Mehr als 2500 Landwirte trafen sich am gestern Mittwoch im baden-württembergischen Ellwangen. «Bereits am frühen Morgen hatten sie den Verkehr in der Stadt lahmgelegt und so ihren Frust auf die Strasse getragen», wie der baden-württembergische Bauernverband schreibt.

Mit Spannung erwartet wurde die Rede von Cem Özdemir, dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. «Wir können nicht mehr.» Mit diesen Worten begrüsste Hubert Kucher, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Ostalb-Heidenheim und Organisator der Bauernkundgebung den Minister. «Wir können es schier nicht mehr ertragen. Man schnürt uns, auf schwäbisch gesagt, den Kragen zu.»

Özdemir erklärt Kompromiss

In seiner Ansprache zeigte sich Cem Özdemir verständnisvoll: «Jeder muss einen Beitrag dazu leisten, dass wir einen verfassungsgemässen Haushalt bringen. Aber es kann nicht sein, dass ein Berufsstand über Gebühr strapaziert wird. Vor allem, ohne dass er vorher Gehör gefunden hat.»

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Er betonte, dass die Kfz-Steuerbefreiung bleibe. Er wisse, dass die Bäuerinnen und Bauern mit dem Agrardiesel-Kompromiss nicht zufrieden seien.  «Wir haben aber dafür gesorgt, dass der Agrardiesel in drei Stufen wegkommt. Also es ist nicht nichts», so Özdemir weiter.

Es bleiben offene Fragen

Doch für Jürgen Maurer, Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg, ging die Rede von Cem Özdemir nicht weit genug. «Herr Özdemir hat in seiner heutigen Rede vollkommen offengelassen, wie seiner Ansicht nach eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen und aktiv gestaltet werden kann», erklärte er.  Und das obwohl junge Landwirtinnen und Landwirte genau diese Frage zuvor an den Minister gestellt hatten. «Herr Özdemir muss dafür sorgen, dass wir als zukünftige Bäuerinnen und Bauern auf unseren Höfen im Land eine Perspektive haben», so Maurer weiter.

Grosses Echo auf Bauernproteste

Die Bauernkundgebung in Ellwangen war nur eine von vielen Veranstaltungen der Aktionswoche im Bundesland Baden-Württemberg. Allein am Montag fanden zum Start der Aktionswoche hier 389 Veranstaltungen mit über 33000 landwirtschaftlichen Fahrzeugen statt.

Bis zum 15. Januar finden in ganz Deutschland weitere Bauernproteste statt. Die Aktionswoche soll am 15. Januar in einer Grosskundgebung in Berlin münden.