Kurz & bündig

- Schweineräude äussert sich mit extremem Juckreiz und Pusteln.
- Die Tiere sind nervös, was zu Leistungsminderung führt.
- Sekundär-Infektionen können die Erkrankung verschlimmern.
- Schweineräude wird mit Antiparasitika behandelt.
- Das Risiko lässt sich mit Tier-Zukauf ab SGD-Betrieben mit Status A-R oder A sowie guter Betriebshygiene vermindern.

Ein geschlossener Zucht-Mast-Betrieb meldete sich beim SGD, weil sich Tiere aus verschiedenen Alterskategorien vermehrt kratzten.

Folgende Situation präsentierte sich beim Betriebsrundgang: Viele der älteren Muttersauen wiesen borkige Veränderungen der Haut im Bereich der Gliedmassen und am Kopf auf. Manche Gesäuge waren übersät mit Pusteln.

Die Saugferkel kratzten sich teilweise heftig mit den Hinterbeinen am Bauch. Die Absetzjager scheuerten sich an der Stalleinrichtung und wiesen ebenfalls Pusteln auf. Manche nur im Bauchbereich, andere über den ganzen Körper verteilt. Immer wieder wurden die Köpfe geschüttelt und es herrschte eine nervöse Unruhe.

Blutproben zeigten, dass die Schweine an Räude litten

Die liegenden Masttiere verhielten sich zuerst unauffällig, nach dem Aufstehen jedoch konnten manche Tiere gar nicht mehr aufhören, sich zu kratzen. Auch hier konnte man die oben beschriebenen Hautveränderungen beobachten.

Am folgenden Tag wurden bei der Schlachtung 15 Blutproben entnommen und nach entsprechender Aufbereitung zur Untersuchung ins Labor nach Deventer (Niederlande) geschickt. 12 der 15 Proben wurden positiv auf Räude-Antikörper getestet.

Meist beginnt die Räude beim Schwein am Kopf (Innenseite der Ohren, Ohrgrund, Umgebung der Augen, Nasenrücken). Auch die Bauchunterseite, die Schenkelhinterseite und die Sprunggelenks-Beugen sind häufig betroffene Stellen.

Es entstehen Papeln, bis zu erbsengrosse, erhabene Verdickungen der Haut. Diese können sich vergrössern und später mit einer Kruste bedeckt werden.

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Schweineräude löst Veränderungen am äusseren Ohr aus und später Hautverdickungen

Bei den Saugferkeln können häufig Nesselfieber-ähnliche Veränderungen am äusseren Ohr und an der Unterseite von Hals, Brust und Bauch beobachtet werden. Der Juckreiz tritt zwei bis drei Wochen nach der Infektion infolge einer Sensibilisierung der Haut auf und ist beträchtlich.

Die Kratzeffekte sind gut sichtbar. Nach einiger Zeit fallen die abgebrochenen Borsten auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu Hautverdickungen sowie Falten- und Borkenbildungen, die von tiefen Rissen durchsetzt sein können.

Sekundär-Infektionen können die Erkrankung komplizieren. Durch die Hautverletzungen können Bakterien in die Haut eindringen und Abszesse und eitrige Hautentzündungen bilden. Über die Blutbahn im Körper können sich die Bakterien verteilen und schlimmstenfalls zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen.

Schweineräude führt zu Beunruhigung und Leistungsminderung

Die Infektion mit Sarkoptes-Milben muss nicht dauerhaft das klinische Bild der Schweineräude auslösen. In der Mehrzahl der Fälle geht der Befall nach der akuten, mit deutlicher klinischer Symptomatik einhergehenden Phase, in eine latente Form über. Hier fehlen die klinischen Anzeichen oder sind soweit reduziert, dass man sie im Wesentlichen nur noch im äusseren Gehörgang erkennen kann.

Die Schadwirkungen der Schweineräude entstehen vorrangig durch die Beunruhigung der Tiere und die daraus resultierenden Leistungsminderungen.

Dazu gehören geringerer Zuwachs, schlechtere Futterverwertung, verlängerte Mastdauer, geringere Laktationsleistung, niedrigere Absetzgewichte bei den Ferkeln und geringere Aufzuchtrate. Zudem kosten die Reparaturen der Stalleinrichtung mehr.

Die Behandlung der Schweineräude erfolgt mit den AntiparasitikaIvermectin oder Doramectin. Dazu müssen alle Tiere der Schweinegattung (inklusive Saugferkel), die zu diesem Zeitpunkt auf dem Betrieb stehen, nach einer dieser Varianten behandelt werden:

  • Zwei Injektionen im Abstand von 14 Tagen mit Doramectin
  • Zwei Injektionen im Abstand von 14 Tagen mit Ivermectin inklusiver Wasch- und Umgebungsbehandlung mit einem Räude-wirksamen Mittel (zum Beispiel Sebacil)

Weiden dürfen während vier Wochen nicht genützt werden.

Es kann auch eine Totalsanierung durchgeführt werden. Dabei beträgt die Leerzeit 21 Tage oder 4 Tage inklusive Waschung. Im Anschluss an eine Sanierung wird eine Mischmast mit anschliessender Räudekontrolle im Schlachthof durchgeführt.

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Der Juckreiz der Schweine ist nach der ersten Behandlung zurückgegangen

Im beschriebenen Betrieb wurde eine zweimalige Behandlung mit Doramectin bei den Muttersauen, Ferkeln und Absetzjagern durchgeführt, während die Mastjager wegen der kürzeren Absetzfristen drei Mal mit Ivermectin behandelt und einmal gewaschen wurden.

Bereits nach der ersten Behandlung ist der Juckreiz deutlich zurückgegangen.

Die Grabmilbe löst Schweineräude aus

Der Erreger der Schweineräude ist die GrabmilbeSarcoptes suis. Sie ist so klein, dass sie von blossem Auge nicht sichtbar ist.

Räudemilben sind weltweit verbreitet und können Schweine aller Altersklassen befallen. Die Milben-Weibchen dringen tiefer in die Haut ein und legen dort ihre Eier ab, wodurch Grabgänge entstehen. Über mehrere Stadien entwickeln sich die Eier zu adulten Milben.

Die männlichen Tiere und die Nymphen leben an der Hautoberfläche. Ihre Lebenszeit beträgt vier bis fünf Wochen. Vom Wirt isolierte Milben überleben nur eine begrenzte Zeit (max. 21 Tage).

Die Übertragung und die Verbreitung der Milben erfolgen hauptsächlich von Tier zu Tier, aber auch über kontaminierte Gegenstände. Der Aktionsradius freier Milben überschreitet unter Praxisverhältnissen kaum einen Meter im Umkreis.

Schweineräude-Risiko vermindern

Diese Punkte sollten Sie beachten, um das Risiko einer Neueinschleppung zu vermindern:

  • Tierzukauf nur ab SGD-Betriebe mit Status A-R oder A
  • Transport der Tiere nur mit sauberen Transportfahrzeugen
  • Gute Betriebshygiene, kontroll­ierter Personenverkehr (Zutritt nur mit stalleigener Kleidung)
  • Schutz vor direktem Tierkontakt mit Wildschweinen und Hobbyschweinen
  • Mehr Informationen finden Sie in der SGD-Richtlinie 3.1.
  • Bei Unklarheiten fragen Sie Ihren SGD-Berater.