Wie geht es der Dunklen Biene in der Schweiz?

Hans Jäckle, Vizepräsident mellifera.ch: Die Dunkle Biene gilt immer noch als gefährdet. Die rassenreine Zucht ist bei den Bienen aufwändig, was die Sache nicht einfacher macht. Die Standbegattung der Königin, bei der sie vom Stand aus auf den Hochzeitsflug geht und dabei begattet wird, funktioniert nicht, da sie dabei auch von Drohnen anderer Rassen begattet wird. Stattdessen gibt es folgende Optionen:

  • Die Dunklen Bienen werden im Kanton Glarus gehalten, wo alle anderen Bienenrassen verboten sind. Aber dort gibt es auch immer wieder Probleme von Einwanderung am Rande des Gebiets.

  • Die Königinnen werden auf einer Belegstation von Drohnen derselben Rasse begattet. Rundherum gibt es keine anderen Völker.

  • Die Königinnen werden unter dem Mikroskop künstlich besamt.

Unser Verein koordiniert als Zucht- und Prüfgemeinschaft die Belegstationen sowie die künstliche Besamung. Wir sind zuversichtlich, dass wir zusammen mit den ImkerInnen die Dunkle Biene erhalten können.

Wie steht es um die Züchterschaft? Gibt es genügend Nachwuchs, der sich mit dieser Erhaltungszucht auseinandersetzt?

Seit der Gründung des Vereins mellifera.ch ist die Erhaltungszucht der Dunklen Biene mehr oder weniger konstant geblieben. Das gilt auch für die aktive Züchterschaft. Wünschenswert wäre aber, dass sich vermehrt JungimkerInnen für den Erhalt der Dunklen Biene engagieren.

«Die rassenreine Zucht ist bei den Bienen aufwändig.»

Hans Jäckle, mellifera.ch

Die Imkerei hat auch mit Krankheitserregern zu kämpfen, welche die Bienenvölker schwächen. Wie geht die Dunkle Biene damit um?

Varroamilbe und Sauerbrut stellen auch für die Dunkle Biene eine Herausforderung dar. Im Film «More than honey» von Markus Imhoof gibt es eine Szene, in der ein Schweizer Imker seine Völker an die Sauerbrut verliert. Er erhält den Tipp, die Rasse zu wechseln, dann seien die Probleme weg. So einfach ist es aber nicht. Es sind alle Honigbienen-Rassen von diesen Krankheiten betroffen.

Wir setzen grundsätzlich bei der Zucht auf vitale Bienen. Es gibt ausserdem Hinweise, dass es eine gewisse Varroa-Toleranz bei den Bienen geben kann. Aktuell wird versucht, mit Analysen des Bienen-Genoms nach Markern für diese Toleranz zu suchen. Darauf könnte künftig selektiert werden. Aber so weit ist man in der Forschung noch nicht.

Bereits heute helfen uns moderne Instrumente wie die Genom-Analyse bei der Reinzucht der Dunklen Biene.

Apropos Züchtung: Welche Merkmale werden bei der Dunklen Biene züchterisch bearbeitet?

Uns ist wichtig, dass die Rasse einen ansprechenden Honigertrag erzielt. Das ist die direkte Folge aus einem starken Volk. Abgesehen davon ist der Honigertrag natürlich auch immer von Umweltfaktoren beeinflusst: Niederschlag und Temperatur, Standort und vorherrschendes Futterangebot.

Dann ist wichtig, dass die Brutanlage passt: Wir wollen ein möglichst geschlossenes Brutbild, bei dem das Futter gleichmässig als Kranz um die Waben angeordnet ist, so dass die Bienen zur Fütterung der Larven nicht weit gehen müssen.

Wir möchten ausserdem Schwarm-träge Völker – auch wenn das eigentlich gegen die Natur der Bienen ist. Aber so ein Schwarm nimmt ein Drittel bis zur Hälfte der Bienen mit. Zurück bleibt ein geschwächtes Volk, das wenig Honigertrag hat. Daher wollen wir keine Völker, die bereits im ersten Produktionsjahr schwärmen.

Zuletzt wird die Sanftheit der Dunklen Bienen beurteilt, indem beispielsweise die Anzahl Stiche gezählt werden.

Alles in allem konnten wir die Dunkle Biene so in den letzten Jahrzehnten zu einer Rasse formen, die sich gut zum Imkern eignet.

 

ZUM PORTRÄT DER DUNKLEN BIENE IM NUTZTIERLEXIKON