Herr Kern, fressen Füchse Katzen?
In der Regel macht der Fuchs nicht bewusst Jagd auf Katzen. Junge, altersschwache oder kranke Katzen werden in seltenen Fällen zur Beute. Ich habe schon einmal einen Fuchs gesehen, der eine tote Katze in seinem Maul weggetragen hat. Ob er sie selber getötet hat, weiss ich aber nicht. Es kann auch sein, dass ein Fuchs eine überfahrene Katze als Nahrung in den Bau schleppt.

[IMG 2]

Und was passiert, wenn ein Fuchs eine Katze beisst? Werden so Krankheiten übertragen?
Hunde und Katzen können sich über den direkten Kontakt zu Füchsen oder an Fuchsbauten mit der Fuchsräude anstecken. Diese Milbenkrankheit, die starken Juckreiz auslöst und für den Fuchs tödlich ist, kann bei Katzen und Hunden gut behandelt werden. Für geimpfte, entwurmte und gegen Zecken und Milben geschützte Katzen ist die Krankheit unproblematisch. Katzen erkranken zudem viel seltener als Hunde an Fuchsräude, trotzdem sollten auch Katzen, die mit einem betroffenen Hund zusammenleben, präventiv gegen die Räude behandelt werden.

Fuchs und Katze gehen sich meistens aus dem Weg.

Fabian Kern
Wildhüter Stadt Zürich

Treffen Füchse und Katzen draussen häufig aufeinander?
Ja. Denn die beiden teilen sich den Lebensraum. Fuchs und Katze sind beispielsweise gleichzeitig nachts im städtischen Siedlungsgebiet unterwegs. 

Was passiert dann?
Ich habe schon beobachtet, dass Jungfüchse mit Katzen spielen wollten. Es kann mal zu einem Kampf um ein Beutetier kommen. Aber meistens gehen sich die beiden Tiere aus dem Weg. Zudem gibt es einen wichtigen Unterschied: Anders als Katzen, können Füchse wie Hunde nicht auf Bäume klettern. Die Katze hat also im Notfall immer einen optimalen Fluchtort in der Höhe.

Was haben Sie bei Ihrer Arbeit als Wildhüter in der Stadt Zürich mit Füchsen und Katzen schon Aussergewöhnliches erlebt?
Jungfüchse sehen herzig aus und werden von den Menschen immer wieder gefüttert. Die Tiere merken sich den Ort, an dem sie Futter bekommen. Einige Jungfüchse nutzen dann auch die Katzenleiter und gehen sogar duch die Katzentüre ins Innere von Wohnungen. Mein Appell: Bitte keine Füchse füttern!

430 Katzen pro QuadratkilometerIm urbanen Raum leben deutlich mehr Katzen pro Fläche als in ländlichen Gebiet. Im Siedlungs­gebiet der Stadt Zürich sind gemäss Hochrechnungen 430 Katzen pro Quadratkilometer unterwegs. Zum Vergleich: In Zürich wird geschätzt, dass 10 bis 15 Füchse pro Quadratkilometer leben, wie eine Studie im Auftrag des Zürcher Tierschutzes 2013 gezeigt hat.

Was können Katzenbesitzer sonst noch tun, um keine böse Überraschung zu erleben?
Ganz wichtig: Es soll für die Katzen draussen keine Futterstelle geben. Denn diese locken regelmässig Füchse und Marder an. Wir wissen nicht genau, wie viele Füchse in der Stadt Zürich leben. Wir schätzen aber, dass es rund 1000 Tiere sind. Die Füchse leben in unterirdischen Fuchsbauten, die in der ganzen Stadt verteilt sind.

Gibt es derzeit spezielle Probleme mit den Füchsen in der Stadt Zürich?
Die Jungfüchse werden derzeit selbstständig und sind alleine unterwegs. Sie sind sehr neugierig und schlüpfen auch mal durch ein Kellerfenster oder sitzen direkt im Garten. Meist muss man nicht eingreifen und die Tiere verschwinden von alleine. In Notfällen kann man aber über die Telefonnummer 117 den örtlichen Wildhüter oder Jagdaufseher aufbieten lassen.