Kurz & bündig

  • Matthias und Niklaus Ramseyer hacken Kartoffeln und striegeln Getreide.
  • Der Arbeitsaufwand beim Kartoffel-Hacken ist sehr hoch.
  • Das Striegeln von Getreide ist effizienter.
  • Beim Getreide wird der Zusatzaufwand gegenüber Pflanzenschutzmitteln mit Förderbeiträgen gedeckt, bei den Kartoffeln nicht.

Die Gebrüder Matthias undNiklaus Ramseyer aus Winterswil BE hacken ihre Kartoffelfelder, wie man das von früher kennt. «Wir striegeln die Dämme, dann häufeln wir sie wieder auf und dann das Ganze noch einmal», erklärt Niklaus Ramseyer.

Der Aufwand ist hoch. Bei jeder Durchfahrt braucht es auf dem Gerät einen Steuermann. Pro Hektare sind die beiden Brüder je ein bis zwei Stunden beschäftigt.

«Der Beitrag für den herbizidfreien Anbau von 400 Franken pro Hektare reicht hinten und vorne nicht, um die zusätzlichen Kosten für unsere Arbeit und den Traktor zu decken. Aber für uns zählt auch der Stolz, wenn wir ein Feld mechanisch sauber durchbringen. Und, ehrlich gesagt, wir machen die Arbeit noch gerne.»

Die Brüder sind sich jedoch bewusst, dass dies nur deshalb machbar ist, weil das Hackgerät bereits vorhanden war und keine zusätzlichen Investitionen notwendig waren.

Da sie Saatkartoffeln anbauen, haben sie auch etwas mehr Spielraum bei der Qualität der Kartoffeln.

Qualitätsrisiko durch zuviel Mechanik im Kartoffelanbau

Der Kartoffelanbau hat sich in den letzten Jahrzehnten grundsätzlich verändert. Viele Arbeitsschritte werden heute kombiniert ausgeführt.

Mit dem All-in-One-Verfahren wird von der Bodenbearbeitung über das Legen bis zur abschliessenden Dammformung alles in einem Zug erledigt. Das ist effizienter und bringt qualitative Vorteile. Die Dämme werden abschliessend geformt und die Kartoffeln sind mit genügend Erdreich umgeben. Das verhindert grüne Stellen an den Knollen. Kratzt man wie Ramseyers am Damm und baut ihn dann wieder auf, ergibt sich diesbezüglich ein Risiko.

Weil bei Saatkartoffeln die Toleranzen höher sind als bei Speisekartoffeln, ist das Risiko jedoch geringer. Zusätzlich wird bei Saatkartoffeln etwa Ende Juni das Kraut und allfälliges Unkraut vernichtet.

Geerntet wird bereits im August. Das Risiko einer Spätverunkrautung kann dadurch, anders als bei Speisekartoffeln, deutlich reduziert werden.

Auch beim Getreide zählt die Freude an der Arbeit

Auch das Getreide halten Ramseyers mechanisch unkrautfrei. Hier haben sie eine viel höhere Flächenleistung als bei den Kartoffeln. Ein Mann benötigt rund 20 Minuten pro Hektare.

«Hier lohnt sich der mechanische Einsatz, wenn man bedenkt, dass man pro Jahr und Hektare eine Stunde Aufwand hat, Pflanzenschutzmittel einspart und einen Förderbeitrag erhält. Es ist auch hier eine Genug-tuung, wenn man rein mechanisch einen sauberen Bestand führt.»

Matthias und Niklaus Ramseyer haben in den vergangenen Jahren verschiedene Unkraut-Striegel mit unterschiedlichem Erfolg getestet. Dabei hat es sich gezeigt, dass vor allem die Ackeroberfläche möglichst eben sein muss, damit eine einheitliche Arbeitswirkung möglich ist.

Ist dies nicht der Fall, liessen sich vor allem ältere Striegel nicht immer optimal einstellen. In diesem Frühjahr mieteten sie einen Exakt-Striegel von Treffler. Dieser gleicht Unebenheiten mit einzeln gefederten Zinken aus und erzeugt dabei immer den gleichen Zinkendruck.

«Wir haben leichte Böden, welche rasch abtrocknen. Wir können im Frühling zeitig striegeln, wenn das Wetter mitspielt.» Dank der leichten Böden erfolgt die Saatbett-Bereitung mit einer Federzinken-Egge und anschliessender Saat. Dies kann eine etwas unebene Oberfläche ergeben und zu den erwähnten Problemen bei der Striegel-Einstellung führen.

Weil der moderne Striegel jedoch besser mit der Situation zurechtgekommen ist, wollen sie auch in Zukunft mit der Federzinkenegge das Feld vorbereiten, aber die Einstellung noch etwas optimieren.

Das Beispiel zeigt, dass die Verfahren zueinander passen müssen und bereits bei der Saatbettzubereitung an die Unkrautbekämpfung gedacht werden muss.

Keine Kompromisse bei Ertrag und Qualität

Bei aller Freude ob der mechanischen Unkrautbekämpfung: Für die Gebrüder Ramseyer kommen die Qualität und die Ertragsmenge an erster Stelle. Hier gehen sie keine Kompromisse ein. Das führte auch zur paradoxen Situation, dass sich die Förderbeiträge in die Quere gekommen sind.

So fördert beispielsweise der Kanton Bern die Saat von Getreide in breiten Reihen, damit sich Hasen ansiedeln können. Die breiten Reihen haben jedoch einen Haken, weil lange Licht in den Bestand einfällt und sich Unkraut entwickeln kann.

Beim Striegeln geht es darum, dass sich ab einer gewissen Bestandesgrösse, ab welcher nicht mehr gestriegelt werden kann, die Reihen schliessen. Dann nimmt die Hauptkultur dem Unkraut das Licht – bei breiten Reihen ist das aber nicht der Fall.

Ob mechanisch oder chemisch: Es ist auch eine Frage von Förderbeiträgen, solange Handel und Konsument nicht für den Wert hinter dem Produkt aufkommt. «Langfristig müssen die Mehrkosten vom Handel und vom Konsument über die Produktepreise getragen werden.»

 

So sehen die Gebrüder Ramseyer die mechanische Unkrautbekämpfung in zehn Jahren

«Mechanische Unkrautbekämpfung wird eine grossflächig etablierte Methode in sämtlichen Ackerkulturen und sämtlichen Bewirtschaftungsformen, egal ob biologisch oder konventionell.»

 

 

So werden die Unkräuter mechanisch kontrolliert

  

Wichtigste Kulturen, die gestriegelt oder gehackt werden

Optimale Zeitpunkte der mechanischen Unkrautbekämpfung (Wunschtermine)

Triticale

Während der Bestockung, zirka Mitte März

Pflanzkartoffeln

Zirka 4 Durchfahrten von Anfang April bis Mitte Mai. Wichtigster Faktor in den Kartoffeln ist die Bodenfeuchtigkeit, die nicht zu hoch sein darf.

Bei beiden Kulturen ist die mechanische Unkrautbekämpfung stark von der Witterung abhängig. Da Pflanzkartoffeln früher als Speisekartoffeln geerntet werden, wird das Kraut bereits Ende Juni vernichtet, was eine Spätverunkrautung verhindert.

 

 

Betriebsspiegel Gebrüder Ramseyer

Matthias und Niklaus Ramseyer, Winterswil BE

LN: 45 ha

Bewirtschaftung: ÖLN / IP-Suisse

Kulturen: Hafer (Saatgetreide), Triticale (Saatgetreide), Pflanz-kartoffeln, Silomais, Kunstwiese, Raps, Eiweiss-Erbsen

Tierbestand: 55 Mastrinder IP-Suisse

Arbeitskräfte: Betriebsleiter, Fritz Ramseyer (Vater), Aushilfen