DossierLandtechnikAgrama 2022Freitag, 18. November 2022 Es dauert keine Minute, dann ist die Fichte mit dem Greifarm des Vollernters gepackt, abgesägt, umgelegt, entrindet, abgelängt, abgelegt, und bereit für den Transport mit dem Forwarder zum Lagerplatz. Sepp Schaller aus dem luzernischen Altbüron ist ein erfahrener Forstunternehmer und manövriert den John Deere Harvester geschickt. Der gelernte Forstwart arbeitete viele Jahre für den Forstbetrieb der Korporation Altbüron.

Forstarbeit hat Tradition

Als dieser aufgelöst wurde, machte sich Schaller selbständig und gründete 1982 die Forstunternehmung Schaller AG. Im Forstbereich sei Familie Schaller schon in vierter Generation tätig, erzählt er. Das Unternehmen umfasst acht Mitarbeitende, ist vor allem im Luzerner Hinterland tätig und bietet Dienstleistungen von der Pflanzung bis zur Holzernte. Der Maschinenpark wurde laufend ausgebaut, um möglichst viele Dienstleistungen anbieten zu können.

Beschäftigt werden drei Festangestellte sowie ein Lehrling, einige weitere sind saisonal angestellt. Neben Vater Sepp ist bereits Sohn Stefan Schaller mit im Geschäft und wird dieses künftig übernehmen. Der gelernte Forstwart und Förster HF absolviert derzeit in Zweitausbildung berufsbegleitend die Landwirtschaftsschule. Im Nebenerwerb führen Schallers noch einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb mit Milchvieh.

Betriebsspiegel der Familie Schaller
LN: 10 ha, davon etwas Ackerbau mit Gerste
Tierbestand: 13 Milchkühe (90 000 kg silofreie Milch für Käserei Ebersecken), Jungvieh im Aufzuchtvertrag
Haupterwerbszweig: Forstunternehmen mit acht Arbeitskräften
www.forstunternehmung-schaller.ch

Profis für den Wald

Immer mehr Bauern würden Waldarbeiten an Dritte delegieren, stellt Schaller fest. Dies, weil viele Betriebe immer grösser werden und sich spezialisieren, zudem fehle auf vielen Einmannbetrieben die Zeit für Tätigkeiten im Wald, auch im Winter. Aber auch die professionelle Ausrüstung fehle und die Sicherheitsanforderungen steigen. «Bauern dürfen mit ihren Lehrlingen ohne entsprechende Holzerkurse nicht mehr im Wald arbeiten.» Diese Veränderungen brächten neue Kunden, das Unternehmen habe in den letzten Jahren wachsen können.

Auch die Forsttechnik habe sich stark verändert, auch bei Schallers ist der Maschinenpark gewachsen. Ein Harvester, zwei unterschiedlich grosse Forwarder, die je nach Böden eingesetzt werden, damit die Belastung nicht zu schwer ist. Dazu zwei Kranschlepper und ein Landwirtschaftstraktor mit Seilwinde. Die fernsteuerbare Traktionswinde mit 800 m Seil lasse sich auch in unwegsamem Gelände einsetzen und ermögliche sicheres Arbeiten.

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Motorsäge bleibt wichtig

Nicht in allen Waldparzellen lasse sich diese moderne Forsttechnik einsetzen. Harvester und Forwarder kommen in steilen Lagen an ihre Grenzen. Aber auch die Witterung spielt wegen des Gewichts – der 250 PS starke Harvester wiegt rund 12 t – eine Rolle. Schaller legt zur Bodenschonung allerdings Wert auf möglichst breite Bereifung und die Rückegassen werden mit Astteppichen ausgelegt.

Auf der aktuell bewirtschafteten Parzelle gibt es alle 35 Meter eine Rückegasse. «Wir fahren konsequent nur darauf.» Was mit dem Harvester mit dem 9.5 m langen Arm nicht erreichbar ist, wird mit der Motorsäge gefällt und mit der Seilwinde zugezogen. Das gilt auch für dicke Stämme von über 72 cm Durchmesser, welche der Harvester nicht schafft. «Es gibt also schon noch einiges an Handarbeit.»

Der Maschinenpark
Forwarder: HSM 208 F, Rottne F 10
Harvester: John Deere 1270e
Schlepper: John Deere 540GIII, HSM 805
Traktionswinde T-Winch
Bagger Yanmar 5,5 t
Traktor: Valtra N124 mit kmb 10 t Winde
Böschungsmulcher Seppi, 5,5 m Reichweite, mit Astfräse
Spaltmaschine und Bündelrahmen 1 m³
Kranwagen mit 5,5 m Ladebrücke

Grenzen der Technik

Seine Wunschmaschine wäre der Helikopter, schmunzelt Sepp Schaller. So liessen sich Stämme aus dem Wald in die Luft ziehen ohne jegliche Beeinträchtigung des benachbarten Bestandes und Jungwuchses. Was nicht heisse, dass nicht auch schlagkräftiges Gerät im Wald schonend eingesetzt werden könne, auch in Ergänzung mit dem Zufällen. Schaller sieht allerdings heute Grenzen bei der Technik: «Immer grösser, immer schwerer, das kann es doch für unsere Wälder nicht sein.» Seinen Maschinenpark will er diesbezüglich nicht weiter ausbauen. Er sei durchaus empfänglich für weitere technische Verbesserungen, schwerere Geräte seien aber kein Thema. «Für uns stimmt der Maschinenpark in dieser Form.» Auch der mittelgrosse Harvester sei sehr vielseitig einsetzbar und auf die regionalen Waldbestände abgestimmt.

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Waldbestände anpassen

Bei den Waldbeständen sieht Sepp Schaller durchaus Handlungsbedarf. «Ich wünsche mir gemischtere Wälder mit mehr Laubholz. Die wären auch stabiler.» Ideal wäre hier wohl ein Laubholzanteil von mindestens 30 Prozent. Feststellbar sei, dass die Fichten klimabedingt an vielen Lagen künftig vermehrt Mühe bekämen und mit Douglasien ergänzt würden.

In der durchforsteten Parzelle dominierten Fichten, hier könnte wohl mehr auf Buchen, Ahorn und an den feuchten Lagen auch auf Erlen gesetzt werden, meint Schaller mit prüfendem Blick in den Waldbestand. Bereits existiere hier eine Eichenverjüngung, diese sei aber anspruchsvoll, wegen des Schneedrucks. Weitgehend verschwunden sind die Eschen, die waren alle betroffen vom Eschentriebsterben. «Schade, das wäre eine super Baumart.»

Brennholz füllt Arbeitslücken
Brennholz verwerten Schallers selber, dazu werde einiges Rundholz zugekauft. Das sei eine gute Gelegenheit, Arbeitslücken auszufüllen. Dafür stehen eine Spaltmaschine und ein Bündelrahmen zur Verfügung. Die Nachfrage für Stückholz sei in den letzten Monaten extrem gestiegen, «wir könnten beliebige Mengen absetzen». Die Preise hätten sie um rund zehn Prozent angehoben, allerdings verlange er nicht Höchstpreise von weit über 200 Franken pro Ster, wie sie aktuell im Handel gelten.

Mehr Jungwaldförderung

Ziel sei grundsätzlich die Naturverjüngung, Pflanzungen gebe es nur je nach Bedarf. Eine grosse Herausforderung sei die Jungwaldpflege, die gehe in der Regel finanziell noch nicht auf. Schaller plädiert für höhere Förderbeiträge. Zur Betreuung der Jungwaldflächen setzt er auf vertragliche Vereinbarungen, damit die Pflege nach Pflanzungen auch in den Folgejahren gesichert werden könne. «Der Jungwuchs ist mir etwas wert, auch wenn der Aufwand dafür aktuell nicht gedeckt werden kann.»

Es gelte aber, in die Zukunft des Waldes zu investieren. Die Trockenheit habe der Wald dieses Jahr erstaunlich gut überstanden, es gebe auch kaum Käferschäden. Allerdings sei der Boden nach wie vor zu trocken, die Niederschläge im Oktober reichten bei weitem nicht. Das schwäche die Bestände; es sei deshalb offen, wie sich die Wälder in einigen Jahren präsentierten.

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Maschinen statt Menschen

Sehr schwierig sei die Personalsituation für Forstunternehmen, nennt Sepp Schaller die wohl derzeit grösste Herausforderung. Viele Forstwarte steigen nach der Ausbildung aus, wandern ab in Branchen mit lukrativeren Arbeitsbedingungen. Das erhöhe den Druck zu noch mehr Rationalisierung und Mechanisierung, um Personal zu ersetzen. So werde allenfalls in Parzellen der Vollernter eingesetzt, die sonst mit mehr Arbeitskräften und manuelleren Geräten bewirtschaftet würden, nennt Schaller ein Risiko. 

Dank Zusammenarbeit mehr Koordination
Einschränkend für eine wirtschaftliche Holzerei sei im Luzerner Wald der hohe Anteil an Privatwald, so Sepp Schaller: Kleine Parzellen, wenige grosse Holzschläge, aufwändige Transporte. Allerdings habe sich die Situation seit der Gründung von flächendeckenden regionalen Selbsthilfeorganisationen der Waldeigentümer zur eigentumsübergreifenden Bewirtschaftung (RO) in den letzten Jahren stark verbessert. Diese setzen auf gemeinsame Pflege und Nutzung, parzellenübergreifende Holzschläge und gemeinsame Bündelung und Vermarktung des Holzes. Davon profitiert auch Schaller bei der Annahme von Aufträgen, so bezüglich Wirtschaftlichkeit. «Wie soll ich sonst einem kleinen Waldeigentümer einen separaten Holzschlag mit 10 m³ verrechnen gegenüber einem Schlag mit 1000 m³?»