Wie ich bereits in meinem letzten Bericht erwähnt habe, hat mein Bruder Jan beschlossen, mich bei meinem Agroforstprojekt zu unterstützen. Wir stehen in ständigem Kontakt, um Ideen und Meinungen darüber auszutauschen, wie die Arbeit auf La Escondida durchgeführt werden kann.

Die erste Etappe

Nach der Planung der verschiedenen Projekte, die wir auf dem Grundstück durchführen wollen, haben wir beschlossen, dass wir in einer ersten Phase die Erdarbeiten für den Bau der verschiedenen Speicherbecken durchführen müssen. Diese speichern bei Starkniederschlägen das abfliessende Wasser, damit es in Zeiten des Wassermangels nutzbar ist. Diese Art von Speicherbecken wird hier «Tajamares» oder «Represas» genannt.

Zunächst wurde mit einer Drohne eine vollständige Vermessung des Grundstücks durchgeführt. Mit einer Software wurde dann aus den einzelnen Bildern ein Höhenprofil erstellt. Zusammen mit einem Vermesser haben wir bestimmt, an welchen Standorten die Auffangbecken oder Drainagebecken sinnvoll wären.

Den Bau von Terrassen vermeiden

Das Ergebnis war, dass wir die Einzugsfläche für zwei «Tajamares» auf dem Grundstück bauen können. Zusätzlich wird ein Drainagebecken erstellt. Der kleine «Tajamar» wird eine Fläche von ca. einer Hektare einnehmen und ein Volumen von ca. 15'000 Kubikmetern haben. Dieser «Tajamar» sammelt das Wasser von ca. 30 ha. Der zweite «Tajamar» wird eine Fläche von 3,5 ha überfluten, ein Volumen von ca. 90'000 m3 einnehmen und das Wasser von 60 ha auffangen. Ein kleines Auffangbecken dient weiter dazu, das Wasser zu sammeln und zu verlangsamen. Durch ein Rohr wird dieses in den kleinen «Tajamar» geleitet. Mit dieser Bauweise kann der Bau von Terrassen vermieden werden.

Artenvielfalt fördern

Ein kleiner Bereich von etwa 3 Hektaren ist für die Erhaltung der heimischen Flora und Fauna geplant, ergänzt durch ein Biotop von ca. 5000 m2. Dieses drainiert im Winter die Fläche und führt das Wasser in das Speicherbecken.

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In diesem Biotop soll ein natürlicher Lebensraum geschaffen werden, der die Entwicklung von Flora und Fauna ermöglicht. Ziel wäre, dass sich wild lebende Wasservögel wie Enten, Reiher oder Eisvögel ansiedeln. Zudem wird es auch ein Ort sein, an dem sich die «Nutria», eine Art Biber, oder «Carpinchos», Wasserschweine, ansiedeln können. Auf dem Grundstück lebt bereits eine Familie von «Nutrias», die es sich an einem alten Speicherbecken gemütlich gemacht hat.

In Zukunft werden wir die Population stark kontrollieren müssen, da sie in den Dammwänden der Speicherbecken ihre Eingänge bauen. Bei einem zu dichten Höhlensystem kann es vorkommen, dass der Erdwall bricht und auf dem Nachbargrundstück grossen Schaden anrichtet. In den beiden Speicherbecken im Dammsystem dürfen keine Nutrias leben.

Staatliches Kontrollsystem

Uruguay wurde in den letzten Jahren auch nicht vom Klimawandel verschont. Die klimatischen Veränderungen führen dazu, dass die Niederschläge sehr unregelmässig sind, sodass es Perioden mit sehr starkem Regen und andere Perioden mit Wassermangel gibt. Dies führt dazu, dass von vielen landwirtschaftlichen Betrieben derzeit sehr grosse Investitionen in Speicherbecken getätigt werden.

Für all diese Arbeiten und Erdbewegungen ist natürlich die Genehmigung der Wasserbehörde «Dinagua» erforderlich. Grössere Betriebe tätigen Millioneninvestitionen in Speicherbecken mit mehreren Millionen Kubikmetern Speichervermögen, um Parzellen während der Sommermonate mit Pivots zu bewässern. Wenn jeder Betrieb diese Speicherbecken ohne die Kontrolle der Aufsichtsbehörde bauen würde, könnte dies zu Problemen in den natürlichen Flussläufen führen oder dazu, dass einige landwirtschaftliche Betriebe Probleme mit Wassermangel in Oberflächengewässern bekommen könnten.

Anspruch auf Wasser

Für den Bau der Speicherbecken mussten wir einen Vermessungsingenieur beauftragen, der mit uns die Daten überprüft und die Pläne und Genehmigungen bei der Aufsichtsbehörde einreicht. Auf diese Weise kann kein Nachbar in Zukunft Einsprüche gegen unsere Speicherbecken einreichen. Mit der Bewilligung haben wir nun Anspruch auf die gesamten Wassermengen, welche wir für das Befüllen der Speicherbecken benötigen. Falls ein Nachbar unter uns ein Speicherbecken errichten möchte, darf er unser Grundstück nicht als Wassereinzugsgebiet einbeziehen.

[IMG 3]Zur Person: Thomas Siegenthaler ist in Argentinien geboren und in Ganterschwil aufgewachsen. Er hat  Polymechaniker studiert und hatte den Wunsch, etwas anderes in seinem Leben zu machen. Er liess sich in Trinidad, Uruguay, nieder, wo er einen agroforstwirtschaftlichen Betrieb gründete, mit dem Ziel, auf nachhaltige Weise verschiedene Produkte wie Pekannüsse, Eier im Freiland und Viehzucht zu produzieren und betreiben.