«An Brennpunkten fehlt es unserem Sektor nicht», sagte Konferenzchef Manfred Bötsch zum Auftakt der Herbstveranstaltung der Land- und Ernährungswirtschaft. Der «Brennpunkt Nahrung» vereinte erneut ein grosses Publikum aus der gesamten Wertschöpfungskette und widmete sich heuer scheinbar Unvereinbarem: «Zielkonflikte überwinden – gemeinsam gewinnen» lautete das Veranstaltungsmotto.

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Beliebte Entschuldigung

Die Zielkonflikte werden ja gerne angeführt, wenn es darum geht, aufzuzeigen, weshalb eine Veränderung weder sinnvoll noch möglich sei. Hier ein paar Beispiele, wie sich die Referent(innen) gegen diese Art von Blockade wehrten.

Robert Finger, ETH-Professor für Agrarökonomie und -ökologie: Der Fussabdruck der Nahrungsmittelproduktion sei heute unbestreitbar zu gross, sagte Finger zum Auftakt, dieser müsse verkleinert werden. Auf diesem Wege gebe es eine «Unmenge» von Zielkonflikten. Klassische Beispiele seien Nahrungsmittelproduktion gegen Umwelt oder Umwelt gegen Tierwohl, sagte Finger. Diese gelte es zu akzeptieren, sie seien Teil des Systems. Dabei brauche es lösungsorientiertes Denken. Er bekannte sich zu folgendem Dreistufen-Modell:

  1. Effizienz erhöhen (z. B. mit Precision Farming)
  2. Verfahren ersetzen (z. B. synthetischen durch biologischen Pflanzenschutz)
  3. Neugestaltung der bisherigen Prozesse (z. B. neue Züchtungsverfahren).

Er räumte ein, dass solche Prozesse immer Sieger und Verlier kennten, deshalb sei die Politik gefordert, die Verluste der Unterlegenen (z. B. Bauern mit tieferen Einkommen) abzufedern.

Elisabeth Bürgi Bonanomi, Co-Leiterin Nachhaltigkeit an der Universität Bern:Sie befasste sich mit dem Selbstversorgungsgrad, der gerne gegen die Importe ausgespielt wird. Bürgi Bonanomi stellte dem ein anderes Bild gegenüber. Inland- und Importproduktion gelte es als komplementär zu betrachten, sagte sie. «Ernährungssicherheit kann nur erreicht werden, wenn wir das Ernährungssystem als ein globales begreifen.» Dafür brauche es – kurz zusammengefasst – eine starke Inlandproduktion ebenso wie verlässliche Handelsbeziehungen, namentlich für Jahre mit schlechten heimischen Ernten.

Martin Henck, CEO Hilcona: Er sprach über den boomenden Markt mit Fleischersatzprodukten. Dort dominieren bekanntlich Start-ups, die von Investoren mit Kapital verwöhnt werden und hohe Glaubwürdigkeit geniessen. Seine alteingesessene Firma hat als Antwort ein internes Start-up namens Green Mountain lanciert; zwar gibt es dafür keine Stiftungsmillionen, aber das lockere Image lässt sich auch in konventionellen Strukturen etablieren, wie er in seinem aufschlussreichen Referat darlegte.

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Kritik am Grünen Teppich

Vermeldenswert ist als weiterer Ausschnitt aus dem Referatsreigen die Kritik am Branchenstandard Swissmilk Green durch Nadine Masshardt, die Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz. Dabei handle es sich um eine Marke ohne echten Mehrwert, sagte sie. SMP-Präsident Hanspeter Kern wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Die SKS-Präsidentin habe die Vorzüge des Grünen Teppichs einfach noch nicht begriffen, sagte er.