immer erfolgreich. Die Ursache für regelmässiges Umrauschen liegt bei der Besamungstechnik. Entsprechend müssen der Besamungszeitpunkt, die Besamungshygiene und die Spermaqualität abgeklärt werden.

Der Fokus lag somit beim Natursprung auf dem Eber. Der Eber war in einer guten Kondition, hatte kein Fieber und das Fressverhalten war normal. Die äusseren Geschlechtsorgane waren unauffällig. Es fiel aber auf, dass der Rücken etwas aufgezogen war und der Eber die linke Hinterhand leichtgradig schonte. Trotzdem zeigte er Interesse an den Jungsauen und der Deckakt fand ohne Probleme statt.

Nach dem Natursprung entlastete der Eber deutlich die linke Hinterhand und auch der Rücken war eindeutig aufgezogen. Der Eber hatte augenfällig Schmerzen. Bei näherem Betrachten konnte man am Kronsaum eine kleine Rötung und Schwellung feststellen – erste Hinweise auf ein Panaritium (infektiöse Entzündung der Haut).

Schmerzen und Infektionen sind Parameter, welche die Spermaqualität negativ beeinflussen. Der Eber wurde daraufhin behandelt. Zur Schonung des Ebers und wegen der beeinträchtigten Spermienqualität sollten die Jungsauen in nächster Zeit nicht mit diesem Eber gedeckt werden.

Die Ursache für das unregelmässige Umrauschen der Altsauen

Beim unregelmässigen Umrauschen hat eine Einnistung der befruchteten Eizelle stattgefunden. Allerdings stirbt der Embryo ab und die betroffene Sau kommt wieder in Rausche. Bei den Altsauen wurde künstliche Besamung durchgeführt. Das Sperma wurde ordentlich bei 17 Grad gelagert.

Beim Besamen wurden die Hygienemassnahmen eingehalten, jedoch zeigten einzelne Sauen weisslich-gelblichen Scheidenausfluss. Bei den betroffenen Sauen wurde eine Vaginoskopie durchgeführt und von einem Vaginaltupfer eine bakteriologische Untersuchung durchgeführt.

In dem Vaginaltupfer konnten E.coli-Bakterien nachgewiesen werden. Diese Bakterien können eine Endometritis (Entzündung der Gebärmutterschleimhaut) verursachen. Eine Entzündung kann die Befruchtung und Einnistung der Eizelle negativ beeinträchtigen, als Folge rauschen die Sauen um.[IMG 2]

Wie können die Bakterien in die Gebärmutter gelangen?

Während der Geburt ist der Geburtskanal offen und in dieser Zeit können Bakterien aus der Umgebung in die Gebärmutter gelangen. Der Betriebsleiter überwacht die Geburten und konnte Auskunft so über Geburtsdauer und Geburtsverlauf geben.

Die Geburten dauern bei seinen Mutterschweinen in der Regel zwei bis drei Stunden, selten fünf Stunden. Die Geburtsdauer ist bei den Moren des Betriebs optimal, denn Geburten sollten nicht länger als fünf Stunden dauern.

Während der Geburt ist ausserdem Desinfektionskalk unter die Einstreu gemischt, so dass der Keimdruck in der Umgebung gesenkt wird. Im Abferkelstall bekommen die Tiere zusätzlich Wasser im Trog. Im Galtstall fallen weissliche Flecken auf dem Boden auf. Während des Gespräches mit dem Betriebsleiter wurde deutlich, dass er den Ausfluss im Galtbereich schon länger bemerkt hat. Er machte sich aber keine grossen Sorgen, da die Tiere gut gefressen und kein Fieber gezeigt hätten. Auch im Galtstall haben einzelne Tiere Ausfluss.

Deshalb wurde von mehreren Tieren Harn untersucht. Schon beim Auffangen des Harns fiel auf, dass die Farbe sehr dunkel und trüb ist. Ausserdem riecht der Harn ammoniakalisch und der pH-Wert liegt über 7,3. Diese Resultate sind Anzeichen für eine Harnblasenentzündung.

Der Harn wurde ebenfalls untersucht und auch hier konnte ein E-coli-Keimgehalt nachgewiesen werden. Beim Schwein mündet die Harnröhre in die Scheide und somit können die Erreger von der Gebärmutter in die Harnblase oder bei chronischen Harnblasenentzündungen auch in die Gebärmutter gelangen. Dies war der Fall bei den Sauen des betroffenen Betriebes.

Warum kam es zur Blasenentzündung?

Die Galtsauen werden in einem Offenstall mit Auslauf gehalten. Der Liegebereich ist zwar eingestreut, aber nicht isoliert. Ausserdem zieht es im Bereich der Liegebuchten. Zu kalte Ställe und Zugluft begünstigen das Auftreten von Harnwegsinfektionen.

Der pH-Wert des Mineralstoffgehaltes des Futters liegt im leicht sauren Bereich und hat somit eine keimhemmende Wirkung. Das Galtfutter enthält keinen Mykotoxin-Binder. Mykotoxine, insbesondere DON, können ebenfalls ein eine Infektion der Harnblase oder Gebärmutter begünstigen, da diese schleimhautreizend sind und das Immunsystem hemmen.

Wasser ist die beste Medizin: Dieser Spruch gilt besonders bei Harnwegsinfekten. Im Galtbereich sind an unterschiedlichen Orten im Stall mehrere Wassernippel angebracht, von der Menge auf die Tierzahl ausreichend. Allerdings war die Durchflussrate 0,8 Liter pro Minute. Bei Mutterschweinen sollte der Wasserdurchfluss bei 2 Liter pro Minute sein, damit genügend Wasser pro Tag aufgenommen wird.[IMG 3]

Für gesunde Schweine: Liegebereich isolieren, Fütterung und Wasserzufuhr verändern

Die betroffenen Tiere konnte der Betriebsleiter markieren und behandeln. Ausserdem konnte er den Galtschweinen Brennnesseln anbieten. Diese sind entzündungshemmend und haben eine reinigende Wirkung auf Niere und Harnblase.

Der Betriebsleiter hat den Liegebereich abgedeckt und Gummimatten als Isolation im Liegebereich installiert. Ausserdem hat er an die Abdeckung einen Lamellenvorhang angebracht. So haben die Tiere einen warmen Rückzugsort. Dies ist erforderlich, da im Vergleich zu den Wildschweinen die geringere Rückenspeckdichte als Isolation fehlt.

Noch während des SGD-Termins hat der Betriebsleiter in die Wege geleitet, dass die nächste Futterlieferung einen Mykotoxin-Binder enthält. Die alten Stiftwasser-Nippel wurden durch Lubing-Nippel ersetzt und die Durchflussrate auf 2 l pro Minute erhöht.

Ursachen sorgfältig suchen, Empfehlungen rasch umsetzen

Die Ursachen von Umrauschen sind vielfältig. Gute Sauenplaner-Daten helfen bei der Ursachenfindung. Der Betriebsleiter hat die SGD-Empfehlungen umgesetzt, danach waren deutliche Erfolge bei den Jung- sowie Altsauen zu verzeichnen. Bei den Altsauen war der Ausfluss nach fünf Wochen verschwunden. Der Harn war hellgelb und klar, der pH-Wert unter 6,3. Zudem gab es keine Umrauscher bei der vor vier Wochen besamten Gruppe.

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Checkliste Vermeidung Harnwegsinfekt

- Ideale Temperatur im Liegebereich: ca. 18 Grad
- Ist der Boden isoliert?
- pH-Wert Harn: unter 6,3
- Wasserdurchfluss: 2 l pro Minute
- Mykotoxinbinder im Futter?