Ein Lammfell als kuschelige Schlafunterlage im Kinderwagen hat viele von uns durch die Kindheit begleitet. Auch heute noch schätzen wir die Eigenschaft der Wolle, verarbeitet zu einem Kleidungsstück oder als Dekoration für die Wohnstube. So schön ein Fell auch ist, Fakt ist, dass es sich um die Haut eines toten Tiers handelt. Zwar sind die Felle in der Regel ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, doch die Haltungs- und Schlachtbedingungen der Tiere sind je nach Herkunftsland ungewiss und der Einsatz von umweltschädlichen chemischen Mitteln zum Gerben des Leders häufig.

Glücklicherweise gibt es Alternativen, bei denen Schafe nicht ihr Leben, sehr wohl aber ihre Wolle verlieren. Gemeint sind vegetarische Schaffelle, auch als «Veggie-Schaffelle» bekannt. Für die Herstellung braucht es neben der Wolle der Tiere heisses Wasser, hochwertige Seife und viel Muskelkraft. Und Geduld, denn um lose Schurwolle zu einem einzigen Fell zu verarbeiten, bedarf es eines ganzen Tages.

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Die uralte Technik des Fellfilzens ist ein noch heute praktiziertes Kunsthandwerk. In vielen kleinen Arbeitsschritten werden mehrere Lagen bearbeiteter Wolle, die als Ersatz für das Leder dienen, mit Hilfe von Wasser und Seife mit der Schurwolle durch das Filzen verbunden. Es entstehen dabei Fell-Unikate, die sich kaum von den gegerbten Schaffellen unterscheiden. Sie sind genauso weich und flauschig und weisen die gleichen Vorzüge eines herkömmlichen Schaffelles auf. Der Unterschied: Die Tiere können nach der Schur weiterhin auf der Weide grasen. Kleine Heu- oder Pflanzenreste im Fell zeugen davon, dass es sich um ein reines und unbehandeltes Naturprodukt handelt.

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Während die Anbieter vegetarischer Schaffelle in Deutschland verhältnismässig zahlreich sind, sind Schweizer Hersteller eine Seltenheit. Eine der sehr wenigen ist Carmen Neumayer aus dem Kanton Zürich, die das Handwerk von Holland, wo sie das Fellfilzen entdeckte, in die Schweiz brachte. In ihrer Fellfilzerei Jawoll stellt die Grafikerin vegetarische Schaffelle aus der Wolle in Vergessenheit geratener europäischer Schafrassen wie Skudde, Spiegelschaf oder Walliser Landschaf her. Die Schafbauern und Familien kennt sie persönlich, denn das Tierwohl liegt ihr am Herzen. Wer sich ein eigenes Schaffell filzen möchte, der kann die Kunst der Fellfilzerei in einem der von Carmen Neumayer angebotenen Workshops in ihrer Werkstatt bei Buch am Irchel erlernen. Weitere private Anbieter für selbst gefilzte Schaffelle finden sich zudem auf dem Portal ansalia.ch, dem Schweizer Online-Marktplatz für Handgemachtes.

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