BauernZeitung: Herr Eberle, es gibt schon einige Weidemastlabel für Rindfleisch auf dem Markt. Warum kommt Aldi Suisse erst jetzt mit einem eigenen Programm?

Thomas Eberle: Unser Projekt «Aldi Bio Weide Rind» (ABWR) ist auf Langfristigkeit ausgelegt: Bereits vor rund zwei Jahren haben wir es gemeinsam mit dem FiBL ins Leben gerufen. In der Zwischenzeit haben andere Detailhändler weitere Produkte auf den Markt gebracht. Wir haben dennoch an unserem Ansatz, den männlichen Milchrassekälbern sowohl auf ihrem Geburtsbetrieb als auch auf dem Mastbetrieb ausreichend Zeit zu geben, festgehalten.

Die Kernwerte dieses Projekts sind für uns derart wichtig, dass der nachhaltige Ansatz immer deutlich stärker gewichtet wurde als der kommerzielle. Wir sind nun richtig stolz, seit diesem Monat unsere ABWR-Artikel in den Filialen zu haben.

Wie schwierig ist es, Produzenten für Ihr Programm zu finden?

Die Bauern müssen das Programm erst kennenlernen. Meistens sind auch leichte bauliche Anpassungen in den Ställen notwendig, um Fleisch für unser Projekt produzieren zu können. Es konnten aber bereits jetzt in der Anfangsphase über 70 Bauern für das ABWR-Programm gewonnen werden und dies macht uns ebenfalls sehr stolz. Für die Zukunft sind wir positiv gestimmt, dass wir zahlreiche weitere Landwirte finden, die bereit sind, ihren Hof für unser Projekt umzustellen.

Denken Sie, dass sich das Label etablieren oder eher eine Nische bleiben wird?

Beim Aldi Bio Weide Rind handelt es sich um Biofleisch, welches teurer ist als konventionell produziertes Fleisch. Es wird aus diesem Grund in Relation immer eine deutlich kleinere Rolle spielen. Wir glauben aber sehr an unser Projekt und werden mit aller Kraft daran arbeiten, unser Aldi Bio Weide Rind auf dem Markt zu etablieren und die Nachfrage kontinuierlich auszubauen. 

 

Das sind die Kernpunkte des ABWR-Programms

  • Mast von Milchrassenkälbern: Mit dem ABWR wird für die rund 20'000 männlichen Biokälber von Milchrassen, die jährlich in die konventionelle Mast gehen, ein Absatzkanal geschaffen.
  • 150 Tage abtränken: Frühestens nach 150 Tagen verlassen die Kälber den Geburtsbetrieb. Das eigene Immunsystem ist zu diesem Zeitpunkt stabil. Der Antibiotikaeinsatz kann so auf ein Minimum reduziert werden.
  • Stabiler Preis: Der Preis ist über das ganze Jahr gleich und unabhängig vom Bankviehpreis der QM-Munis. Schwere Tiere fallen nicht aus dem Programm. Ab 320 kg gibt es zwar Abzüge, die werden aber durch das Mehrgewicht kompensiert. Der momentan festgelegte Preis liegt bei 10.70 Fr. pro kg Schlachtgewicht.

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