An alle, die diese Woche mein Auto vor dem Bundeshaus gesehen haben – nein, ich kandidiere nicht. Und ich habe es auch nicht vor. Der Grund, weshalb ich meinen Suzuki kurzzeitig neben einer etwas angsteinflössenden Halten-Verboten-Tafel parkiert habe (liebe Polizei, solche Dinge verjähren doch, sobald der Zündschlüssel wieder steckt, oder?), ist ein einfacher Brief, den ich über den Mittag «kurz» nach Bern bringen wollte. Keine Ahnung, wie ich auf die Idee kam, mit dem Auto dahin zu fahren. Schlecht war sie auf jeden Fall, diese Idee, und wahnsinnig unüberlegt. Die Hinfahrt mit zehn roten Ampeln und fünfzehn Linienbussen wäre ja das eine – aber die Parksituation in der Stadt ist eine ganz andere Liga. Und hier kommt meine zweite Frage an die Stadtberner Polizei ins Spiel: Wieso um Himmelsgottswillen sind alle mit blauem «P» bezeichneten Parkfelder nur für Velos?

Einen Parkplatz zu finden ist schwer

Ich dachte zurück an meine Zeit in Zürich: Dort war es schwierig, einen bezahlbaren Parkplatz zu finden. In Bern ist es schwierig, überhaupt einen solchen zu finden. Ich gebe es ja nicht gern zu, aber in diesem Moment wären mir Zürcher Parkgebühren wirklich lieber gewesen. So stand ich also neben einem dieser Zweirad-Parkings und schaute etwas ungeduldig auf die Uhr – immer noch in der Hoffnung, der BMW vor mir würde das Parkfeld freigeben. Währenddessen hörte ich Radio und beobachtete, wie die stolzen Velobesitzer neben mir zu- und wegfuhren. In all diesen mehr oder weniger fröhlichen Gesichtern fiel mir eine ältere Dame auf, die mir doch etwas gar böse Blicke zuwarf.

Ich schaute mich um – aber ausser, dass mein Auto etwas ungünstig dastand, konnte ich wirklich nichts Falsches entdecken. Also widmete ich mich wieder dem Mittagsquiz im Radio. Ein Kind beschrieb ein Tier, das andere musste raten, so das Konzept. «Es ist schwarz-weiss, hat grosse Ohren und kurze Beine und viele halten es als Haustier», lautete die Beschreibung. «E Chüngu!», erriet sein Telefonpartner innert Sekundenschnelle und erzählte stolz, dass er selber drei Kaninchen besitze. Warum er denn Hasen halte, wollte die Moderatorin wissen. «Zom se z metzge ond z ässe», meinte der Junge, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Die arme Journalistin war sichtlich überfordert und ich musste laut loslachen.[IMG 2]

«Chüngu» oder Hundeli?

Damit kam das Radiospiel zu einem etwas abrupten Ende. Gleichzeitig schwand auch mein letztes Stückchen Hoffnung auf den begehrten Parkplatz. Also liess ich mein Auto dort, wo es halt gerade stand, und stieg aus. Beim Vorbeigehen streifte mich erneut der vorwurfsvolle Blick der älteren Frau. Als ich mich zu ihr umdrehte, wurde mir dann auch der Grund für ihren Groll klar: Auf ihrem Gepäckträger trohnte ein Strohkörbchen, darin sass ein winziger Hund, schwarz-weiss, mit grossen Ohren und kurzen Beinen. Ich konnte mir das Lachen erneut nicht verkneifen, lief weiter und hoffte, dass die arme Dame durch das Autofenster auch mitbekommen hatte, dass es sich beim gefragten Haustier um einen «Chüngu» und nicht um ihr Hundeli handelte. Ihr Blick verriet mir auf jeden Fall, dass auch sie sich innigst wünschte, dass ich nicht wegen einer Wahlkandidatur in der Bundesstadt war.