Palmen verkörpern Wärme, Meer und Strand. Die Sinnbilder des Südens sind allerdings viel mehr als das, denn sie gedeihen an ganz unterschiedlichen Standorten, nicht nur an Sandstränden mit hellblauem Wasser voller Korallenfische. Palmen sind in etwa 182 Gattungen und 2600 Arten bekannt. Besonders verbreitet sind sie in Tropenwäldern. Sie gedeihen aber auch in Trockenwäldern, so beispielsweise im brasilianischen Cerrado, in Sumpfgebieten, in Mangroven oder in Wüstenoasen. Wer Palmen am Wildstandort sehen will, braucht keine Reise nach Übersee zu unternehmen. Im westlichen Mittelmeergebiet wächst die Zwergpalme wild auf trockenen, kargen Böden, und auf Kreta gedeiht die Kretische Dattelpalme.

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Tessiner Palmen stammen aus China

Auch die Schweiz, besonders das Tessin, hat ihre Palme. Doch es handelt sich da um die eingeführte Art der Chinesischen Hanfpalme, die aus regenreichen Gegenden der Subtropen Chinas stammt. Die Art wird immer mehr auch nördlich der Alpen ausgepflanzt, besonders in der Nähe von Seen, welche die Kälte im Winter ausgleichen. Sie verträgt Minusgrade und bis zu einer gewissen Menge auch Schnee.

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Keine Palmen

Nicht alles, was auf Deutsch als Palme bezeichnet wird, ist auch eine Palme. Yuccapalmen beispielsweise oder Palmfarne haben nichts mit Palmen zu tun. Und die Madagaskarpalme ist eigentlich ein Vertreter der Pachypodien, also auch keine Palme. Bananenpflanzen werden auch manchmal als Palmen angesehen, doch es sind Staudengewächse, keine Palmen.

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60 Meter hoher Stamm

«Palmen haben kein sekundäres Dickenwachstum», erklärt Dr. Katja Rembold, Botanikerin am Botanischen Garten der Universität Bern im Rahmen eines Vortrags der Botanischen Gesellschaft Bern. Das heisst, dass ihr Stamm sich gegen oben hin kaum verjüngt, anders als bei Bäumen. Als Blätter bilden sie meist zuoberst am Stamm Wedel aus. Manche Palmen entwickeln aber auch gefiederte Blätter, so etwa die Fischschanzpalme, zweigeteilte Blätter oder einteilige. Ein Palmenstamm kann sehr hoch werden, beispielsweise 60 Meter bei der Quindio-Wachspalme. «Es handelt sich um die am höchsten wachsende Palme überhaupt. Sie stammt aus den kolumbianischen Anden», sagt Rembold. Die Botanikerin weist auch auf die Palme hin, die den grössten Samen überhaupt ausbildet, nämlich die Seychellen-Palme, die lediglich auf den kleinen Inseln Praslin und Curieuse gedeiht. Die Nüsse wiegen 30 Kilo.

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Unterirdisch blühen oder dem Feuer trotzen

Es gibt auch Ausnahmen. Beispielsweise die Rattanpalme. Diese Art klettert. «Sie nutzt andere Gewächse als Stütze» führt Katja Rembold aus. Andere Arten wiederum wachsen mehrstämmig. Katja Rembold weist auf die etwas mysteriöse Art Pinaga subterranea hin. Sie erläutert: «Diese Palme aus Borneo blüht unterirdisch und trägt somit auch ihre Früchte unter der Erde.» Sie sei erst 2023 in die Wissenschaft eingeführt worden. Die Palme Attalea phalerata verbirgt oft den grössten Teil ihres Stammes im Erdreich. Sie wächst im Trockenwald im Nordosten Brasiliens, wo Feuersbrünste natürlicherweise über die Landschaft ziehen. Dabei verglüht die wenig über dem Boden ausgebildete Palmenkrone, die Pflanze aber überlebt – dank des Stamms im Erdreich. Nach dem Feuer treibt die Palme wieder knapp über dem Boden einen neuen Schopf aus.

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Lebensräume in abgestorbenen Wedeln

Bei vielen Arten bleiben die verwelkten Blätter nach unten geknickt am Baum. «Sie bilden einen Lebensraum für Tiere», sagt Katja Rembold. So brüten beispielsweise Vögel darin. Besonders Höhlenbrüter wie Papageienarten können da in Mulden Eier legen und ausbrüten, denn Höhlen in Baumstämmen sind selten.

Kokospalmen sind weltweit verbreitet

Palmen werden auch wirtschaftlich genutzt. So wie die Kokospalme. Katja Rembold ortet als Ursprung dieser Art das nordöstliche Australien und Neuguinea. Kokosnüsse können wochenlang im Meer treiben und anschliessend austreiben. An vielen Orten wurden Kokospalmen aber durch den Menschen verbreitet. Bis zu 150 reife Früchte produziert eine Kokospalme jährlich. Die Blüten werden durch den Wind, durch Insekten und Flughunde bestäubt.

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Palmen als Nutzpflanzen

Sehr wichtig für den Menschen ist auch die Dattelpalme. Der Pfahlwurzler hat seinen Ursprung in Arabien und produziert lediglich alle zwei Jahre Früchte. Weiter wird die Afrikanische Ölpalme in vielen Tropengebieten angebaut. Aus den Früchten wird Palmöl gewonnen, das in vielen Nahrungsmitteln oder auch in Kosmetika enthalten ist.

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Als Zierpalmen im Topf

Palmen sind auch als Zierpflanzen sehr beliebt. Sie bringen einen Hauch von Exotik ins Wohnzimmer, auf den Balkon oder die Terrasse. Die in jeder Gartenabteilung und in Spezialgärtnereien angebotene Kentia-Palme beispielsweise stammt ursprünglich von der Lord-Howe-Insel in der Südsee. Goldfrucht-, Kokos-, Dattel-, Chinesische Hanfplamen, Washintonias und Zwergpalmen sind weitere Arten, die zum Standardsortiment von Gartenzentren gehören. Palmen sind nördlich der Alpen besondere Pflanzen, die gehegt und gepflegt werden. In den Tropen gehören sie zur normalen Botanik.

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