Schweizer Schweine sind gesund. Das Gesundheitsniveau ist weltweit einzigartig, die meisten bedeutenden Seuchen sind ausgemerzt. Der Antibiotika-Einsatz sinkt laufend. Lässt sich der hierzulande gute Ruf der Schweinebranche auch belegen? Antworten gibt es im Gesundheitsbericht 2020 der Suisag, dem Dienstleistungszentrum für die Schweineproduktion mit dem integrierten Schweinegesundheitsdienst (SGD). Erstellt wurde der Überblick zuhanden des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).

Biosicherheit verbessern

Die Schweizer Schweinebranche hat in den letzten zwei Jahrzehnten einen massiven Strukturwandel durchgemacht. 2001 hatten noch über 14 000 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe Schweine. Heute sind es knapp 6000 «Söieler». Gegen 85 Prozent der Muttersauen stehen auf einem SGD-Betrieb. Bei den Mastschweineplätzen sind es rund 60 Prozent. Biosicherheit auf den Betrieben war 2020 ein Beratungsschwerpunkt. «Auf der Basis der Aufzeichnungen aus dem Jahr 2020 sollte künftig ein Hauptaugenmerk sowohl bei Zucht- als auch bei Mastbetrieben auf einen sauberen Eingangsbereich liegen», steht im Bericht. Bei rund einem Drittel kam es zu Beanstandungen. Ein weiterer «Hotspot» sei die Besucherhygiene, gerade auch bei Mastbetrieben. Konkret geht es um die fehlende Bereitstellung von betriebseigenen Stiefeln und Kleidung. Mit einfachen Mass-nahmen im Eingangsbereich, Stichwort Hygieneschleuse, kann die Einschleppung von Erregern, etwa die Afrikanische Schweinepest, in den Bestand vermieden werden.

Risikoampel deckt auf

In diese Richtung zielt auch die durch die Suisag in Zusammenarbeit mit der Universität Vechta (D) und einem breit gestützten Expertenpanel der hiesigen Schweinebranche lancierten ASP-Risikoampel. Das in Deutschland entwickelte Online-Tool wurde an Schweizer Verhältnisse angepasst. Erste Auswertungen zeigten gemäss Gesundheitsbericht, dass das Biosicherheitsniveau insgesamt «gut» ist. 38 Prozent der teilnehmenden Betriebe fallen in die Kategorie mit geringem Risiko. 61 Prozent wird ein «mittleres» Risiko attestiert und nur 1 Prozent fällt in die Kategorie «hohes» Risiko. Dem bleibe hinzuzufügen, dass in einer erste Phase wohl vor allem Betriebe die Bewertung ausfüllten, die für das Thema sensibilisiert sind, mutmassen die Verfasser des Berichts. Gemäss ASP-Ampel sind etwa die Betriebslage, der Zugang zum Gelände, Tierkadaver-Handling, der Pausenraum, Lagerung und Transport von Mist und Gülle, wie auch Reinigung und Schädlingsbekämpfung mögliche Schwachstellen.

Weniger «Kritische»

Wichtige Kennzahlen rund um die Schweinegesundheit in Schweizer Ställen wird künftig Suis-Sano liefern. Das Plus-Gesundheitsprogramm ist offiziell im April 2018 gestartet und setzt vor allem beim Thema Antibiotikaverbrauch an. Optimierung und Reduktion bei gleichzeitig einwandfreier Versorgung der Tiere sind das Ziel. Die digitale Erfassung über das elektronische Behandlungsjournal (EBJ) liefert neue Möglichkeiten in der Auswertung. Für eine aktuelle Auswertung wurden Daten aus dem EBJ von insgesamt 1843 Schweinebeständen im Zeitraum von Januar 2019 bis Ende September 2020 genutzt.

Auf den Beständen wurden insgesamt 73 624 Sauen gehalten und 2 023 291 Saugferkel, 1 558 671 Absetzferkel und 1 315 409 Mastschweine produziert. Lahmheit und Durchfall sowie MMA, heute PPDS genannt, waren die häufigsten Gründe für den Einsatz von Antibiotika. Reduziert wurde nicht nur der Gesamtverbrauch, sondern insbesondere auch der Einsatz von sogenannt kritischen Antibiotika. Zielsetzung 2020 im Rahmen der Schweine-Plus-Gesundheitsprogramme lautete, den Anteil von Behandlung mit kritischen Antibiotika am Gesamtverbrauch in allen Alterskategorien unter 4 Prozent zu senken. Nur bei den Absetzferkeln, 6 Prozent an Makroliden, konnte der Wert nicht erreicht werden.

Kaum relevante Krankheiten

Eine wichtige Information über den Gesundheitszustand der Herden, die vom SGD betreut werden, liefert die SGD-Status-Einteilung der Betriebe, bzw. der Tiere, die in den Betreiben stehen. «Der hohe Anteil der in den A-, A-R1- und A-R2-Status eingeteilten Betriebe zeigt, dass die Schweinebestände einen sehr guten Gesundheitszustand aufweisen», wird gefolgert. Denn diese Betriebe sind frei von SGD-Status relevanten Krankheiten und verfügen über keine amtlich angeordneten Sperrmassnahmen aufgrund einer Tierseuche. Aktuell sind deutlich unter einem Prozent der Betriebe von einer für den Status relevanten Krankheit betroffen. Konkret sind dies meist Dysenterie, Räude, Läuse, pRA oder nekrotisierende Enteritis. Räude war 2020 ein grösseres Thema. Einerseits bei drei Neuaufnahmen ins Basisprogramm. Anderseits aber auch zeitgleich auf mehreren Betrieben in einem AFP-Ring.

Kein Handlungsbedarf

Anhand weiterer Gesundheitsparameter im Rahmen vonBeanstandungen anlässlich Betriebsbesuche lassen sich weitere Entwicklungen beschreiben. Im Vergleich zu 2019 gab es im vergangenen Jahr etwas mehr Kannibalismus (+2,2 % in der Zucht, +2,8 % in der Mast, mehr Lahmheiten (je +1,7 %) und leicht mehr Kümmerer. Rückläufig mit –0,5 % waren Beanstandungen im Bereich Durchfall, sowohl auf Zucht-, wie auch auf Mast-betrieben.

Fazit des Berichts: «Der Gesundheitszustand der vom SGD der Suisag betreuten Schweine kann für das Jahr 2020 als sehr gut beurteilt werden. Es besteht kein akuter Handlungsbedarf.» Die Sensibilisierung rund um das Thema Schweinegesundheit, inkl. der Stärkung der betrieblichen Biosicherheit, werden als zukünftige Herausforderungen aufgeführt.