Die Initiative will alle Versuche an Tieren und Menschen sowie die Einfuhr von Produkten, für die Tier- und/oder Menschenversuche durchgeführt wurden, verbieten.

Tierversuche als Tierquälerei

Ziel der Initiative mit dem Titel: "Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot - Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt" ist es ausserdem, Tierversuche in der Bundesverfassung als Quälerei und "Verbrechen" einzustufen. Auch Versuche an Menschen sollen verboten werden.

Breite Unterstützung

Die Initiative, die 2017 von St. Galler Bürgern lanciert wurde, unterstützten rund 80 Organisationen und Unternehmen. Darunter sind Vertreter von SP und Grünen sowie verschiedene Tierschutzgruppen und Tierparteien.

Letztes Mal zu wenig Unterschriften

Es ist nicht die erste Initiative in der Schweiz, die sich mit dem Verbot von Tierversuchen beschäftigt: 1992 wurde eine Vorlage abgelehnt, die eine "drastische und schrittweise Einschränkung der Tierversuche" vorgesehen hätte. 2007 kam im Kanton Genf eine Initiative gegen Tierversuche nicht zustande. Die Schweizer Liga gegen Vivisektion (SLGV) hatte zu wenig Unterschriften eingereicht.

Forschung ist gegen das Verbot

Swissuniversities, die Standesorganisation von Schweizer Universitäten und Fachhochschulen, warnte am Montag vor der Initiative. Sie vertrete eine extreme Haltung, die nicht nur die Forschung gefährde, sondern auch verhindere, dass Menschen und Tiere in der Schweiz von künftigen medizinischen Fortschritten profitieren könnten.

Gegner sehen Forschungsstandort in Gefahr

Deutliche Worte gegen die Initiative fand am Montag auch der Schweizerische Nationalfonds (SNF). Durch ein totales Verbot von Tierversuchen und klinischen Studien würde die Schweiz den Anschluss an die internationale Forschung verlieren, schrieb er. Tierversuche seine wichtig für die Forschung, weil sie essentielle Erkenntnisse lieferten, die langfristig zur Entwicklung neuer Therapieansätze führen könnten.

Ausgeschlossen vom Fortschritt

Bei einer Annahme der Initiative wäre "der Forschungsstandort Schweiz ruiniert und die Schweiz vom weiteren medizinischen Fortschritt ausgeschlossen", teilte der Verein "Forschung für Leben" am Montag mit. Mit dem Forschungsverbot würden die Schweizer Hochschulen auf einen Schlag vom internationalen medizinischen Fortschritt ausgeschlossen. Den Forschenden würde nur noch die Abwanderung ins Ausland bleiben.

Irgendwann immer nötig

"Wer gegenwärtig medizinischen Fortschritt ohne Tierversuche und klinische Forschung ermöglichen will, träumt", schreibt der Verein weiter. Das sei schlicht nicht möglich, denn das Wissen basiere unter anderem auch auf der komplexen Erforschung eines ganzen Organismus. Dieser lasse sich bislang noch nicht in Computermodellen abbilden. Und auch wenn dem so wäre: Irgendwann müsse ein neuer Wirk- oder Impfstoff im Menschen getestet werden.

Aktuell: Nur, wenn keine Alternative besteht

Laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) dürfen Tierversuche in der Schweiz bislang nur durchgeführt werden, wenn "keine Alternativen zur Verfügung stehen". 2017 wurden in der Schweiz demnach 614'581 Tiere für Tierversuche eingesetzt, 2,4 Prozent weniger als noch 2016. Zwei Drittel der Versuchstiere waren Mäuse.

sda