Laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) ist bei den Tal- und Alpbetrieben Innerrhodens mit einem erhöhten Risiko für Risse an Nutztieren durch den Wolf zu rechnen. Dessen ist sich die Standeskommission des Kantons Appenzell Innerrhoden bewusst und verankert eigene Massnahmen für den Herdenschutz im kantonalen Landwirtschaftsgesetz. Darüber wird der Grosse Rat und danach die Landsgemeinde noch befinden.

Über Nacht einstallen

[IMG 2] «Es braucht in unserem Kanton eigene Massnahmen für den Herdenschutz», sagt Rahel Mettler, Leiterin des Landwirtschafts amts AI. Die Alpbetriebe seien um einiges kleiner als in anderen Regionen der Schweiz und die Tierbestände je Alp dementsprechend tiefer. Traditionell verankert ist die Haltung der Appenzeller Ziege, die zu den vom Aussterben gefährdeten Rassen gehört (Pro -Specie -Rara-Rasse). Laut Mettler werden auf rund 45 Alpbetrieben im Innerrhodischen jährlich rund 660 Appenzeller Ziegen gesömmert.

Die Mehrheit der Alpen mit Ziegen werde mit weniger als zehn Tieren bestossen. Nur 19 Alpen würden mehr als zehn Ziegen sömmern und fünf Alpen mehr als 20 Ziegen, hält Mettler fest. Der aktuell beste Schutz der Geissen sei, dass man sie über Nacht einstalle. Was einiges mehr an Aufwand für die Bauernfamilien mit sich bringt, wie Einstreuen und Ausmisten.

Aufwand wird entschädigt

«Wir gelten den Mehraufwand mit einer Pauschale von Fr. 700.– ab plus Fr. 0.40 pro Tier und Tag», sagt Rahel Mettler. Immer vorausgesetzt, dass die Älpler(innen) den ganzen Sommer über einstallen, Tag für Tag.

«Je nachdem unterstützen wir auch technische Hilfsmittel auf dem Heimbetrieb», so Mettler. Beispielsweise, wenn ein Landwirt seine Auslauf-Umzäunung verstärken will. Es werden jedoch nur Hilfsmittel finanziell unterstützt, welche keine Entschädigung vom Bund erhalten. Ausgehend von den Testjahren 2021 bis 2023 rechnet die Innerrhoder Standeskommission dafür mit einem jährlichen Budget von 36 000 Franken.

Bis dato sind in Appenzell Innerrhoden keine Herdenschutzhunde zugelassen. «Wir hatten auch keine entsprechenden Gesuche», sagt Mettler und weiter: «Wir haben hier ein dichtes Wandernetz und das Konfliktpotenzial zwischen Herdenschutzhunden, Bikern und Wandertouristen erachte ich als gross.» Auch stelle sich die Frage, ob sich der zusätzliche Aufwand für Herdenschutzhunde aufgrund der meist kleinen Herdengrössen auszahle. Zudem müssten die Herdenschutzhunde während den Wintermonaten auf einem Heimbetrieb untergebracht werden können.

Bis jetzt Glück gehabt

Rund acht Risse oder Verletzungen an Schafen und Ziegen gab es in den vergangenen Jahren im Kanton Appenzell Innerrhoden, alles von herumstreifenden Wölfen. «Dieses Jahr hatten wir bis dato Glück. Es wurden noch keine Tiere gerissen oder verletzt und auch seit einigen Wochen nach meinem Kenntnisstand keine Wölfe gesichtet», sagt Rahel Mettler. Einfach Glück oder ist es eben doch so, dass sich die Herdenschutzmassnahmen des Kantons als sehr wirksam erwiesen haben?