Claudia Meierhans und Markus Schwegler wollen die Marktverhältnisse selbst gestalten und nicht von Grossisten abhängig sein. Mit diesen zwei Absichten übernahmen sie 2015 den Hof von Claudias Eltern. Heute produzieren sie auf dem Katzhof im luzernischen Richenthal mit ihrer Grauviehherde Rindfleisch, halten Honigbienen und bauen Getreide und Obst an. Die Gemüseproduktion ist vertragslandwirtschaftlich über einen Verein organisiert. Einmal im Jahr beraten die Mitglieder an der Generalversammlung gemeinsam, welches Gemüse auf den 70 Aren angebaut wird.

Solidarischer Anbau statt Wochenmarkt

Die beiden Betriebsleitenden fanden als Quereinsteiger zur Landwirtschaft und lebten bis dahin in der Stadt Luzern. Bei der Hofübernahme suchten sie nach einer passenden Form der Direktvermarktung. Als sie sahen, dass die Wochenmärkte bereits gut besetzt waren, absolvierten sie in den ersten Monaten gemeinsam den Lehrgang zur Vertragslandwirtschaft bei der Kooperationsstelle Solawi in Zürich. Sie waren überzeugt: «Die solidarische Teilbewirtschaftung gibt uns nicht nur die Möglichkeit, Direktvermarktung zu betreiben, sondern beantwortet uns auch unsere Wertfragen.» Neben dem Fachwissen, das sie sich dabei aneigneten, sind die beiden auch heute noch froh um das Netzwerk, das sie durch die Weiterbildung zusätzlich aufbauen konnten. Obwohl ihre Berufskolleginnen und -kollegen ganz unterschiedliche Betriebe hätten, helfe man sich heute noch gegenseitig aus, wenn Fragen auftauchen.

Gewinn steht nicht im Vordergrund

Das Beispiel Katzhof sei nicht aussergewöhnlich, sagt Tina Siegenthaler von der Kooperationsstelle Solawi. Sie engagiert sich seit zwölf Jahren ehrenamtlich für die solidarische Landwirtschaft und hat die Entstehung vieler Kooperativen und Genossenschaften miterlebt. Siegenthaler arbeitet selbst auf dem Fondlihof im zürcherischen Dietikon. Dieser wird schon bald mit der Unterstützung eines Darlehens der rund 600 Mitglieder von der Kooperative Orto loco übernommen. «Im Zentrum steht immer die Idee, dass Landwirtinnen und Landwirte mit Konsumentinnen und Konsumenten zusammenarbeiten», sagt sie. Das Zurückholen der Abläufe auf den Hof basiere auf dem Willen zu mehr Selbstbestimmung und dem Wunsch nach einer nachhaltigen Landwirtschaft. Man setzt sich zusammen und berät, welche Produktionskosten für das nächste Jahr anfallen. Die Mitglieder oder Abonnenten bezahlen also nicht die Produkte, sondern investieren in Arbeit und Material. «Einen Gewinn oder ewiges Wachstum streben wir dadurch nicht an, viel wichtiger sind die Risikoteilung und die hohe Planungssicherheit, die daraus resultieren», sagt die Expertin.

Im Kleinen Erfahrungen sammeln

Für das Betriebsleiterpaar Meierhans-Schwegler ist der Fokus auf einen einzigen Betriebszweig momentan die ideale Lösung. Die Rindfleischproduktion und der Obstbau sind noch zu klein, um die Produkte über ein Abo zu vertreiben. Zudem fehlt es den beiden noch an Erfahrung, um das Konzept der Vertragslandwirtschaft auf den ganzen Betrieb zu übertragen. Der solidarische Gemüseanbau gibt der jungen Familie eine höhere Planungssicherheit und hilft ihr zudem, das Jahr hindurch liquid zu bleiben. An ihre knapp sechzig Abonnentinnen und Abonnenten liefern sie jede zweite Woche eine Gemüsetasche mit vier bis fünf Kilogramm Inhalt. Den Abo-Betrag von Fr. 1000.– leisten die Mitglieder jeweils Anfang Jahr. Weil der Absatz gesichert ist, kann das Betriebsleiterpaar eine genaue Jahresplanung machen. Auch haben sie keine Sorgen, wenn das Lagergemüse wetterbedingt keine optimale Qualität aufweist. Durch die Nähe zu den Leuten können sie ihnen den Einfluss des Klimas auf die Produktion bestens aufzeigen.

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Mitmachen ohne Zwangsarbeit

Im Gegenzug muss man als Landwirtin oder Landwirt bereit dafür sein, dass nicht mehr alles nach dem eigenen Willen geschieht. «Wer nicht will, dass andere ihm bei der Planung seines Hofes dreinreden, lässt es lieber bleiben», sagt Tina Siegenthaler. Das gegenseitige Verständnis und der Gedanke des Miteinanders seien enorm wichtig für die Zukunft der Landwirtschaft, betont auch Markus Schwegler. Im Gegensatz zu vielen anderen Projekten ist die Mitarbeit auf dem Katzhof keine Pflicht. Sie hätten es lieber, wenn die Leute aus eigenem Antrieb arbeiten kommen, sagt das Landwirtepaar. «Wir wissen ja nicht, wie das Privatleben der Leute aussieht, und wollen nicht jemanden zum Unkrautjäten verpflichten, wenn dies die Lebensumstände von jemandem nicht zulassen.» Der Entscheid, die Mithilfe fakultativ zu machen, habe vieles erleichtert.