Kurz & bündig

  • Christoph Hagenbuch ersetzt beim Getreide Herbizide mit dem Striegel.
  • Der Arbeits- und der Zugkraft-bedarf verdoppeln sich dabei.
  • Mit Förderbeiträgen kann jetzt ein mechanisches Verfahren, passend zum Betrieb, entwickelt werden.
  • Bei Süsskartoffeln gibt es nur einen chemischen Wirkstoff. Mit modernen Striegeln lassen sich die Dämme ebenfalls mechanisch bearbeiten.

Christoph Hagenbuch aus Oberlunkhofen AG sieht es nüchtern: «Förderbeiträge sind mein Anreiz für den Striegel-Einsatz und der Grund, weshalb ich bei der Unkrautbekämpfung auf die Feldspritze verzichte.»

Er befürchtet, dass der gesellschaftliche Druck in einigen Jahren die chemische Unkrautbekämpfung in der Schweiz stark einschränken oder verbieten wird. «Deshalb setzen wir uns bereits jetzt mit dieser Situation auseinander und sammeln Erfahrungen.» Christoph Hagenbuch und sein Vater Hans, welche den Betrieb gemeinsam führen, trainieren seit zwei Jahren mit dem Striegel. Zunächst mieteten sie einen älteren Striegel aus der Nachbarschaft aus.

Dieser Striegel kann noch nicht so exakt eingestellt werden, wie dies bei heutigen Modellen möglich ist. Unebenheiten werden nur grob ausgeglichen, weshalb die Wirkungsweise der Zinken nicht über die gesamte Arbeitsbreite dieselbe ist. Beim Weizen war die Arbeitsqualität allerdings ausreichend.

Ein Treffler-Striegel unterstützt die Arbeit

Seit der Saison 2020 setzen Hagenbuchs einen neuen Striegel von Treffler ein. Das Modell hält einen konstanten Zinkendruck bei unterschiedlicher Bodenoberfläche und kann auch bei Kartoffeldämmen eingesetzt werden.

Einen besonders grossen Nutzen erhofft sich Hagenbuch bei den Süsskartoffeln. Nach ersten Versuchen im letzten Jahr erwartet er eine gute Unkraut-Wirkung und will dadurch viele Stunden für das Jäten von Hand einsparen. «Dies ist ein spezieller Einsatzzweck, welcher uns jedoch hilft, den Striegel schneller zu amortisieren.»

Süsskartoffeln werden Ende Mai gepflanzt und brauchen eine intensive Pflege, wobei nur sehr wenig Herbizide bewilligt sind. Der Unkrautdruck ist im Juni am höchsten. Mit dem Striegel kann viel erreicht werden, wenn man ihn früh genug einsetzt, so dass Unkraut im Keimblattstadium von den Dämmen gestriegelt werden kann.

Pflanzenschutzmittel haben auch Vorteile

Christoph Hagenbuch bemerkt, dass die Technik für das Striegeln teuer ist. Zudem ist der Arbeitsaufwand hoch. Deshalb steht er nicht bedingungslos hinter dem mechanischen Verfahren.

Für ihn sind Pflanzenschutzmittel keine Giftcocktails, wie sie von der Gesellschaft teilweise verteufelt werden. «Ich habe nichts gegen Pflanzenschutzmittel. Sie helfen, unsere Erträge zu sichern. Deshalb bin ich froh, können wir auf sie zurückgreifen.»

Hagenbuch sieht noch weitere Vorteile: «Pflanzenschutzmittel sind auch wirtschaftlich. Mit dem Striegel habe ich einen doppelt so hohen Aufwand und die Traktor-Stunden verdoppeln sich auch.»

Getreide: von intensiv zu IP-Suisse

Als Christoph Hagenbuch vor zwei Jahren mit dem Striegeln der Getreidekulturen begann, veränderte sich der Betrieb auch anderweitig. Die Milchproduktion wurde aufgegeben. Wurde bis dahin vor allem Gras, Mais und Weizen intensiv angebaut, wird heute mehr Getreide produziert und an IP-Suisse geliefert. Die Intensität wurde gesenkt. Mit Erträgen um 60 bis 70 Kilogramm ist Christoph Hagenbuch jedoch zufrieden mit dieser Produktionsweise.

Wegen der Umstellung auf die mechanische Unkrautbekämpfung wurden keine speziellen Vorkehrungen getroffen. Die Bodenbearbeitung und Feldvorbereitung beim Getreide haben Hagenbuchs nicht geändert.

Zeitpunkte nicht verpassen und auf passendes Wetter hoffen

«Mit dem Striegel muss man früher fahren als mit der Feldspritze. Zu früh ist aus meiner Sicht gar nicht möglich. Je kleiner die Unkräuter, desto leichter lösen sie sich im Boden oder sie werden durch Erde verschüttet.»

Die Hauptkultur hat einen festeren Halt im Boden als einjähriges Unkraut. Sie nimmt nur optischen Schaden, der auf die weitere Pflanzenentwicklung keinen grossen Einfluss ausübt.

Das Unkrautbekämpfungs-Programm beim Weizen sieht derzeit so aus, dass die Saat im Herbst nach den Zuckerüben eher spät erfolgt. Dadurch findet der erste Striegel-Durchgang erst im Frühling statt – sobald es die Bodenbedingungen zulassen.

Einige Tage bis Wochen später folgt meistens noch eine weitere Durchfahrt. Das Wetter hat jedoch einen grossen Einfluss. Oftmals ist es zu nass: In diesem Jahr war es besonders heikel. Es dauerte lange, bis einige Schönwettertage nacheinander folgten. «Das ist wichtig, ansonsten kommt es mit dem nächsten Regen wieder zum Bodenschluss der Wurzeln, bevor sie an der Oberfläche vertrocknet sind.»

Letztlich ist Christoph Hagenbuch jedoch der Meinung, dass man auf die chemische Unkrautbekämpfung einfacher verzichten kann, als beispielsweise auf den Fungizid-Einsatz. «Besonders, wenn ich an den Kartoffelanbau denke», sagt er. Bei den Kartoffeln kennen er und sein Vater Hans keine Kompromisse. Hier ist das Produktionsverfahren intensiv.

Er sieht es als Vorteil, wenn man auf dem gleichen Betrieb Kulturen chemisch wie auch mechanisch pflegen kann. Falls etwas schief läuft, kann man noch chemisch korrigieren, um den Ertrag zu sichern. Wie in einem Trainingsspiel kann man jetzt die Taktik trainieren, bevor es um die Wurst geht, sobald immer mehr Herbizide verboten werden.

 

Hier wird Unkraut mechanisch kontrolliert


  

Wichtigste Kulturen, die gestriegelt oder gehackt werden

Optimale Zeitpunkte der mechanischen Unkrautbekämpfung (Wunschtermine)

Weizen

März

Süsskartoffeln

Mai bis Juni

Weil der Weizen nach Zuckerrüben eher spät im Herbst gesät wird, erfolgt der erste Striegel-Durchgang erst im Frühjahr. Beim Einsatz in Süsskartoffeln soll eine spätere Verunkrautung, verbunden mit viel Handarbeit, reduziert werden.

 

 

So sieht Christoph Habenbuch die mechanische Unkrautbekämpfung in zehn Jahren

«Ich denke, dass in zehn Jahren bei relativ «striegelfreundlichen» Kulturen wie Weizen, Dinkel, Gerste oder Mais der Anteil an gestriegelter Fläche bei 80 Prozent liegen wird. Dies deshalb, weil Herbizide einen gesellschaftlich schweren Stand haben und deshalb immer mehr eingeschränkt werden.»

 

 

Betriebsspiegel der Familie Hagenbuch

Hans und Christoph Hagenbuch, Oberlunkhofen AG

LN: 60 ha

Bewirtschaftung: ÖLN

Kulturen: Kartoffeln, Getreide (Weizen, Dinkel. Braugerste), Körnermais, Raps, Süsskartoffeln (zusammen mit Sebastian Hagenbuch, Cousin), Karotten, Topinambur

Tierbestand: 35 Mutterkühe und Nachzucht (Betreuung durch Hans Hagenbuch, Vater)

Weitere Betriebszweige: Schnittblumenfeld, Hofladen mit Direktverkauf

Arbeitskräfte: Hans und Christoph Hagenbuch, zwei langjährige polnische Mitarbeiter, saisonale Aushilfen