Das Bild datiert vom Jahr 1974. Ich war damals in der Lehre bei Robert Meyer im luzernischen Grosswangen. Gleich zu Beginn der Lehre verriet er mir, dass der Kuhstall umgebaut werde. Deshalb besichtigten er und seine Frau Heidi Laufställe, wenige in der Schweiz und ein paar in Deutschland. «So etwas kommt für uns nie in Frage, weil die Kühe in Laufställen völlig verdreckte Schwänze haben», empörte sich Heidi Meyer nach der Rückkehr. Und sie regte sich noch tagelang darüber auf, dass es Bauern gebe, die Kühe einfach so frei im Stall herum laufen lassen.

Alle packen mit an beim Bau

Bald darauf tauchte schon das Baugeschäft Schmidiger und Albisser mit ihrem VW-Bus auf. Es war ein kleines Baugeschäft mit Schaufeln, Pickeln und einem kleinen Betonmischer. Die beiden Inhaber waren bislang die einzigen Angestellten, aber das änderte sich ab ihrem Auftauchen schlagartig. Nach der Stallarbeit ab 5 Uhr morgens und dem raschen Zmorge standen wir Lehrlinge, Sepp und ich, sowie der Türke Ali ab 7.30 Uhr bis 17 Uhr unter ihrem Kommando. Unser Chef machte die Bauleitung.

Schaufeln und pickeln was das Zeug hält

Sein Plan lautete, dass die zwei Läger mit bisher je zwölf Kühen hinten und vorne bis unter das Vordach verlängert werden sollen, mit dem Ziel: Ein Stall mit zwei Lägern zu je 20 Kühen. In der Mitte war ein Futtertenn geplant. Die alten Läger und die Zwischenwände wurden abgerissen, wir zwei Lehrlinge schaufelten, pickelten und wurden zwei Wochen lang von mit Druckluft angetriebenen Abbauhämmern durchgeschüttelt.

Das Läger muss sauber bleiben

Nachdem unsere Knochen und Gelenke etwas gelockert waren, wurden zwei Kanäle für die Schwemmentmistung betoniert. Die Läger wurden mit 1,45 bis 1,65 m sehr kurz, denn der Chef hatte als Bauleiter folgenden Tarif durchgegeben: «Im neuen Stall darf nie mehr eine Kuh auf das Läger scheissen, sondern nur noch in den Schwemmkanal». Die Raumhöhe des Stalls wurde nicht verändert, nur über dem Futtertenn war die Decke genug hoch, so dass man mit Traktor und Ladewagen fahren konnte. Zur Lüftung genügten je zwei Ventilatoren mit 40 Zentimeter Durchmesser an der Seite des Futtertenns, erklärte der Chef dem Lüftungstechniker. «Wenn das jemals funktionieren sollte, bekommst du die Ventilatoren gratis», offerierte der Techniker. Mein Chef ging den Handel ein.

Die gekreuzte Rasse ist zu gross für den Stall

Ein paar Jahre später besuchte ich mit der Klasse der Winterschule viele umgebaute Viehscheunen, unter anderem auch die von meinem ehemaligen Chef. Die Kühe standen in zwei Reihen in einen starren Halsrahmen gezwängt, mit den Hinterbeinen auf dem Gitterrost, statt auf dem Läger. Liegende Kühe lagen mit Hinterteil samt Euter auf dem Rost. Das war sicher unbequem für sie, denn der Rost lag zwölf Zentimeter tiefer als das Läger. Der Grund war, dass mein Ex-Chef seine Simmentalkühe mit Red Holstein gekreuzt hatte. Die neuen F1-Kühe waren viel länger. Vierzig Kühe in einem zu niedrigen Stall produzieren auch viel Wärme und aus diesem Grund präsentierte sich der Stall als eine Tropfsteinhöhle. Ich vermute, mein Chef verlor damals seine Wette. Denn schon ein paar Jahre später wurde der Stall erneut umgebaut, diesmal in einen Laufstall.