Seit 2017 steigt der Produzentenpreis für Milch kontinuierlich und erreichte 2022 schliesslich 75.34 Rappen/Kilo, das sind 5.54 Rappen/Kilo mehr als 2021. Mit einem Plus von 7,9 Prozent handelt sich um den stärksten Anstieg der letzten sechs Jahre, schreibt das Bundesamt für Landwirtschaft BLW im aktuellen Marktbericht Milch.

Diese Entwicklung lasse sich vor allem durch drei Faktoren erklären:

  • gestiegene Produktionskosten für Milch. Mit dem Krieg in der Ukraine sind Strom, Futter und auch Maschinen deutlich teurer geworden.
  • rückläufige Milchproduktion
  • höhere Preise für Milchprodukte, namentlich auf internationaler Ebene

Deshalb hat die Branchenorganisation BO Milch den Richtpreis für industrielle Molkereimilch im A-Segment am 16. April 2022 um 5 Rappen auf 78 Rappen/Kilo erhöht und bis Ende 2022 fixiert.

Die Produzentenpreise für Milch unterscheiden sich je nach Verwertungsart

Je nach Verwertungsart der Milch erhalten die Milchproduzenten (also die LandwirtInnen) unterschiedliche Preise. Im Jahr 2022 erhöhten sich die Produzentenpreise im Vergleich zum Vorjahr:

MilchartIm Vergleich zu 2021Preis 2022
Molkereimilch konventionell+11,1 Prozent71.47 Rappen/Kilo
Bio-Milch+7,0 Prozent88.02 Rappen/Kilo
Käsereimilch konventionell+3,9 Prozent79.64 Rappen/Kilo
Bio-Käsereimilch+8,3 Prozent93.06 Rappen/Kilo

 

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Wieso muss für Molkereimilch am wenigsten bezahlt werden?

DossierProduktion und VerarbeitungMilchmarkt SchweizDienstag, 21. Februar 2023 Für Molkereimilch erhält der Milchproduzent am wenigsten. Diese wird hauptsächlich zu Konsummilch, Butter, Milchpulver, Konsumrahm, Jogurt und Industriekäse (wie zum Beispiel Mozzarella) verarbeitet.

Hinsichtlich der Marktsegmentierung lässt sich für Molkereimilch im Jahr 2022 für das A-Segment (+7,9 Prozent auf 74.69 Rappen/Kilo) und vor allem für das B-Segment (+21,6 Prozent auf 64.22 Rappen/Kilo) deutliche Preisanstiege feststellen.

Die Käsesorte (und damit die Region) bestimmen den Produzentenpreis für Milch

Unterschiede beim Produzentenpreis für Milch gibt es auch im regionalen Vergleich:

RegionProduzentenpreis
Region 1: GE, VD, FR, NE, JU, Berner Jura80.97 Rappen/Kilo
Region 2: BE, LU, NW, OW, UR, ZG, Teile von SZ74.04 Rappen/Kilo
Region 3: BL, BS, AG, SO73.54 Rappen/Kilo
Region 4: ZH, SH, TG, AR, AI, SG, Teile von SZ, GL, GR73.39 Rappen/Kilo
Region 5: VS, TI76.15 Rappen/Kilo

In der Region 1 und in der Region 5 waren die Preise höher als im nationalen Durchschnitt des Jahres 2022. In den anderen Regionen blieben die Milchpreise unter dem Schweizer Durchschnitt.

Diese Unterschiede sind gemäss BLW darauf zurückzuführen, dass in den Regionen 1 und 5 insbesondere für Käsereimilch deutlich höhere Preise bezahlt werden als in den übrigen Regionen.

Die Rohmilch zur Herstellung von Gruyère AOP (Region 1) erzielte mit 86.72 Rappen/Kilo den höchsten Preis. Die Rohmilch zur Herstellung von Emmentaler AOP (Region 2) kostete mit 73.29 Rappen/Kilo am wenigsten. Dazwischen liegen die Preise für Rohmilch zur Herstellung von Appenzeller (Region 4) mit 74.50 Rappen/Kilo und Tilsiter (Region 4) mit 74.52 Rappen/Kilo. In den letzten fünf Jahren konnten aber für alle vier Käsesorten höhere Milchpreise erzielt werden.

Das Endprodukt und seine Beliebtheit auf dem Markt sind damit bestimmende Faktoren, die den Preis für den Rohstoff Rohmilch bestimmen. Desalb sind die regionalen Unterschiede beim Preis für Käsereimilch gross – beim Preis für Molkereimilch sind die regionalen Unterschiede hingegen nur klein.

Mit den Produzentenpreisen stiegen auch die Konsumentenpreise für Milchprodukte

Genauso wie der Preis für Rohmilch sind auch die Konsumentenpreise im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich gestiegen. Seit 2017 sind die Detailhandelspreise für die meisten Milchprodukte kontinuierlich gestiegen und kletterten 2022 auf eine neue Rekordhöhe. So erhöhten sich zum Beispiel die Detailhandelspreise für:

FrischmilchprodukteKonsumentenpreis 2022Im Vergleich zu 2021
Vollmilch UHT1.33 Franken/Liter+2,3 Prozent
Drinkmilch UHT1.40 Franken/Liter+4,9 Prozent
Kochbutter «Die Butter»3.55 Franken /250 Gramm+4,7 Prozent
Vollrahm UHT3.30 Franken/Halber Liter+1,2 Prozent
Fruchtjoghurt3.23 Franken/Kilogramm+6,0 Prozent
Käse  
Emmentaler AOP surchoix19.80 Franken/Kilogramm+3,2 Prozent
Gruyère AOP surchoix21.20 Franken/Kilogramm+2,9 Prozent
Appenzeller surchoix18.80 Franken/Kilogramm+2,2 Prozent
Mozzarella10.30 Franken/Kilogramm+4,6 Prozent

Der Preisanstieg bei den Produzentenpreisen wurde also in Form von höheren Konsumentenpreisen an die KonsumentInnen weitergegeben.

2023 sinken die Preise für Milch, Milchpulver und Butter wieder

Im laufenden Jahr 2023 sind die Preise für Milch, Milchpulver und Butter an den internationalen Märkten aber schon wieder deutlich gesunken. Das wirkt sich negativ auf den B-Preis aus. Dieser ist im Vergleich zu 2022 in den ersten Monaten dieses Jahres deutlich gesunken – und wird wohl noch weiter sinken.

Die B-Milch, die etwa zu Butter oder Milchpulver verarbeitet und exportiert wird, deckt damit oft nicht einmal die Fremdkosten. Die sogenannte A-Milch ergibt im Vergleich dazu eine gute Wertschöpfung.