Es ist laut dem Lehrmittel «Geflügelhaltung» des Aviforums eine verbreitete Untugend von Hennen: das gegenseitige Bepicken heranwachsender Federn. Die möglichen Folgeschäden reichen je nach Befall von harmlos bis tödlich. Schlimm wird es, wenn sich die Tiere gegenseitig Wunden zuführen. Diese und das stetige Picken können zum Tod durch Verbluten führen.

Oft wird am Schwanzansatz oder an den Zehen gepickt. Im schlimmsten Fall wirkt es wie Kannibalismus. Dann picken die Hühner die Kloaken auf und weiden das Opfer sogar ganz aus. Das kann sogar so weit führen, dass sich die Herde jeden Tag ein neues Todesopfer aussucht.

Unbekannte Auslöser
Geradezu harmlos dagegen wirkt es, wenn sich die Hennen Federn wegpicken, ohne Wunden zu hinterlassen. Diese Kahlstellen können zu Wärmeverlusten der Hennen führen und sorgen so für einen erhöhten Futterbedarf.

Die Ursachen des Federpickens sind vielfältig, und bis heute kann man die Gründe für den Auslöser des Federpickens nicht genau benennen. Ein möglicher Grund könnte in der Genetik liegen. Wie das Aviforum im Lehrmittel «Geflügelhaltung» schreibt, zeigen braune Legehybriden in der Legephase eine grössere Tendenz zum Federpocken als weisse. In der Aufzucht ist es eher umgekehrt.

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Sicherlich haben die Haltung und Fütterung einen grossen Einfluss. Oftmals führt eine hohe Bestandesdichte im Stall zum Federpicken. Doch auch ein Ereignis wie etwa eine Panne beim Füttern oder beim Wasserverabreichen kann ein Auslöser sein. Dabei handelt es sich um Stressfaktoren, die das Federpicken auslösen können.

Der angehende Geflügelrichter Reto Giacometti hat in seiner Maturaarbeit das Federpicken bei Rassehühnern und Legewachteln näher untersucht. Er hielt dabei fest, dass die Unart oft im Sommer auftaucht und oftmals die Hähne weniger betroffen sind als die Hennen. Es wurde auch festgestellt, dass aktive und schreckhafte Rassen in der Aufzucht anfälliger fürs Federpicken sind als ruhige Rassen. Vielfach wurde das Federpicken beim Rassegeflügel mit dem Wechsel des Jugendkleids beobachtet. Die blutigen Federhülsen animieren zum Bepicken, und manchmal wird auch der Bürzel angegriffen. Einen eindeutigen Faktor für den Auslöser des Federpickens konnte der angehende Geflügelrichter in seiner Maturarbeit nicht ausmachen.

Beschäftigung schafft Abhilfe
Hat das Federpicken einmal begonnen, ist es sehr schwierig zu stoppen. Es entwickelt sich eine Eigendynamik in der Herde. Wie Praxistests von Züchtern zeigten, kann die Unart auch mit einer Einzelhaltung der Tiere nicht abgewöhnt werden. Dazu wurden die Tiere aus einer Herde für einige Wochen in Boxen einzeln gehalten. Innert Kürze nach der Zusammenführung waren bereits einzelne Tiere wieder vom Federpicken betroffen. Deshalb sind vorbeugende Massnahmen besser.

Nach den Erkenntnissen von Giacometti kann eine erhöhte Beschäftigung bei den meisten Züchtern Abhilfe schaffen. Eine solche Beschäftigungsmöglichkeit ist ein sogenannter «Pickstein». Der unterstützt den Stoffwechsel, fördert den Knochenaufbau und wetzt erst noch die Schnäbel ab. Solche Picksteine enthalten meist Mineralien, die Zusammensetzung ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Es gibt sie in grösseren Kübeln oder auch in runder Form mit circa 15 Zentimetern Durchmesser sowie Halterungen für die praktische Wandmontage. Von einige Herden werden die Picksteine schnell aufgefressen, andere wiederum picken über Monate nicht drauflos.

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Auch Freigang in den Auslauf hilft
Als vorbeugende Massnahme eignet sich auch das Drosseln der Lichtintensität mittels verdunkelter Fenster. Eine Reduktion der Stalltemperatur kann einen weiteren positiven Einfluss haben. Ohnehin sollten in diesem Alter keine roten Wärmestrahler mehr im Einsatz sein, und vielleicht ist es aufgrund der Witterung möglich, die zusätzliche Wärmequelle gänzlich abzuschalten. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Stall wirkt sich ebenfalls positiv auf das Wohlbefinden aus.

Besonders hilfreich ist ein baldmöglicher Freigang in einen Auslauf, damit die Tiere nach Belieben scharren können. Sollte dies nicht möglich sein, hilft genügend Einstreu im Stall. Bei zu dichter Belegung schafft eine Reduktion des Bestandes oder der Einbau von Rückzugsmöglichkeiten Abhilfe.

Im Handel gibt es zahlreiche Hilfsmittel gegen das Federpicken. Wie erfolgreich deren Einsatz ist, konnte in der Praxis nicht erhärtet werden. Doch es ist fraglich, ob eine Spraydose, die unangenehmen Geruch und Geschmack versprüht, bei den Hühnern überhaupt wirksam ist. Schliesslich hat das Geflügel einen guten Tast-, aber keinen ausgeprägten Geschmackssinn. Dies geht in eine ähnliche Richtung wie die alten Züchterweisheiten, dass der Geruch von Holzteer oder Schmierseife die Hühner vom Picken abhalten solle. Effektiv wäre wohl das Aufsetzen von «Brillen», die das Gesichtsfeld der Hühner einschränken. Doch aus Tierschutzgründen ist diese Massnahme in der Schweiz nicht erlaubt.