AboLivetickerIGBS-Schau 2023: Phil Pinia ist die neue ChampionFreitag, 24. Februar 2023 Hansueli Lanker holt Pinia aus dem Stall. Mit ihr gewann Familie Lanker an der IGBS-Schau 2023 den Champion-Titel. Pinia sicherte sich an dieser Schau zudem den Schöneuter-Titel. «Der Sieg an der IGBS-Schau war der Höhepunkt in meiner bisherigen Züchterkarriere», sagt Hansueli Lanker. Wenn Pinia gesund bleibt, wird sie am 23. Februar 2024 zur Titelverteidigung antreten. Auch an die Braunvieh-Europameisterschaft, die anfangs April 2024 im österreichischen Imst stattfindet, hat Lanker seine beste Kuh angemeldet.

Beim Kauf ein glückliches Händchen gehabt

Riethof’s Phil Pinia ist seit September 2022 bei Verena und Hansueli Lanker in Waldstatt AR zu Hause. «Eigentlich war nicht geplant, dass ich sie kaufe», erzählt Hansueli Lanker. Man sei nach der Viehschau in Gossau SG noch zusammengesessen und er habe sich mit dem Züchter und damaligen Besitzer Willi Schmid über Pinia unterhalten. «Und plötzlich hatte ich diese Kuh.» Bereut hat der Landwirt den Kauf nicht. Pinia entwickelte sich bei Familie Lanker prächtig. Sie hat in zwei Laktationen im Durchschnitt 10'136 kg Milch gegeben (3,9 % Fett, 3,6 % Eiweiss). In der linearen Beurteilung ist sie auf die Wertung 88-84-80/88-88/85 gekommen.

Ruhig lässt sich Pinia über den Hofplatz und durch den Schnee führen. Sie ist sich den Gang am Halfter und das Posieren für die Fotografin gewohnt. Die am 28. Juli 2019 geborene Brown-Swiss-Kuh kommt aus einer starken Zuchtlinie. Sowohl ihre Mutter, Riethof's Blooming Bersina, als auch die Grossmutter, Ammann's BS Jongleur Roswita, waren exzellent beschriebene und leistungsstarke Kühe. Bisher gab es aus Pinia, Bersina und Roswita je fünf Kälber. Von diesen 15 Nachkommen waren 14 weiblich.

Hansueli und Verena Lanker erinnern sich gerne an die letztjährige IGBS-Schau an der Tier & Technik. Dort hatte Pinia ihren grossen Moment.

«Pinia war sehr gut ‹zwäg›. Natürlich hofft man da auf den Champion-Titel, aber damit gerechnet hatten wir nicht.»

Hansueli Lanker erinnert sich gerne an die IGBS-Schau 2023

Insbesondere, da es für ihn und für Pinia der erste Titel an einer so grossen, nationalen Schau war. Bis dahin war Pinias grösster Erfolg der Schöneuter-Titel an der Züchterschau St. Gallen 2022. Im Dezember 2023 hat Pinia zum dritten Mal gekalbt. Lanker hat von ihr drei Kälber, ein eigenes und zwei aus Embryotransfer. Eine von Pinias Nachkommen, ein Adee-Kalb, wird an der IGBS-Auktion versteigert. «Pinia ist eine problemlose Kuh. Sie gibt viel Milch und hat ein super Exterieur», beschreibt Lanker sie. Nach der Abkalbung habe Pinia sofort wieder gefressen und sei schon nach zwei Tagen wieder in guter Form gewesen.

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Landwirtschaftsbetrieb und Bauunternehmen

Milchbetonte Rassen gefallen Hansueli Lanker. «Ich war schon immer viehzuchtbegeistert», sagt der Landwirt. Ihm gefällt auch die Holsteinkuh. «Aber hier im Appenzellerland wird traditionell Braunvieh gehalten – und die braune Kuh passt bestens auf unseren Betrieb.» 1998 übernahm er den elterlichen Betrieb, 2012 wurde der Anbindestall zu einem Laufstall umgebaut, 2016 der Melkroboter installiert. «Wir hatten vorher grosse Probleme mit Streuströmen», erzählt Lanker. Seit sie den Melkroboter hätten, sei dieses Problem gelöst.

Eine Zeit lang hielten Lankers – typisch fürs Appenzellerland – auch Schweine. Im Jahr 2000 bauten sie einen Abferkelstall, stiegen in die Zuchtschweinehaltung ein und waren in einem Abferkelring. Parallel dazu baute Lanker ein eigenes Bauunternehmen für landwirtschaftliche Bauten auf. Seit 2012 ist das Unternehmen eine GmbH und beschäftigt fünf Angestellte. Das Geschäft läuft so gut, dass das Betriebsleiterehepaar 2016 aus Zeitgründen mit der Schweinezucht aufhörte und auf Mastschweine umstellte. Diesen Betriebszweig haben sie mittlerweile ebenfalls aufgegeben.

Betriebsspiegel

Name: Verena und Hansueli Lanker mit Kindern Nadia, Hansueli und Jasmin
Ort: Waldstatt AR
Fläche: 21,5 ha, Grünlandbetrieb
Betriebstyp: konventionell ÖLN
Tierbestand: 33 Milchkühe (Brown Swiss); 65 Stück Jungvieh, Aufzucht teils ausgelagert
Milchproduktion: Betriebsdurchschnitt 9900 Kilogramm (3,8 % Fett, 3,6 % Eiweiss)
Milchabnehmer: Appenzeller Milchspezialitäten AG, Schönengrund AR
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, Hansueli Junior bei Arbeitsspitzen
Weiteres: Baugeschäft H. Lanker GmbH

Super Euter, gutes Exterieur und solide Milchleistung

[IMG 4] Rasch bringt Hansueli Lanker das Gespräch von der Betriebsentwicklung zurück auf die Viehzucht: «So richtig ‹den Ärmel reingenommen› hat es mir nach dem Kauf von Zando Zamora.» Diese Kuh kaufte er 2008 an der Olma von Sepp Fuster aus Wolfhalden AR. Mit ihr holte Lanker 2009 an der Betriebsmeisterschaft in Wattwil den Abteilungssieg und den Schöneuter-Titel. 2014 gewann Zamora zudem an der IGBS-Schau die Abteilung Kühe ab 50'000 kg Lebensleistung. «Zamora war eine ganz starke und extrem leistungsstarke Kuh», fasst er zusammen. In sieben Laktationen hatte sie eine durchschnittliche Leistung von 12'675 kg (3,67 % Fett, 3,46 % Eiweiss).

Damit Hansueli Lanker mit einer Kuh weiterzüchtet, muss sie folgende Eigenschaften mitbringen:

  • Super Euter
  • Gutes Exterieur
  • Solide Milchleistung

Auch Roboter-tauglich müssen die Kühe sein. Ein «No-Go» sind für ihn Kühe mit gefirsteten Becken und hohen Schwänzen. Die Aufzucht hat der Betrieb teilweise ausgelagert. Lanker arbeitet dafür mit Hansueli Widmer aus Heiden AR zusammen. Die Rinder verbringen den Sommer auf der Alp Diesrut im bündnerischen Vrin. Die Kühe sind das ganze Jahr über auf Lankers Betrieb in Waldstatt.

Neben der IGBS- und der Olma-Viehschau ist die Züchtergruppenschau Appenzell Ausserrhoden eine wichtige Schau im Jahreskalender von Familie Lanker. Hansueli Lanker gewann sie letztes Jahr das vierte Mal in Folge. Allerdings nicht mit Phil Pinia, sondern mit Pete Alessia. Mit Salomon Baley stellte Lanker 2023 gleich auch die Vize-Champion. Nicht zu vergessen sei die Gemeindeviehschau in Waldstatt, ergänzt Verena Lanker. An diese gehen Lankers zu Fuss und im Senntum. Die Kühe tragen zum «Öberefahre» die grossen Schellen.

Inzwischen stapft auch Pinias jüngster Nachwuchs Pinora durch den Schnee. Es ist der erste Freigang für das rund einen Monat alte Kuhkälbchen. Seine jüngere Schwester Pinella wird am 23. Februar an der IGBS-Auktion versteigert.

IGBS: Auktion und Elite-Schau
Die IGBS-Schau findet am 23. Februar 2024 im Rahmen der Tier & Technik in St. Gallen statt. Gekürt werden eine Champion, eine Junior-Champion und eine Miss Schöneuter bei den jüngeren und älteren Kühen. Weitere Auszeichnungen, die vergeben werden, sind der Genetikpreis, beste Milchleistung, beste(r) Züchter(in) und beste(r) Austeller(in). Zudem gibt es einen Jungrichterwettbewerb.
124 Kühe sind für die Eliteschau angemeldet, darunter die letztjährige Champion Phil Pinia von Hansueli Lanker und Huge Tosca, Juniorchampion 2023, von Markus Dörig. Der Elite-Schau geht eine Auktion voraus. 23 Auktionstiere, drei Embryonen-Pakete und drei Samendosen-Pakete sind im Angebot. Höhepunkt wird die Versteigerung des Zuchtkalbes Lankers Adee Pinella-ET vom Betrieb Lanker sein. Zudem steht das Jungtier Jurway zum Verkauf. Sie ist das Tier mit dem höchsten Gesamtzuchtwert aller weiblichen Brown-Swiss-Tiere in der Schweiz. Die Auktion und die Elite-Schau werden im Livestream übertragen.