Im Berner Oberland werden Innovationen gesucht. Beworben hat sich erst einer. Vermutlich ein Cousin von einem aus dem OK. Nichtmal ich wusste nämlich, dass man sich melden könnte, wenn man innovativ wäre und ich arbeite bei der Zeitung. Bei der BauernZeitung. Und wenn nicht wir, wer sollte dann den Bauern sagen, dass sie Innovationen jetzt anmelden könnten? Gut, innovative Typen lesen ja manchmal in der Glaskugel. Übrigens sagt mir meine Erfahrung, dass es nicht Innovationspreise sind, die Innovationen anzeigen. Innovation erkennt man daran, dass die Berufskollegen über dich und deine Idee lachen. Dann nehmen dir der Tierschutz, der Heimatschutz, der Gewässerschutz, der Lebensmittelinspektor und das Raumplanungsamt die Bude auseinander, versuchen dir die Sache zu verleiden. Die haben einen Tipp bekommen, bei dir sei vermutlich nicht alles gesetzeskonform, oder so, wie man es immer gemacht habe.

Gutes wird kopiert

Wenn man keinen Weg findet, dir die Innovation zu verbieten, dann kommt die dritte Phase. Jetzt kommen die Fragen, was man denn so verdiene und wo man das Material günstig bekomme. Am besten, man melde sich bei einem Innovationspreis an und erzähle, wie man erfolgreich geworden sei. Und dann im vierten Schritt machen dich alle, die können oder nicht können nach, nur billiger und gewöhnlicher. A propos nachmachen und billig, die Migros hat jetzt auch ein "Chrut und Rüebli". So eins wie das oben auf dieser Seite, nur nicht so nahe am Menschen. Mehr so bei Geld und weiss gewaschenen CO2-Westen. Die Migros erzählt nämlich per Podcast den Konsumenten, wie man ohne schlechtes Gewissen Kartoffeln aus­ Israel, Erdbeeren aus Spanien und Filet aus Brasilien essen kann. Hauptsache man trägt es im Körbli und nicht etwa in der Plastiktasche heim. Darunter leiden nichtmal Mensch oder Tier allzusehr. Nur so ein bisschen. So wie in ­Katar.

Mit dem Kartoffelkäfer tot gespritzt

Da sind 1400 Leute beim Bau der Fussballstadien vom Stängeli gekippt. Ist halt dort so. Die kennen nix anderes. Entweder du erstickst beim Nähen von Jeans, wirst gleich zusammen mit den Kartoffelkäfern totgespritzt oder baust ein WM-Stadion. Passiert halt. Ein paar Bauern verlumpen, ein paar Tiere leiden ein bisschen. Aber der Geiz bleibt geil und scheint weder dem Konsumenten noch den Grossverteilern im Hals stecken zu bleiben. Und jetzt müssen die ja alle sparen für den Flug nach Mallorca, da können die nicht noch teurere Schweizer Erdbeeren kaufen. Hat ja schon billige Kirschen aus Spanien. Sogar in Zweisimmen haben sie die. Bergidylle halt. Wäre vielleicht auch ein Innovationspreis wert. Wie mache ich den einheimischen Bauern ihr Handwerk zu verleiden, dass wir ohne Gemotze importieren können. Wird halt leider im Inland nicht mehr hergestellt, müssen wir leider importieren.

Die wünsche des Konsumenten

Übrigens ist man heute ja am innovativsten, wenn man es wieder so macht wie früher. So wie damals, als die Insekten noch lebten, die Bäche noch sauber waren, in den Wiesen Blumen blühten und die Kühe vom Bauer statt vom Roboter gemolken wurden. Als man noch Zeit und Geld hatte für gutes Essen. Bevor man uns gesagt hat, man müsse rationell sein und vor allem billig. Essen müsse billig sein. Also wurden wir schneller und billiger. Wie die Stadionbauer. Dann kam der Konsument und schrieb im Internet, er wolle jetzt keine geplagten Tiereli und keine Pestizide mehr. Und flog in die Ferien, dorthin wo die T-Shirts günstig, das Fleisch günstiger und das Meer voller Plastik ist.