Marco Hirt hat schon einiges von der Welt gesehen: Er 
ist 29-jährig, übernimmt nächstes Jahr den elterlichen Betrieb «Erlenhof» in Oberweningen ZH und reist gerne.

Vor zwei Jahren ist er mit zwei Kollegen für drei Monate nach Australien und Neuseeland gereist. Gebucht hatten die drei nur die Flüge – dann ging es mit dem Bus und später einem Mietwagen der australischen Ostküste entlang von Sidney nach Cairns. Die drei Reisenden sind alle Landwirte, den einen oder anderen Hof haben sie angeschaut und sich inspirieren lassen. «Die Dimensionen sind halt komplett anders», sagt Marco Hirt. «Und die Einstellung oft lockerer, 
weniger pingelig.»

Er kann auf diesen langen Reisen komplett abschalten. Andere Kulturen erleben, neue Leute kennenlernen, das schätzt er. In Australien haben er und seine Kollegen einen Englischkurs besucht und surfen gelernt. Das Meer mag er besonders – in Australien hätte sich Baden aber zum Teil weniger empfohlen, «zu viele Krokodile und Quallen», sagt er mit leichtem Bedauern.

Eine lange Reise während 
den ruhigen Wintermonaten

Krokodile hat es in Oberweningen nicht. Dafür 16 00 Hühner, 100 Mastmunis und 40 ha Nutzfläche. Der 
Betrieb hat eine gewisse Grösse, das ermöglicht es Marco Hirt auch, überhaupt wegzufahren: «Der Betrieb ist so aufgestellt, dass er meine Eltern und mich ernähren kann.» Wer einen kleinen Betrieb führe, mache das oft allein und habe eine höhere Arbeitsbelastung.

Die Australien-Neuseeland-Reise hat er in den ruhigeren Wintermonaten gemacht. Vor seiner Abreise habe er viel vorbereitet, etwa alle Maschinen geflickt. So konnte Vater Hans Hirt (63) gemeinsam mit dem Lehrling den Betrieb bewirtschaften.
Vater und Sohn haben seit 2013 eine Generationengemeinschaft, beide haben alle Vollmachten. 2020 wird Marco Hirt den Betrieb übernehmen, der 
Vater unterstützt ihn dann als Angestellten.

Wenn dieser nicht selber mit Ehefrau Marlies auf Reisen ist: Im Februar 2019 hat das Ehepaar an einer Leserreise der «BauernZeitung» nach Brasilien teilgenommen. Beide schwärmen davon, wie interessant es gewesen sei, ein ganz anderes Land zu entdecken.

Deshalb akzeptieren Marlies und Hans Hirt, dass es ihren Sohn in die Ferne zieht. «In Südamerika war ich noch nie», sagt Marco Hirt. Südafrika hingegen hat er drei Wochen lang bereist, die USA vier Wochen im Wohnmobil mit Kollegen entdeckt. In Asien war er in Singapur, Thailand und Bali. «Das waren eher Badeferien», sagt er.

In Zukunft seien längere Reisen wohl schwieriger, meint er: «Wenn ich die volle Verantwortung für den Betrieb habe, werde ich wohl nicht mehr monatelang verreisen.» Doch zwei, drei Wochen pro Jahr wolle er weiterhin die Welt erkunden. Auch Städtereisen mag er, da laufe immer was.

Auf Skiferien hat Vater Hans Hirt immer Wert gelegt: «Eine Woche sind wir immer mit der ganzen Familie Ski fahren gegangen», erzählt er. Das habe seinen Preis gehabt, weil er während seiner Abwesenheit einen Angestellten brauchte.

Nach der Betriebsübergabe 
will die Familie Hirt bauen

Die Betriebsübergabe haben Hirts mit einem Berater des Zürcher Bauernverbands aufgegleist. Vater Hans Hirt ist zuversichtlich und freut sich, den Betrieb seinem Sohn zu übergeben.

Ändern wird sich nach der Betriebsübergabe die Wohnsituation: Im Moment lebt Marco Hirt in einer WG in Dielsdorf. Er schätzt diese räumliche Trennung, obwohl er das gute Verhältnis zu seinen Eltern betont.

In den letzten Jahren hat Mutter Marlies Hirt ihre Schwiegermutter auf dem Hof betreut, bis diese mit 101 Jahren gestorben ist. Danach ist die Grossmutter mütterlicherseits auf den Hof gezogen, bis sie ins Pflegeheim musste.

Nun ist geplant, einen Anbau zu realisieren, damit Alt und Jung genug Platz und Raum für sich haben. Auch der Lehrling wohnt auf dem Betrieb, er hat einen eigenen Eingang und ein eigenes Bad.

Die WG teilt sich Marco Hirt mit zwei Frauen. Die beiden sind nicht in der Landwirtschaft tätig, sondern verdienen ihr Geld als Flight Attendant und als Webdesignerin.

Marco Hirt leistet im Kollegenkreis Aufklärungsarbeit

Angesprochen auf die Diskussionen rund um die Landwirtschaft, seufzt der junge Landwirt: «Es herrscht viel Unwissenheit.» Die Diskussionen rund um Pflanzenschutzmittel nerven ihn, weil sie wenig fundiert seien.

Er probiere, Aufklärungsarbeit zu leisten, und hat auch schon an Ständen des Bauernverbands mit Konsumenten diskutiert. Politisch aktiv ist er nicht, aber im Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirksvereins.

Die Verantwortung für den eigenen Betrieb trägt er gerne. Und Ideen haben er und sein Vater in den letzten Jahren umgesetzt: 2010 haben sie eine Apfelplantage durch einen Maststall für Hühner ersetzt. Hans Hirt erklärt, dass er die Bäume hätte ersetzen müssen. Diese Investition wollte die Familie dann nicht tätigen. «Mit Obstbäumen konnte ich nicht so viel anfangen», sagt Marco Hirt.

Die Pouletmast für Frifag sei ein 
Betriebszweig, der sich lohne. «Das sind vor allem Kontrollarbeiten», sagt Marco Hirt. Viele Arbeiten sind automatisiert, allerdings dürfe man den Arbeitsaufwand für die Ausstallung, Reinigung und die Bereitstellung für den nächsten Umtrieb nicht unterschätzen.

Die Munimast ist mit viel Handarbeit verbunden: Die Kälber kommen mit drei Wochen von einem Viehhändler zu ihnen, werden gehegt und gepflegt, bis sie gut ein Jahr alt sind. Die Tiere sind in altersgetrennten Gruppen in zwei Ställen untergebracht. Einer der Ställe ist auf einem zweiten Betrieb, den Hirts in den letzten Jahren dazu pachten konnten. Dadurch konnten sie ihre Ackerbauflächen vergrössern und die Munimast verdoppeln. Ein schlecht saugen
des Kalb versorgt Hans Hirt beim Fototermin mit Vitaminen, die Munis zeigen sich dann besonders an den Kabeln der Arbeitsgeräte der Fotografin interessiert. Die Tiere sind zutraulich: «Wir sind oft bei ihnen, schieben den Mist von Hand weg und füttern sie in den Fressgittern», erklärt Hans Hirt.

Marco Hirt bildete Lernende aus und weiss Erfahrung zu schätzen

Marco Hirt ist gelernter Landmaschinenmechaniker, hat sich danach zuerst zum Landwirt weitergebildet und dann noch die Ausbildung als Agrotechniker HF absolviert. Angesprochen auf die Idee, Direktzahlungen an eine höhere Ausbildung zu koppeln, überlegt er etwas. «Auch die Erfahrung ist wichtig», sagt er. Er kenne Landwirte mit einer EFZ-Ausbildung, welche ihren Betrieb aus seiner Sicht sehr gut führen würden.

Doch ob eine Attestlehre reiche, um erfolgreich einen Betrieb zu führen, bezweifle er. Er bildet selber Lehrlinge aus und merkt, wie unterschiedlich die jungen Leute seien.
Bei seinen Lehrlingen ist ihm wichtig, dass sie offen und ehrlich sind, zur Familie Hirt passen – aber auch anständige schulische Leistungen bringen. «Wie anspruchsvoll die Schule ist, das wird unterschätzt», hat Marco Hirt gemerkt.

Seine Zukunft sieht Marco Hirt auf dem «Erlenhof». So gern er Ferien macht und die Welt entdeckt: Auswandern, das will er dann doch nicht. «Dazu gefällt es mir in der Schweiz zu gut», sagt er und lacht.

Betriebsspiegel «Erlenhof», Oberweningen ZH

Hans und Marco Hirt, Oberweningen

LN: 40 ha

Produktionsform: ÖLN

Kulturen: Brotweizen, Futterweizen, Gerste, Sonnenblumen, Raps, Eiweisserbsen, Mais, Kunstwiese

Tierbestand: 16 000 Mastpoulets, 100 Plätze Grossviehmast

Arbeitskräfte: Eltern Hans und Marlies Hirt, Sohn Marco Hirt, Lehrling Niklas Mägerle

kurz & bündig
Marco Hirt und sein Vater Hans Hirt führen den Erlenhof in Oberweningen ZH seit 2013 als Generationengemeinschaft.
Der junge Landwirt übernimmt den Betrieb im Jahr 2020.
Marco Hirt ist in den letzten Jahren viel gereist und hat zum Beispiel drei Monate in Australien und Neuseeland verbracht.
In seiner Abwesenheit haben die Eltern zusammen mit dem Lehrling den Betrieb geführt.