Kurz & bündig
-Die Photovoltaikanlage auf der Stöckweid wurde 2011 erstellt und dient Maya und Jean-Jacques Duperrex als Pensionskasse.
-Die Anlage hat einen Vertrag für die kostendeckende Einspeise-vergütung (KEV).
-Ein Hagelschlag legte die Anlage im Juni 2021 still. Es kam zum Totalschaden.
-Der Produktionsausfall war durch eine Versicherung gedeckt.
-Der Materialersatz wurde durch die Gebäudeversicherung gedeckt.

AboBis zu 20 cm wachsen grüne Spargeln pro Tag. Deshalb erntet die Familie Duperrex zwei Mal pro Tag.«Schulterblicke»Spargel & Kürbisse: Die Spezialkulturen der StöckweidFreitag, 27. Mai 2022 Die Familie Duperrex scheut sich nicht vor arbeitsintensiven Betriebszweigen: Das ist beispielsweise beim Spargel- und beim Kürbisanbau zu sehen.

Im Gegensatz zu diesen Kulturen ist die Solaranlage auf den Stalldächern das pure Gegenteil. Sie funktioniert von selbst und braucht nur wenig Arbeit. Ausser jetzt: Baugerüste um die Gebäude herum weisen auf Bauarbeiten auf dem Dach hin. Ein Jahr lang war die Stromproduktion eingestellt, Ende Juni 2022 gehen die neuen Module wieder ans Netz.

Vater Jean-Jacques Duperrex interessierte sich seit langem für die Stromproduktion mit Photovoltaik. Er meldete sich im Jahr 2009 für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) an. Mit der KEV hat der Bund das Erstellen von Solaranlagen gefördert und mit den Investoren langjährige Verträge abgeschlossen.

Diese garantieren den Bauherren einen sicheren Erlös pro Kilowattstunde (kWh) für die produzierte Strommenge. Dadurch konnte das Risiko der meist mehrere hundert-tausend Franken teuren Investitionen auf ein überschaubares Niveau gesenkt werden.

Die Infrastruktur musste verstärkt werden

Jean-Jacques Duperrex investierte in den Jahren 2011 und 2016 insgesamt rund 600 000 Franken in den Modulaufbau und die übrige Technik, wie etwa die Wechselrichter. Dazu kamen weitere technische Anpassungen und Verstärkungen an der Infrastruktur, zum Beispiel eine leistungsfähigere Stromverbindung zum Trafo. Diese 150 Meter lange Verbindung musste die Familie Duperrex selbst bezahlen, da die Stöckweid der letzte Betrieb am Netz war.

Duperrex haben dafür Tausende von Franken investiert. Offeriert war die Arbeit mit 60 000 Franken. Dank viel Eigenleistung bei den Grabungsarbeiten halbierten Duperrex’ die Kosten.

Einem Solarpionier aus dem Dorf hat Knonau seine führende Rolle bei der Solarstromproduktion zu verdanken. Gleich mehrere Anlagen sind im Zeitraum um 2010 erstellt worden. Der Fachmann hat die Interessierten beraten und machte die notwendigen Planungen. Der Kataster des Dorfs ist günstig, die Sonne scheint häufig genug, um Solarstrom zu produzieren.

Photovoltaikanlage als Pensionskasse

Im Jahr 2011 wurde die Anlage in Betrieb genommen. Sie hatte eine Leistung von 117 kW. Die Entschädigung beträgt 48 Rp./kWh. Diese wurde aber erst ab dem Jahr 2013 ausbezahlt, als der KEV-Vertrag zu laufen begann. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Erlös durch das lokale Elektrizitätswerk während zweier Jahre knapp kostendeckend.

Im Jahr 2016 wurde die Anlage um 65 kW vergrössert. Ab diesem Zeitpunkt wurde die kostendeckende Einspeisevergütung auf einen Mischpreis von 38 Rp./kWh gesenkt. Dies steht in Zusammenhang mit den stetig gesunkenen Anlagekosten und dem Verteilkampf um die Fördergelder.

Die Familie Duperrex ist heute froh, hat sie die Anlagen erstellt. Die Rendite, die zu erwarten war, ist interessant. Und die Produktion kann sich sehen lassen und liegt über den Kalkulationen. Für die Eltern-Generation auf der Stöckweid dient die Rendite des investierten Kapitals als Anlage wie eine Pensionskasse.

Hagel legte den stillen Arbeiter lahm

Im Jahr 2021 stellte der Hagel den Strom am 28. Juni auf einen Schlag ab. Die Module sind wegen Tennisball-grossen Hagelkörnern zum Teil gebrochen und konnten nicht mehr weiter am Netz belassen werden. Denn der restliche Strom, welcher die «bombardierte» Anlage noch lieferte, war eine Brandgefahr. Der Anlagebauer empfahl, die Anlage sofort vom Netz zu nehmen.

«Das ist kein schönes Gefühl, wenn eine solche Anlage auf einen Schlag vernichtet wird. Es ist, wie wenn Ackerkulturen einen Totalschaden erleiden», meint Jean-Jacques Duperrex. Die Anlage ist ein stiller Arbeiter, der ihm immer grosse Freude machte. Schien die Sonne und produzierte die Anlage auf dem Dach voll, brachte sie ohne weiteres Zutun die Kasse zum Klingeln.

«Ich bin froh, dass wir den Anlageausfall mit einer entsprechenden Versicherung gedeckt hatten. So wird der Ausfall in der Höhe der durchschnittlichen Erträge der letzten drei Jahre ersetzt.»

Hagelschaden bringt viel Zusatzarbeit

Der Schaden an der Anlage selbst ist durch die Gebäudeversicherung abgedeckt. Der Ersatz der Anlage ist bis Ende Juni 2022 abgeschlossen. Die Anlage war also rund ein Jahr ausser Betrieb.

Die Zeit war geprägt von vielen Abklärungen. Diese waren nicht nur versicherungstechnischer Natur, sondern auch bedingt durch die Technik, die sich im Lauf der Jahre weiter entwickelt hat. Die genau gleichen Solarmodule aus dem 2011 gibt es heute nicht mehr. Es waren beispielsweise Anpassungen am Unterbau notwendig. Dort wurden die darunter liegenden Eternitplatten ersetzt und das gesamte Dach wurde auf den neusten Stand gebracht.

In diesem Zusammenhang musste auch der Heustock verlesen und heruntergefallene Dachteile aussortiert werden. Die Familie Duperrex musste sich den Folgen des Wetterereignisses stellen.

Obschon die Versicherung vieles abdeckt, entsteht bei einem Hagelschaden viel Zusatzarbeit, der man sich meistens sofort stellen muss und die nicht aufgeschoben werden kann. Aller Versicherungen zum Trotz bringt ein Schadenereignis – wie hier der Hagel – rasch ein grosses Durcheinander, das zur sonstigen täglichen Arbeit gemeistert werden muss.

Die neuen Photovoltaikmodule produzieren mehr Strom

Nun zeigt sich jedoch eine unvorhergesehene Situation. Die gleiche Dachfläche liefert dank der technischen Entwicklung der Solarmodule eine um einen Viertel höhere Produktion als die bisherigen Module, auf denen der KEV-Vertrag basiert. Da ein solcher Vertrag von der Fläche und der Modulleistung abhängt, wird nun nicht mehr die ursprüngliche Modulfläche benötigt. Dafür wurde der KEV-Vertrag angepasst. Da jedoch die ursprüngliche Fläche mit neuen Solarmodulen ersetzt wurde, kommt es zu zwei getrennten Solarsystemen auf den Dächern der Stöckweid. Die übrigen rund 40 kWh, welche die Anlage mit der neuen Technik nun mehr produziert, wird als Eigenstrom auf dem Betrieb genutzt.

Der Überschuss gelangt ins Netz. Dafür wird jedoch nicht der Betrag vom KEV-Vertrag bezahlt, sondern die Grundentschädigung des Energiewerks. Dieser ist im besten Fall kostendeckend und es lohnt sich nicht, eine Anlage deswegen zu bauen.

In Zukunft soll eigener Strom genutzt werden

Zunehmend stellt sich durch den Eigenstrom die Frage der Stromnutzung auf der Stöckweid. Die Einrichtungen im Milchviehstall und die Kühlgeräte für die Waren, die im Hofladen angeboten werden, benötigen viel Strom. Jährlich sind es rund 100 kWh. Man könnte in Zukunft also knapp die Hälfte davon mit Strom aus eigener Produktion abdecken. Serge Duperrex will hier im nächsten Jahr den Lastgang analysieren und anhand der Ergebnisse die Stromverbraucher, sofern möglich, neu programmieren. Dann, wenn der Strom anfällt, soll möglichst viel davon verbraucht werden: Die Gülle etwa könnte am Tag gerührt werden.

Ausser einem Stapler gibt es derzeit kein elektrobetriebenes Fahrzeug auf der Stöckweid. Ein Betriebsfahrzeug für den Verkehr in der Nähe könnten sich Vater und Sohn Duperrex jedoch vorstellen. Ein Elektrovelo haben sie bereits gekauft, welches vor allem von Maya Duperrex gefahren wird.

Für einen elektrisch betriebenen Traktor sehen die Betriebsleiter die Zeit auf ihrem Betrieb noch nicht reif. Hier braucht es noch Entwicklungen für mehr Speicherkapazität, da die Traktoren zum Teil lange am Stück im Einsatz stehen und dabei auch viel Leistung abverlangt wird.

Viel Energie bleibt ungenutzt

Jean-Jacques Duperrex findet es wichtig, dass man Energie aus vorhandenen Ressourcen nutzt. Hier sieht er noch viel Potenzial für Landwirtschaftsbetriebe. Zum Beispiel im Vergären von Mist und Gülle.

«Es müsste modulartige Einrichtungen geben, die mit einer betriebsspezifischen Grösse aufgestellt werden, um aus dem anfallenden Hofdünger Biogas zu gewinnen, ohne das Material in eine zentrale Anlage hin- und herzufahren.»

Jean-Jacques Duperrex bewundert die Tüftler, welche mit viel Arbeit selbst solche Projekte realisieren. So zum Beispiel auch bei anderen Energiequellen wie Wasser- oder Windkraft. «Von der Politik könnte man hier etwas mehr Unterstützung erwarten, denn mit Idealismus alleine kommt man nicht weiter.»

Energieeffizienz in allen Betriebszweigen

Die Energiefrage ist nicht nur eine Frage der Produktion davon, sondern auch davon, diese einzusparen und nicht oder weniger Energie zu verbrauchen. Jean-Jacques und Serge Duperrex handeln auch hier mit Effizienz und haben zum Beispiel Arbeitsgänge beim Ackerbau kombiniert. Mit der Spatenmaschine, welche Serge mit einer Säeinheit ergänzt hat, kann von der Grundbodenbearbeitung bis zur Saat, alles in einem Zug erledigt werden.

Bei der Heubelüftung saugt der Lüfter unter dem Dachraum Warmluft an. Diese ist bei Sonnenschein um bis 15 Grad wärmer als die Aussenluft und trocknet das Futter schneller.

«Ich finde es wichtig, dass man sich immer nach neuen Möglichkeiten umsieht, um auf dem Betrieb Energie einzusparen», ist Jean-Jacques Duperrex überzeugt.

Als Beispiel nennt er die Futterernte. Dabei machen Duperrex’ auf der Stöckweid heute weniger Schnitte als früher. «Lässt man den Bestand etwas älter werden, kann man pro Jahr einen Schnitt auslassen, ohne Ende Jahr weniger Menge geerntet zu haben. Aber natürlich darf dabei das Nährstoffverhältnis oder der Zellulosegehalt nicht ausser Acht gelassen werden, wenn dies dann mit Kraftfutterzukauf kompensiert werden muss.»

Apropos Zukauf von Betriebsstoffen: Dabei versuchen die beiden Betriebsleiter, so viele eigene Ressourcen wie möglich einzusetzen. Zum Beispiel Holz bei der Heizung – oder den Wirkungsgrad der Hofdünger durch den Pflanzenkohlen-Einsatz zu steigern.

Das Energiebewusstsein ist also nicht nur eine Frage, wie man Energie produziert, sondern auch, wie man den Verbrauch reduzieren kann. Das ist eine Herausforderung, welche sich die Gesellschaft noch bewusst werden muss. Die Familie Duperrex handelt längst danach.

 

Nach einem Hagelschaden im Sommer 2021 musste die Photovoltaikanlage auf den Dächern der Stöckweid vom Netz genommen werden. Alle Solarmodule erlitten einen Total-schaden und mussten ersetzt werden.

 

Betriebsspiegel Stöckweid
Serge und Jean-Jacques Duperrex, Maya Duperrex, Knonau ZH
LN: 51,3 ha plus 2,8 ha Wald
Kulturen: Silomais, Winterweizen, Wintergerste, Urdinkel, Kunstwiesen, Kürbis, Spargel, Streuwiesen
Tierbestand: 57 Milchkühe (H, RH, Brown Swiss)
Weitere Betriebszweige: Lohn-arbeiten (Silieren, Mähen, Saaten), Direktvermarktung mit Hofladen, Hofgastronomie, Solaranlage, 1. August-Brunch
Arbeitskräfte: Jean-Jacques, Maya und Serge Duperrex, Lehrling Jan Burkard (50 %),Kati Fábián (März bis November),diverse Aushilfen und Tagelöhner

 

Reinigen lohnt sich immer
Die Photovoltaikmodule werden auf der Stöckweid normalerweise im März und im September gereinigt. Dazu setzen Duperrex’ eine hochtourige Bürste ein, welche von Hand leicht über die Module geschoben werden kann. Eingesetzt wird gesammeltes Regenwasser. Dieses ist kalkfrei und hinterlässt auf den Modulen keine Rückstände. Die Arbeit dauert gut einen Tag und lohnt sich. Nach dem Reinigen steigt die Stromproduktion um bis zu zehn Prozent an. Blütenstaub, verfrachtet aus dem Wald oder Staub von der Heubelüftung, reduzieren die Leistung.

Jean-Jacques Duperrex hat anfangs auch deshalb in die Photovoltaikanlage investiert, da er die Rendite als eine Art Pensionskasse sieht. Diese benötigt er vor allem nach der Hofübergabe.

Die Photovoltaikanlage gehört jedoch zu den Gebäuden, welche er bei der Hofübernahme an Serge abgibt. Wie die Regelung erfolgt und Jean-Jacques weiterhin an der Rendite der Anlage partizipiert, wird derzeit abgeklärt.

Eine Photovoltaikanlage ist also nicht nur eine stromtechnische Angelegenheit, sondern auch eine vertragstechnische Angelegenheit.