Heimtiere haben viele positive Effekte auf die Menschen. Ausgeglichenheit, soziale Kontakte, Verantwortungsgefühl, Kenntnisse biologischer Abläufe sind nur einige davon. Die Motivation, sich um ein Tier kümmern zu wollen, ist unterschiedlich. Doch, ob Tiere aus biologischem Interesse, zur Zucht oder als persönliche Lebensbegleiter mit direktem Bezug gehalten werden, der Grundsatz bleibt immer gleich: Tierhaltung erfordert Präsenz und Wissen.

Einerseits sind bei der Heimtierhaltung gesetzliche Belange zu beachten, andererseits sind Informationen über die Bedürfnisse des Tiers weit über das Gesetz hinaus erforderlich. Grundvoraussetzung ist: Ein Tier muss in das Leben passen. Das scheint logisch. Trotzdem scheitern viele Tierhaltungen genau daran. Dies zeigt sich besonders bei Abgabetieren in Tierheimen, die meist aufgrund falscher Vorstellungen erworben wurden. Ein Tier anzuschaffen, weil es in den sozialen Medien so lustig erscheint, ist der falsche Weg. In folgender Box werden Kernfragen gestellt, die hilfreich sind:

Passt ein Heimtier ins Leben?• Wie viel Zeit steht täglich zur Verfügung, sich mit dem Tier zu beschäftigen, und wann wird dies möglich sein (nur abends, nur frühmorgens, immer mal wieder während des ganzen Tages)?

• Wie viel Platz kann dem Tier geboten werden (ein kleiner Teil eines Zimmers, ein ganzes Zimmer, nur im Garten, kombiniert drinnen und draussen)?

• Wie alt wird das Tier respektive kann eine Verpflichtung für 5, 8, 20 oder mehr Jahre eingegangen werden?

• Welche finanziellen Möglichkeiten bestehen, um in die Haltung zu investieren und für Tierarztkosten aufzukommen?

• Besteht die Bereitschaft, auf Ferien zu verzichten, oder gibt es eine Lösung für das Tier während Abwesenheiten?

• Welche Tiere dürfen in der bestehenden Wohnsituation gehalten werden (Mietvertrag, Lärm)?

• Gibt es Allergien gegen Tierhaare, Heu oder Einstreu?

• Können Futter und Utensilien wie frische Äste, Gras, Kräuter, Einstreu beschafft werden, in der Natur und im Handel?

In das Leben von jemandem, der häufig den Wohnort wechselt, viel reist, dauernd arbeitet oder wo das Geld knapp ist, passt kein Tier. Kontinuität ist auch nicht gegeben, wenn beabsichtigt wird, Kinder zu haben. Oft ist ein Baby der Grund, warum ein Tier abgegeben wird. Sind aber die Voraussetzungen gegeben, Tiere zu halten, stellt sich die Frage, was von einem Tier gewünscht wird. Hierzu helfen folgende Punkte weiter:

Wünsche an ein Tier• Wird ein Tier favorisiert, das sich streicheln lässt, oder liegt das Interesse vor allem darin, ein Tier zu beobachten?

• Besteht die Affinität zu Felltieren, zu Vögeln oder zur Vivaristik?

• Einzelgänger oder soziales Tier (Herausforderung bei sozialen Tieren: Paar- oder Gruppenzusammenstellung)

• Tag-, dämmerungs- oder nachtaktiv?

Herausforderung Hund

Ein Hund steht oft ganz oben auf der Heimtierwunschliste. Zieht ein Vierbeiner ein, verändert sich das ganze Leben. Während ein Beobachtungstier zufrieden ist, wenn es eine den Bedürfnissen entsprechend eingerichtete, saubere Unterkunft und Futter hat, ist ein Hund auf den Menschen ausgerichtet. Er braucht regelmässig Auslauf, tangiert jeden Bereich der Wohnung, bringt unbewusst durch sein Fell Haare und Erde in den Wohnbereich und hat einen Eigengeruch.

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Ohne konsequente Erziehung klappt die Hundehaltung nicht. Abruf und entspannte Begegnungen mit Hunden und Menschen sind Grundvoraussetzungen. Damit dies gelingt, ist konsequentes Training notwendig. Das erfordert Geduld und Zeit. Allein diese minimalen Anforderungen werden oft nicht erfüllt, beklagen Verantwortliche von Tierheimen. Wer einen Hund anschafft, sollte nicht nur äussere Kriterien beachten, sondern viel mehr auch die Rasseeigenschaft. Folgende Kernfragen helfen bei der Entscheidung zur Anschaffung eines Hundes: 

Hundeanschaffung• Viele Rassen sind Jagdhunde. Sie haben einen angezüchteten Jagdtrieb, was Probleme bei Spaziergängen, besonders im Freigang, verursachen kann. Sie brauchen eine besonders strickte Erziehung, damit sie gehorchen und nicht unkontrolliert jagen.

• Manche Rassen sind dafür gezüchtet worden, zu bellen, wenn sie Fremde sehen. Sie brauchen besondere Führung, damit sie sich nicht zu Kläffern entwickeln.

• Es gibt Rassen, die seit Hunderten von Jahren als Gesellschaftshunde gezüchtet wurden. Wenn auch alle Hunde einen Jagdtrieb in sich haben, so ist er bei diesen Rassen viel geringer.

• Rassen, die zum Schutz gezüchtet werden, neigen natürlicherweise dazu, energisch zu sein, und können Probleme entwickeln, wenn sie nicht entsprechend gefordert werden.

Manchmal entscheiden sich Leute wegen der hohen Ansprüche, die eine Hundehaltung stellt, für Katzen. Die Katzenspezialistin Gabi Federer, die jahrelang im Walter Zoo in Gossau (SG) Katzen vorgeführt hat, sagt aber: «Es ist falsch, wenn jemand, der arbeitstätig ist, denkt, er könne keinen Hund halten, sehr wohl aber eine Katze. Man muss sich auch mit einer Katze abgeben. Eine Katze ist nicht einfacher zu halten als ein Hund. Sie freut sich genauso über Beschäftigung.»

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Fell, Federn oder Schuppen

Es gibt auch Felltiere, die nicht die ganze Wohnung in Anspruch nehmen wie Hund und Katze. Beispielsweise Kaninchen. Ein kastrierter Rammler und eine Häsin, von Anfang an zusammengehalten, entwickeln sich zu einem guten Gespann. Sie freuen sich über Freigang in der Wohnung und werden zutraulich.

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Wer gerne abends Pelztiere beobachtet, freut sich an einer Gruppe Meerschweinchen in einem abwechslungsreich eingerichteten Gehege mit Unterschlupfmöglichkeiten. Ideal sind ein kastriertes Männchen und zwei oder mehr Weibchen.

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Mäuse und Farbratten sind ebenfalls geeignet. Doch Achtung: Mit Ausnahme der Mongolischen Wüstenrennmäuse entwickeln diese Tiere einen starken Geruch. Goldhamster sind abends und nachts aktiv. Die Einzelgänger sind ideal für berufstätige Felltierliebhaberinnen und praktisch ohne Geruch.

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Vögel sind meist Beobachtungstiere. Doch auch Wellen- oder Nymphensittiche werden zutraulich, wenn sich die Pflegerin mit ihnen beschäftigt. Zur Haltung von Vögeln ist eine Zimmervoliere ideal. Es gibt auch Volierenbauer, die Gehege individuell anfertigen und vor Ort einbauen. Für kleinere Vögel lassen sich in Zimmervolieren attraktive Biotope einrichten, so wie es für Terrarientiere gemacht wird.

Auch Aquarienfische oder Terrarientiere leben in einem biologischen System. Wer etwa Bartagamen oder Zierfische hinter Glas hält, kämpft nicht mit Federstaub, Sägespänen, herumwirbelnden Futterspelzen oder Allergien. Die Welt hinter Glas bleibt lautlos, die Wohnungseinrichtung wird nicht tangiert. Doch auch ein Aquarium oder Terrarium verlangt Pflege. Der Arbeitsaufwand in diesem Bereich lässt sich allerdings auf bestimmte Tage steuern, je nach Wochenplanung.

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Tiere im Wohnbereich, gleich welcher Art, sind grosse Quellen der Freude. Doch fundiertes Wissen durch Fachliteratur und Gespräche mit Halterinnen und Züchtern sind unabdingbar. Nur gut informierte Tierliebhaberinnen oder -liebhaber können langfristig eine seriöse Haltung garantieren, die für beide Seiten erfreulich wird. Grundvoraussetzung ist, dass das Tier zur Lebensstruktur passt, und der entsprechende Platz zur Verfügung gestellt werden kann.

Keine EinzelhaltungMeerschweinchen, Mäusearten und Vögel dürfen nicht einzeln gehalten werden. Auch punkto Gehegegrössen und -ausstattung gibt es gesetzliche Minimalvorschriften, die erfüllt werden müssen. Mehr Informationen: blv.admin.ch – Heim und Wildtierhaltung