Eigentlich ist es nichts Neues: Bäume erfüllen viele wichtige Funktionen. Sie produzieren Sauerstoff, binden Feinstaub, nehmen Wasser auf und reduzieren die Hitze. Dies scheint in den letzten Jahrzehnten in den Stadtplanungsämtern etwas in Vergessenheit geraten zu sein. Doch seit heisse Sommer dominieren und es besonders in den Städten ausnehmend warm wird, oder sintflutartig regnet, geraten Bäume in Städten wieder in den Fokus.

Nachbessern

In den letzten Jahrzehnten wurden viele Bäume in Städten gefällt. Die Gründe sind verschiedenartig. Oft stehen sie Bauvorhaben im Weg. Stadtplanerinnen sagen, dass kahle Plätze vor schmucklosen Betonbauten, wie sie sich heute in Neubauquartieren präsentieren, vor mehr als zehn Jahren geplant worden seien. Damals sei man sich des Problems der Hitzeentwicklung noch nicht so bewusst gewesen. Die Städte würden nachbessern. So beispielsweise in Bern bei der Bahnhaltestelle Wankdorf. Dort prägten Bürogebäude von Post und SBB sowie zubetonierte Vorplätze das Bild. Die Bauten ohne Grün blieben, aber auf den Plätzen wurden Grünzonen geschaffen und sogar Bäume gepflanzt.

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Tramlinien gegen Bäume

Auf Bäume auf Privatgrundstücken haben Stadtverwaltungen keinen Einfluss. Auch sie werden oft gefällt, weil Parzellen gewinnbringend und die gesamte Fläche ausnützend zugebaut werden. Manchmal stören Bäume, weil sie Saatkrähenkolonien Nistgelegenheiten bieten. Sogar Baumalleen werden geopfert, wenn neue Tramlinien gebaut werden. Dies wird der Fall sein, wenn in Bern Tramschienen nach Ostermundigen gelegt werden. Die Städte pflanzen zwar neue Bäume. Doch was dabei zu wenig beachtet wird: Es dauert Jahrzehnte, bis sich wieder prächtige Baumkronen entwickelt haben, wenn sich die Jungbäume überhaupt so lange behaupten können.

Mangelhafte Möglichkeit für Wurzelwerk

Oft serbeln sie nämlich. Ein Grund dafür ist, weil sie ihr Wurzelwerk nicht richtig ausbilden können. Im Untergrund von Städten befinden sich zahlreiche Schächte und Leitungen. Zudem ist der Boden oberhalb zubetoniert. Ein Baum müsste sein Wurzelwerk in gleicher Grösse entwickeln können, wie die Krone. Dazu hat er oft nicht die Möglichkeit. Stadtbäume werden darum nicht mehr hunderte von Jahren alt, sondern lediglich im Schnitt noch 25 bis 30-jährig.

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Einheimisch oder fremdländisch

Die Stadtgärtnereien verschiedener Schweizer Städte testen unterschiedliche Baumarten auf ihre Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit. Es gibt Experten, die Wert darauf legen, dass die Bäume aus den entsprechenden geographischen Gebieten der Städte stammen. Andere meinen, dass Funktion und Widerstandskraft eines Baums zentral seien, nicht so sehr seine Heimatregion. Einig ist man sich, dass das Artenspektrum, das in Schweizer Städten gepflanzt wird, auf Arten aus der Balkanregion ausgeweitet wird. Auf jeden Fall machen Städte mit dem Pflanzen von Bäumen vorwärts. Genf beispielsweise will bis 2030 einen Viertel der Stadtfläche mit Bäumen bepflanzen, dies etwa entlang von Strassen und auf Parkplätzen.

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Die Leere vor dem Fenster

Bäume lösen Emotionen aus. Wird plötzlich ein Baum gefällt, ist es leer vor dem Fenster. Man fühlt sich ausgestellt. Vögel können nicht mehr auf den Ästen sitzen und in den Zweigen nach Nahrung suchen oder nisten. Auch wenn junge Bäume gepflanzt werden, es geht viele Jahre, bis sie eine stattliche Grösse erreicht haben, so dass ihre Krone wieder Schatten gewährt.

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Schwammwirkung

Bäume saugen bei Regen das Wasser mit ihren Wurzeln auf. Sie wirken wie ein grosser Schwamm. Auch in dieser Beziehung sind Bäume hilfreich. Anstatt dass das Wasser einfach abfliesst und es gar zu Überschwemmungen kommt, wird es von den Bäumen genutzt und in Form von Verdunstung langsam wieder an die Umgebung abgegeben. Die Bäume dienen als natürliche Klimaanlagen.

 

Was Bäume bewirken- Kohlenstoff aufnehmen
- Sauerstoff abgeben
- Wasser aufsaugen
- Wasser verdunsten
- Schatten spenden
- Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere
- Lärmdämmung
- Sichtschutz
- Ästhetische Aufwertung von Städten