Castel San Pietro, Monte Casima, Cabbio: Wenn Ihnen diese Ortschaften nicht viel sagen, sind Sie nicht allein. Sie liegen allesamt – wie an einer Perlenkette aufgereiht – entlang schmaler Strässchen im Valle di Muggio, einem wenig bekannten Seitental des Mendrisiotto. Im Tal, das soeben zur «Landschaft des Jahres 2014» ausgezeichnet wurde.

Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) zeichnet jedes Jahr eine andere Gegend in der Schweiz aus, die als Botschafterin für andere Regionen bezüglich landschaftlicher und kultureller Schönheit fungieren soll. Ein Vorbild, um anderen Landschaften zu zeigen, wie es sein sollte.

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  Weg und Trockenmauer in Scudellate.
  Bild: Museo etnografico della Valle di Muggio

Vogelfängerturm und Schneekeller
Dieses Jahr geht der Preis an das Valle di Muggio, oder besser: Ans ethnografische Museum des Tals, das sich «der Restauration und Inwertsetzung des Gebäude- und Landschaftsschatzes des Tales widmet», wie die SL mitteilt. Und dieser Schatz ist sehenswert: Die «nevèra», ein alter Schneekeller, die «cisterna», ein Wasserspeicher oder der «roccolo», ein Vogelfängerturm, zeugen von einer reichen und jahrhundertealten Kulturgeschichte; das wellige, sanfte Relief, das an den schroffen Steilwänden des Monte Generoso anschliesst, ermöglicht Spaziergänge und fantastische Panoramen.

Kein Wunder, haben Dichter und Denker dem kleinen Tal schon vor langer Zeit ihre Liebe erklärt. Der Schriftsteller Karl Viktor von Bonstetten schrieb etwa 1797: «Im Valmuggio steht die Alpennatur in ganz unversehrter Pracht. Schwer ist's, ohne Rührung diese magischen Szenen der Natur zu schildern!» So führt auch die SL die unveränderte Landschaft des Valle di Muggio als Grund für die Auszeichnung an. 

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 Tur dell'Alpe bei Muggio.
 Bild: SL-FP

Tourismus: ja, aber sanft
Die Bewohner des Tals seien sich der ihrer landschaftlichen und kulturellen Schönheiten vermehrt bewusst. So kehrten einige junge Leute zurück in die Häuser ihrer Familien, Gebäude würden restauriert und die Schulen besonders gefördert. Dies, wie auch die Wiederherstellung der traditionellen Terrassenanlagen und Trockenmauern, werde alles vom ethnografischen Museum gefördert. Die Tradition werde beibehalten, aber auch für Touristen zugänglich gemacht, beispielsweise mit Führungen durch die Polentamühle in Bruzella.

Vorbild für andere, gleichartige Landschaften ist das Valle di Muggio laut der SL, weil sich aber die touristische Ausrichtung auf den Ausflugs- und Wandertourismus beschränkt und kaum neuartige Hotelbauten und Ferienwohnungen aufgestellt werden. Gefährdet ist das Muggiotal trotzdem: Die Nähe zu den Städten im Mendrisiotto birgt das Risiko, dass kleine Läden und Gaststätten schliessen müssen.

Auch als Anreiz, damit dies nicht geschieht, wird das ethnografische Museum mit dem Preis «Landschaft des Jahres» ausgezeichnet. Auf dass das Valle di Muggio noch lange ein, wie es die SL schreibt, «Paradies des Entdeckens fremder, faszinierender Kulturformen» bleibt.

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