737 t Heidelbeeren (oder auch Heubeeren genannt) werden in diesen Wochen schweizweit laut Schätzung des Schweizer Obstverbands geerntet. Die Qualität sei ausgezeichnet. Bei Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren könne nun mit einer Vollversorgung des Marktes gerechnet werden. Nicht so aber bei Heubeeren, da sei auch jetzt die Nachfrage grösser als das hiesige Angebot. Es hätte also noch Luft nach oben.

Biobeeren unter Dach

Einige der Schweizer Heubeeren in Bioqualität stammen vom Betrieb Hohliebe in Nottwil. Dort ernten derzeit Angi und Stefan Huber mit einem Helferinnenteam täglich die grossen blauen Beeren, seit Ende Juli und wohl noch bis Mitte September. Die Ernte laufe sehr gut, sorten- und topografiemässig etwas später, was für den Absatz ein Vorteil sei.

Die Heubeeren sind mit Hagelschutznetzen gedeckt, die schützen auch etwas bei Starkregen, brechen grosse Tropfen. Beim Setzen der Pflanzen wurden damals Pflanzbeete ausgehoben, einen halben Meter breit, 60 cm tief und mit Rindenschnitzel gefüllt, denn die Beeren brauchen sauren Boden. Wichtig sei genügend Wasser während des Wachstums der Früchte; Bewässerungsschläuche sorgen dafür.

Guter Absatz

Absatzprobleme kennen Hubers keine. «Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir tendenziell fast immer zu wenig Beeren haben», sagt Angi Huber während des Erlesens der Bio-Heubeeren in Gebinde zu 250 Gramm. Die bieten sie ab Hof zu 6,5 Franken an. Die Direktvermarktung entwickelte sich kontinuierlich weiter, heute werden auch andere Hofläden und kleinere Läden beliefert. Auch der Onlineshop über die selbst gestaltete Website entwickle sich erfreulich, sagt Huber.

Gleichwohl wollen sie die Fläche nicht ausdehnen, denn das würde auch mehr Angestellte und grössere Aufwände bei der Vermarktung bedingen. «Mehr bringt nicht immer mehr.»

Was nicht als Erstklassware absetzbar ist, wird zu Konfitüre verarbeitet, ein Teil geht auch zum Schafmilchverarbeiter Emscha im Entlebuch, für Heubeerenjoghurts.

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Hürden Raumplanung

Für Beeren sieht Huber durchaus noch Marktpotenzial in der Region. Gerade für kleinere Betriebe böten Spezialkulturen Chancen, um ihre Strukturen zu erhalten.

Und auch als Weinbauregion werde Luzern noch an Bedeutung gewinnen, weiss Huber von Marktkennern. Allerdings gebe es raumplanerisch schon einige Hürden, so, wenn auch Verarbeitungs- oder Degustationsräume erstellt werden wollen, weiss er aus eigener Erfahrung. «Da muss man schon etwas dafür kämpfen.» Schliesslich konnte Huber doch bauen, der Hofladen sei derzeit aber erst ein Provisorium. Auch der Einbau einer zweiten Wohnung vor sieben Jahren im bestehenden Bauernhaus, in dem auch seine Eltern wohnen, sei nicht einfach gewesen, wurde nur dank der betrieblichen Aufstockung und Gewerbeanerkennung schliesslich bewilligt.

Traubensaft mit Aronia

Der Betrieb Hohliebe in Hanglage oberhalb Nottwil von Angi und Stefan Huber ist ein Kleinbetrieb mit 4 ha Eigenland. Davon sind 2,4 ha Spezialkulturen mit Heubeeren (15 Aren) und Aronia (2,2 ha), der Rest ist Grünland für einige Schafe. Der Betrieb liegt in der voralpinen Hügelzone auf 660 Meter über Meer.

Seit diesem Jahr konnten Hubers unten im Dorf eine halbe Hektare zupachten; auf der Fläche wurden Reben der Sorte Solaris gesetzt. Allerdings nicht für die Weinproduktion, vielmehr möchten sie aus den Trauben einen alkoholholfreien Saft in Kombination mit Aronia selber herstellen. Die so rund 3 ha Spezialkulturen seien vor allem im Sommer sehr arbeitsintensiv, im Winter ist es auf dem Betrieb eher ruhiger. Gleichwohl bietet der Betrieb Arbeit für rund 2,3 SAK. Saisonal würden zwei bis vier Hilfskräfte, vor allem für die Ernte, angestellt.

Viel Handarbeit

Nicht nur für die Ernte brauche es viel Handarbeit. Im Winter die Beerensträucher schneiden, ab Frühjahr Kontrollen der Bewässerung und Hagelschutznetze bei den Heubeeren. Und bei Bedarf gegen die Kirschessigfliege (KEF) mit Kalkpräparaten spritzen. Dieser Schädling sei heute das grösste Risiko für die Heubeeren, sagt Huber. «Als ich vor zehn Jahren startete, mussten wir noch gar nichts spritzen.» Da genügte es, auf robuste Sorten zu achten – hier sind es ausschliesslich die robusten, grossen und schmackhaften «Bluecrop» – und die Sträucher richtig zu schneiden. «Erst mit der KEF wurde der Pflanzenschutz zum Thema.»

KEF auch bei Aronia

Sogar die Aronia-Beeren müssen gegen diesen eingeschleppten Schädling behandelt werden. Dieser liebt feuchtwarmes Wetter, nicht aber Hitze und Sonne.

Die Aronia-Beeren werden je nach Zuckergehalt (Oechsle) ab Ende August geerntet. Die Ernte erfolgt mechanisch. Zuvor wird mechanisch gehackt und gemulcht, um das Gras von den Sträuchern niedrig zu halten. Und im Frühjahr ein Schnitt, um Licht an die Stöcke zu bringen.

Für die Ernte und Verarbeitung der Aronia wird eng mit dem Betrieb Heggli in Benzenschwil (Aronia Swiss) zusammengearbeitet. So werden Erntemaschinen zugemietet, die Früchte dort auch schockgefroren und weiterverarbeitet. Im Hofladen auf der Hohliebe ist inzwischen ein grosses Sortiment von Produkten mit dem Label Aronia Swiss zu finden. Granulat, Kapseln, Balsamico, Tee und sogar Aronia-Schokolade und -Gin sind inzwischen erhältlich. Aroniasaft und getrocknete Beeren werden im Lohn durch Aronia Swiss verarbeitet und unter eigenem Namen verkauft. Eigene Maschinen und Eigenverarbeitung der Aronia-Früchte würden sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht lohnen, erklärt Stefan Huber. Mit Ausnahmen: So stellen sie einen Bio-Aronia-Apfelsaft, Konfi und Sirup selber her und erhielten dafür dieses Jahr prompt ein Golddiplom beim regionalen Qualitätswettbewerb des Kantons Luzern.

Weitere Informationen

Betriebsspiegel Hohliebe

Betriebsleiter Angi und Stefan Huber, zwei Kinder
Ort Hohliebe 1, Nottwil, 660 m ü. M., voralpine Hügelzone
Fläche 4 ha LN Eigenland, plus 0,5 ha Zupacht. Davon 3 ha Spezialkulturen (Aronia, Heubeeren, neu Reben), Rest Grünland für einige Schafe
Nebenerwerb Geschäftsführung bei Biogasbetrieb
Arbeitskräfte Betriebsleiterfamilie, Mithilfe Vater

 

Bewegte Hofgeschichte

Der Betrieb Hohliebe hat eine bewegte Geschichte. 1981 übernahm Vater Anton Huber in dritter Generation von seinem Vater Franz. 1988 wurde die Milchwirtschaft aufgegeben, 1989 sogar die Landwirtschaft und das Land wurde verpachtet. 2013 startete aber Sohn Stefan Huber als ausgebildeter Agrotechniker die Selbstbewirtschaftung wieder, in Pacht von Vater Anton.
Die Hohliebe musste allerdings wieder als Landwirtschaftsbetrieb anerkannt werden, dafür musste Huber bei der zuständigen Dienststelle einige Nachweise erbringen. Damals wurden auch die Heubeeren gepflanzt und die Schafhaltung aufgestockt.
2016 wurden 6500 Aronia-Stauden der Sorte Nero gepflanzt. 2018 konnten Stefan und Angi Huber die Liegenschaft erwerben. Seit 2019 ist der Betrieb bio-zertifiziert, schon vorher seien sehr zurückhaltend Pflanzenschutzmittel eingesetzt worden. «Die Umstellung auf Bio war für uns ein kleiner Schritt.»
2021 wurde mit dem Bau des neuen Produktions- und Verarbeitungsgebäudes begonnen. Hubers haben inzwischen zwei Kinder, Simon (2021) und Mia (2020). 

 

Haupterwerb bei Biogasbetrieb

Stefan Huber arbeitet vollzeitlich als Mitinhaber und Geschäftsleiter bei der Wigako AG im Emmental, einem Biogasproduzenten und Transportunternehmen. Diese entstand ursprünglich aus einem Landwirtschaftsbetrieb mit Schweine- und Pouletmast sowie Mutterkuhhaltung.  Biogas wird bereits seit 1995 hergestellt. Zur Firma kam der Landwirt und Landmaschinenmechaniker Huber aus dem Luzernischen eigentlich per Zufall schon 2012 als Betriebsmechaniker während der Weiterbildung zum Agrotechniker an der Rütti. Und blieb bei diesem Betrieb hängen. Der Spagat zur Arbeit auf dem Bauernhof sei schon nicht immer so einfach, sagt Stefan Huber. Zumal auch seine Frau Angi schon seit 2017 teilzeitlich  einen Tag wöchentlich in der Administration der Wigako arbeitet. Aber dank Mithilfe des Vaters zu Hause liege die Erwerbskombination drin. 
Bei der Wigako werden für die Biogasproduktion feste und flüssige Hofdünger, Grüngut und Co-Substrate, so auch Lebensmittelabfälle aus der Gastronomie vergärt. Produziert wird mit dem Gasmotor Strom für bis zu 700 Haushalte, die Abwärme wird auf dem Betrieb genutzt.