Die nationale Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten SMP vertritt zusammen mit ihren elf regionalen Mitgliedsorganisationen die Interessen der 17'500 Schweizer Milchproduzenten. Wir fragten die relevanten Verbände der Schweizer Landwirtschaft und Wirtschaft:

  1. Welche Rolle spielt die SMP im Schweizer Milchmarkt?
  2. Was sollte die SMP besser machen?
  3. Was sollte die SMP nicht mehr machen?

Mit Lob und/oder Kritik geantwortet haben der Schweizer Bauernverband SBV, der Berner Bauernverband (als grösster Kantonalverband), die Agrarallianz (vertritt 19 Organisationen aus Konsum, Umwelt, Tierwohl und Landwirtschaft), Bio Suisse und die IG Bauern Unternehmen (Interessengemeinschaft für «eine moderne, produzierende Landwirtschaft»).

DossierProduktion und VerarbeitungMilchmarkt SchweizDienstag, 21. Februar 2023 Je nach Standpunkt bezeichnen die angefragten Verbände die SMP als positiv «Machtfaktor im Schweizer Milchmarkt» oder negativ als «Zahlen-Akrobaten mit tausenden Statistiken».

Mehrmals wird darauf hingewiesen, dass die SMP «eine intensivere und bessere Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden suchen und die Meinungen in der Basis vermehrt abholen und integrieren sollte».

Nicht antworten konnten oder wollten Avenir Suisse, Economie Suisse, IP Suisse, die Stiftung für Konsumentenschutz SKS und das Amt des Preisüberwachers.


Schweizer Bauernverband SBV (Martin Rufer, Direktor)

  1. Die SMP ist das zentrale Sprachrohr der Schweizer Milchproduzenten und damit deren wichtigste Interessenvertretungs-Organisation.
  2. Die SMP muss ihren Fokus stark auf den Milchpreis legen. Dieser ist für die Wirtschaftlichkeit der Milchbetriebe zentral – und hier gibt es noch Defizite. Bei der politischen Interessensvertretung wünschen wir uns eine gute Zusammenarbeit mit dem SBV. Je geschlossener wir auftreten, desto erfolgreicher sind wir.
  3. Das Umfeld in Markt und Politik bleibt anspruchsvoll: Die SMP muss weiter sehr aktiv sein.

Berner Bauern Verband (Karin Oesch, Geschäftsführerin)

  1. Die SMP ist die Dachorganisation der Schweizer Milchproduzenten (Landwirte) und wird von diesen finanziert. Ihre Aufgabe ist es, die Interessen der Milchproduzenten in Politik und Gesellschaft zu vertreten und zu sichern. Eine wichtige Rolle nimmt die SMP hinsichtlich des Marketings für Schweizer Milch ein.
  2. Die SMP sollte eine intensivere und bessere Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden suchen – und die Meinungen in der Basis vermehrt abholen und integrieren.

Agrarallianz (Hansjürg Jäger, Geschäftsführer)

  1. Die SMP vertritt die Interessen der Milchbauern und trägt mit ihren Aktivitäten (namentlich dem Milchpreismonitoring) zur Markttransparenz und Stärkung der bäuerlichen Verhandlungsdelegationen bei.
  2. Die SMP hat mit der Unterstützung des «Grünen Teppichs» eine wichtige Vorbildfunktion eingenommen und gezeigt: Mit Marktpartnern gemeinsam ist die selbstverantwortliche Weiterentwicklung innerhalb einer Branche möglich.
    Sie kann (und muss) jetzt beweisen, dass sie einen Schritt weiter gehen und die Entwicklung gemeinsam mit ihren Milchproduzenten und den Konsumenten fortführen kann.Dazu gehören unter anderem die weitere Förderung von Tierwohl, Nachhaltigkeit im weiteren Sinne und einer graslandbasierten Milch- und Fleischproduktion im engeren Sinne sowie die Arbeit für gute Milchpreise.
  3. Die platte Milchwerbung mit Kuh Lovely sollte die SMP bleiben lassen.

Bio Suisse (Andreas Bisig, Leiter Märkte)

  1. Die SMP ist ein Machtfaktor im Schweizer Milchmarkt. Sie hat vor allem die Politik und mit Lovely auch das Marketing fest im Griff. Dank der SMP ist Schweizer Milch in breiten Bevölkerungskreisen präsent.
  2. Das Geschäftsmodell der SMP beruht auf der Allgemeinverbindlichkeit der Milchbeiträge. Wenn diese eines Tages wegfallen sollte, hätte die Organisation ein Problem. Es gilt deshalb, konsequent einen attraktiven Mehrwert für die Milchproduzenten zu schaffen, um auch in Zukunft bestehen zu können.
  3. Die SMP versucht, einheitliche Lösungen für alle Milchproduzenten zu finden. Ob das immer sinnvoll ist, ist eine andere Frage.Die Milchproduzenten sind keine homogene Masse. Es gibt viele verschiedene Betriebsformen. Ein Bio-Produzent kann erwarten, dass mit seinen Käsemarketing-Beiträgen auch sein Produkt beworben wird. Das ist heute nicht der Fall.

Bauern Unternehmen (Samuel Guggisberg, Präsident)

  1. Der «Grüne Teppich» kann als Rohrkrepierer bezeichnet werden. Die Mehrwerte dieses Labels kassieren, wenn überhaupt, die Grossverteiler – während sich die Milchproduzenten mit einem Trinkgeld abfinden müssen.
  2. Die SMP hat weder eine Führungsrolle, noch ist es ihr in den letzten 25 Jahren gelungen, die wirtschaftliche Situation der Milchviehbetriebe zu verbessern.Die SMP muss aktiver werden, aus der Verwaltungsrolle aussteigen und in der Politik kostendeckende Rahmenbedingungen für die Milchproduktion in der Schweiz aushandeln.
    Der «freie» Markt hat versagt und wird uns nicht in eine glorreiche Zukunft führen. Das haben unterdessen alle mit einem gesunden Menschenverstand verstanden.Die Aufgabe der SMP wird es sein, einen besseren Grenzschutz zu erwirken, der eine wirtschaftliche bzw. kostendeckende Milchproduktion in der Schweiz ermöglicht. Ansonsten wird es beim nächsten Generationenwechsel von Betriebsleitern zu einem richtigen Bruch in der Milchproduktion kommen, mit fatalen Folgen für die Selbstversorgung im Grasland Schweiz.
  3. Als Zahlen-Akrobaten mit tausenden Statistiken hat sich die SMP verdient gemacht. Leider bringen diese den Milchproduzenten keine Mehrwerte. Als Kontrolle von Marketingmassnahmen, was die SMP wirklich sehr gut macht, kann es nötig sein, eine Mindestzahl von Statistiken zu bewirtschaften.