Das Weisse Alpenschaf WAS ist die häufigste Schafrasse in der Schweiz. Weshalb ist das WAS so beliebt?

Nutztier-LexikonNutztier-Rassen der ZukunftMontag, 25. Juli 2022Angelo Rizzi, Präsident Schweizer Zuchtverband des Weissen Alpenschafes: Das ist historisch bedingt. Ursprünglich sind in den verschiedenen Regionen der Schweiz weisse Schafe der Landschläge gezüchtet worden wie zum Beispiel Wildhauserschaf, Haslitalerschaf, Luzeinerschaf usw. 

Aus diesen Landschlägen entstand dann durch Veredelungskreuzungen mit Merinolandschafen und Île-de-France-Schafen das Weisse Alpenschaf.

Durch sein asaisonales Ablammverhalten ist das WAS eine sehr geeignete Rasse für verschiedene Haltungsformen. Ausserdem ist es sehr anpassungsfähig unter verschiedenen klimatischen Verhältnissen.

Wie entwickeln sich die Bestände des Weissen Alpenschafs?

Die Herdebuchbestände des WAS sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Dies bereitet uns als Rassenverband natürlich grosse Sorge.

Diverse Umstände sind dafür verantwortlich. Nebst der altershalben Aufgabe der Schafzucht oder der Aufgabe infolge der Grossraubtiere, kommt natürlich auch der Strukturwandel in der Landwirtschaft dazu. Für neue Züchter ist es heute nicht einfach, mit Tierhaltung zu beginnen, wenn man kein eigenes Land besitzt. Der Druck auf die Landbewirtschaftung durch die Haupterwerbslandwirte ist sehr gross.

Das WAS ist nicht nur ein Schaf für Liebhaber, sondern die Rasse ist auch geeignet für die wirtschaftliche Schaffleischproduktion. Wie sieht eine solche Produktion heute aus?

Insbesondere im Berggebiet, aber auch im Flachland, sind Vollerwerbsbetriebe mit Schafhaltung anzutreffen. Im Berggebiet sind es grossmehrheitlich Betriebe mit WAS-Schafen. Der Grund dafür ist die sehr gute Berggängigkeit und die hohe Raufutteraufnahmen der Rasse. Die Herdengrösse liegt je nach Betrieb bei rund 150 bis 300 produzierenden Mutterschafen.

«Die Nachfrage nach Lamm- und Schaffleisch ist derzeit gut bis sehr gut.»

Angelo Rizzi, WAS-Zuchtverband

Die klassische Haltungsform auf den Betrieben ist die Weidehaltung. So werden die Schafe zum Teil während des ganzen Jahres auf der Weide gehalten. Dies ist vor allem dort machbar, wo die Schneedecke nicht zu mächtig wird. Diese Haltungsform nennt man vielfach auch Winterweide oder Wanderherde.

Im Sommer sind die Tiere dann auf den Hochalpen anzutreffen, in Grenzlagen zwischen Weidegebieten für Rindvieh und dem unproduktiven Gelände. Die Stallfütterung beschränkt sich auf die Winterzeit, vorwiegend im Berggebiet mit entsprechenden Schneelagen.

Wie gross ist die Nachfrage nach Schaffleisch?

Die Nachfrage nach Lamm- und Schaffleisch in der Schweiz ist derzeit gut bis sehr gut. Vom Verzehr an Lamm- und Schaffleisch wird nur knapp 40 Prozent in der Schweiz produziert. Der Rest wird importiert. Es handelt sich beim Import vorwiegend um Edelstücke, am häufigsten Lammnierstücke.

In der Schweiz besteht zudem die Übernahmepflicht von inländischen Lämmern und Schafen durch die Importeure während den Hauptvermarktungs-Zeiträumen. Ein weiterer Anreiz an der Übernahme von inländischen Lämmern und Schafen besteht darin, dass die Übernahme solcher Tiere auf öffentlichen Märkten bei den Importeuren als Inland-leistung angerechnet wird.

Woran arbeiten Sie züchterisch gerade?

Das WAS ist eine sehr vielseitig geeignete Schafrasse mit sehr guten Tageszunahmen und einem vollfleischigen Qualitätslamm. An der Fleischigkeit wird zunehmend gearbeitet. Wir haben im Zuchtziel unserer Rasse ein «Qualitätslamm voll- bis sehr vollfleischig» formuliert.