Forschende zählen immer mehr auf Bürger, die sich an wissenschaftlichen Projekten beteiligen. Sei das beim Zählen von Vögeln im Garten, beim Dokumentieren von Brücken für Fischotter oder Melden von Tiersichtungen. Durch die Mithilfe von Laien kann eine Vielzahl von Daten aufgenommen und im Anschluss ausgewertet werden, was sonst für die meist kleinen Teams von Wissenschaftlerinnen kaum möglich wäre.

Sie gehen nicht gerne raus, freuen sich aber trotzdem über Tiere und möchten einen Teil zur Forschung beitragen? Dann ist die Auswertung von Wildtierkamera-Bildern das Richtige für Sie! Bei Zooniverse gibt es über 100 Projekte aus verschiedenen Fachbereichen, bei denen man sich beteiligen kann, ganz bequem über den Bildschirm vom heimischen Sofa aus. Dabei bekommt man nicht nur einen Eindruck in die wissenschaftliche Arbeit internationaler Projekte, sondern kann auch einen Blick in ferne Welten werfen.

Englischkenntnisse, zumindest was die Namen von Tieren angeht, sind von Vorteil, da es sich um eine internationale Website handelt. Denn die Hauptaufgabe des Betrachters ist es, zu benennen, was auf den gezeigten Kamerabildern zu sehen ist. Mit einem einfachen Klick kann man den Tiernamen anwählen, sowie die Anzahl der Tiere und weitere Informationen (Jungtiere dabei? Geweih sichtbar? Was machen die Tiere?) angeben. Diese Arbeit ist wichtig für die Wissenschaftlerinnen, weil ein Kameraprojekt oft Millionen von Bildern liefert, und sie meistens nur einen Teil davon – zum Beispiel die einer bestimmten Tierart – auswerten wollen. Dabei halten die Bilder auch die eine oder andere Überraschung bereit.

Diese vier Kamera-Projekte von Zooniverse gehören zu den Favoriten der Redaktion:

The Wild Southwest

Bei diesem Projekt geht es darum, die Artenvielfalt der vier amerikanischen Bundesstaaten Arizona, New Mexico, Oklahoma und Texas zu erfassen. Zu sehen gibt es Gürteltiere, Nasenbären, Weisswedelhirsche, Wildschweine, aber auch Ozelots und Jaguarundis. Zudem tauchen ab und zu Nilgauantilopen (Nilgais) auf, die hier eigentlich nicht heimisch sind, sondern ursprünglich aus Indien stammen. Diese zu identifizieren hilft den Forschenden, deren Lebensraum besser klassifizieren zu können.

Das Projekt eignet sich besonders gut für Anfänger, da die 22 zur Auswahl stehenden Tierarten einfach zu erkennen sind. Als Hilfestellung stehen Fotos zur Verfügung, mit denen man die aus den Kamerabildern zu sehenden Tiere abgleichen kann. Nebst der Art soll der Beobachter lediglich die Anzahl der Tiere angeben, was sie tun (stehen, sich bewegen, fressen), und ob Jungtiere zu sehen sind.

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Offal Wildlife Watching

In Minnesota (USA) lassen Jäger oftmals die Innereien der geschossenen Tiere in der Natur zurück. Welche Tiere profitieren davon? Das wollen die Wissenschaftler in diesem Projekt wissen. Sie haben daher in der Nähe von Hirschkadavern Kamerafallen aufgestellt, die Fotos von den Tieren machen, die am Aas fressen. Krähen, Geier, Wölfe und Füchse gehören zu den häufigsten Besuchern, jedoch findet man auch überraschende Tiere auf den Kameras. Die Vögel zu identifizieren, erfordert etwas Übung, ist aber anhand der Beispielfotos relativ schnell zu erlernen. Wer sich unsicher ist, der klickt einfach auf «unknown» («unbekannt»), denn wie bei allen Projekten werden die Bilder von mehreren Personen gesichtet und klassifiziert. Man muss also keine Angst vor Fehlern haben.

Hilfreich sind die Bildsquenzen, bei denen man sich mehrere Bilder von derselben Kamera als eine Art Film anschauen kann. Durch die Bewegung der Tiere lassen sie sich manchmal besser erkennen. Nebst der zu sehenden Tierart möchte das Projekt wissen, ob auf den Bild Schnee liegt, wie viele Tiere da sind und was sie tun.

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Wildwatch Kenya

Bei diesem Projekt geht es auf Safari. Elefanten, Zebras und Antilopen stehen auf dem Programm. Häufig laufen auch Ziegen oder Kühe durchs Bild, oft in Begleitung eines Hirten. Auch bei diesem Projekt geht es wieder darum, die Art und Anzahl der Tiere zu identifizieren. Dabei hilft bei den vielen verschiedenen Antilopenarten eine Bestimmungshilfe anhand des Körperbaus oder der Hörner.

Eine der Fokusarten des Projekts ist die Giraffe, die seit 2016 von der Roten Liste der gefährdeten Arten als «verletzlich» eingestuft wird. In den letzten 20 Jahren ist die Anzahl freilebender Giraffen von 36'000 auf 9000 Tiere gesunken. Umso mehr darf man sich freuen, eins der Tiere auf den Kamerafallen zu entdecken.

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Chimp & See

Affenfreunde aufgepasst! Hier kann man sich jeweils 15 Sekunden dauernde Videos anschauen und mit etwas Glück Schimpansen in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Oft sind es jedoch Paviane, die durch das Bild turnen, aber auch Klippschliefer, diverse Vögel und andere Tiere. Bei der relativ kleinen Auswahl der Tierarten kann man praktisch nicht danebenliegen.

Nebst der Tierart möchten die Projektleiter auch wissen, was diese in den Videos tun. Dabei hat man eine breite Palette an Verhaltensweisen zur Auswahl, von denen man auch mehrere anwählen kann. Wie immer gilt, dass sich mehrere Personen die Videos anschauen und man praktisch keinen Fehler machen kann. Ganz besonders interessiert die Forscher das Verhalten der Schimpansen, und was man daraus über die Evolution des Menschen lernen kann. Aber auch die Videos mit anderen Tieren sind spannend, da diese sich unbeobachtet fühlen und sich so völlig natürlich verhalten.

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