AboUnwetterGrosse Schäden an frisch gepflanzten KulturenMittwoch, 10. Mai 2023 Nachdem am Sonntagnachmittag vor drei Wochen ein Gewitter mit starkem Regen über Wilchingen SH niederging, fuhr Peter Gysel am Tag darauf seine Flächen ab. «Ich war positiv überrascht, wir haben keine grossen Schäden», sagt der Landwirt. Zusammen mit seinem Bruder bewirtschaftet er 100 ha LN mit Getreide, Mais, Zuckerrüben, Raps, Kunst- und Naturwiesen sowie Buntbrachen. Zur ÖLN-Gemeinschaft aus zwei Betrieben gehören 70 Milchkühe, 250 Mastrinder, 280 Mastsauen – und schon seit 1998 eine Direktsaatmaschine. «Wir säen möglichst direkt, aber ohne etwas zu erzwingen», erklärt Gysel seine Philosophie. Damit lässt sich das Bodengefüge stabilisieren, was sich beim erwähnten Unwetter bestätigt hat.

Mulchsaat für den Mais

Zuckerrüben, Getreide sowie sämtliche Gründüngungen und Zwischenfrüchte (die mit einem Schnitt genutzt werden) säen die Brüder Gysel in der Regel direkt. Mais erwies sich in der Vergangenheit aber als heikler, weshalb sie hier – und beim Raps – eher auf Mulchsaat setzen. «Auf tonigen Böden wird der Säschlitz nicht richtig geschlossen», erklärt Peter Gysel, «im Herbst gesätes Getreide verträgt das, aber der Mais nicht.» Gleiches gilt für Flächen, die für Grassilage vorgenutzt werden: Der Boden ist durchwurzelt, und es fehlt die lose Erde, um den Säschlitz bei einer Direktsaat von Mais zu schliessen. Ein Eggenstrich oder Grubberdurchgang vor dem Mais habe zusätzlich den Vorteil, den Boden im Frühling besser abtrocknen und sich erwärmen zu lassen, gibt Gysel zu bedenken. In den meisten Fällen erfolgt bei ihm die Mais-Mulchsaat in eine abgefrorene Gründüngung.

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Keine Ertragseinbussen

AboDen Mais konnte Andy Jenni letzte Woche per Mulchsaat in den Boden bringen.BodenschutzAndy Jenni plant eine Mais-Untersaat – die wäre mehrfach nützlichMontag, 15. Mai 2023 Seine Region sei durch sommerliche Trockenheit geprägt, und daher sieht Peter Gysel in der Direktsaat einen grossen Vorteil. «Wenn wir nach dem Dreschen gleich säen, können wir die übrige Feuchtigkeit im Boden nutzen, und die Gründüngung läuft gut auf – das ist eine super Sache.» Ausserdem fasziniert ihn der Ansatz, dank der Direktsaat mit wenig Ressourcen-, Diesel- und Zeitaufwand zu arbeiten. Bei guten Bedingungen hat der Schaffhauser nach eigenen Angaben deshalb auch keine Ertragseinbussen.

Vor Zuckerrüben sät er Phacelia, zwischen Getreide und Mais die UFA-Lepha-Gründüngung direkt, beide sind nicht winterhart und frieren daher ab. Während Gysel Gründüngungen bzw. Zwischenfrüchte als Bodenbedeckung über den Winter schon seit langem einsetzt, arbeitet er in diesem Jahr erstmals auch mit Untersaaten. «Bisher hatten wir vor der Herbstsaat eine Brache», erklärt der Landwirt. Um die Vorschrift von maximal sieben Wochen unbedeckten Bodens für den neuen Produktionssystembeitrag «angemessene Bodenbedeckung» zu erfüllen, sei eine Untersaat aber gut geeignet, so Gysels Einschätzung: «Sie kann sich unter dem Getreide etablieren und nach dem Drusch noch mal richtig Biomassebilden.»

Als er noch ein Junge und später in der Lehre gewesen sei, habe man noch standardmässig Klee zusammen mit Herbstgetreide gesät, erinnert sich der Landwirt. Warum genau man davon wegkam, ist ihm nicht bekannt. «Es gibt einen Ertragsverlust beim Getreide, aber dafür gibt es dank des Klees schnell nutzbares Futter.»

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Kosten und Aufwand reuen

Wissen aus Praxis und ForschungKonservierende LandwirtschaftMittwoch, 12. Januar 2022 Angesichts der Sommertrockenheit bezweifelt er, dass eine Gründüngung im Zeitfenster vor der Saat von Raps oder Getreide noch gut auflaufen würde. Mit einer Untersaat habe er eher «etwas Rechtes» auf dem Feld stehen statt einer schwächelnden Gründüngung – für Letzteres würden Gysel sowohl die Kosten fürs Saatgut als auch der Aufwand reuen, wenn am Ende doch kaum eine gute Bodenbe-deckung zustande käme. Nicht zuletzt fixieren die etablierten Leguminosen in der Untersaat Stickstoff aus der Luft im Boden, was der Folgekultur zugutekommt.

Die Dichte anpassen

Für die Untersaaten konnte Peter Gysel wieder auf seine Direktsaatmaschine zurückgreifen und hat sie am 23. März in den Winterweizenbestand gesät. Die Untersaat (UFA Ceralegu und UFA Cerafix) sei gut aufgelaufen, stehe jetzt aber schon ziemlich im Schatten des Weizens, der in der üblichen Dichte gesät worden sei. «Vielleicht müsste man die Dichte reduzieren, damit sich die Untersaat besser entwickeln kann», überlegt Gysel. Wenn nächstes Jahr Getreide in weiter Reihe als BFF im Ackerbau auf seinem Land zum Thema wird, fände er dort eine Untersaat sehr passend. Gerade um den sonst freien Boden in den weiten Reihen zu schützen.

Swiss No-Till lädt am 24. August zu einer Flurbegehung über Untersaaten bei den Brüdern Gysel.