Chemikalien wie Bisphenol A und Phtalate werden als Weichmacher in Kunststoffen eingesetzt. Sie wirken jedoch als hormonaktive Substanzen, also gleich oder ähnlich wie körpereigene Hormone. Sie stehen deshalb im Verdacht, sich auf die Fruchtbarkeit auszuwirken.

In einem Versuch mit Schweinen konnten Forscherinnen der ETH Zürich und der Technischen Universität München nun nachweisen, dass diese Stoffe tatsächlich ihre Spuren hinterlassen - und dies selbst in äusserst geringen Mengen und schon nach kurzer Zeit.

Der verabreichte hormonaktive Stoff - in der Menge, wie er über das Trinkwasser oder die Nahrung aufgenommen wird - führte nicht nur bei den Muttersauen zu Veränderungen, sondern auch bei deren Embryonen. Selbst beim erwachsenen Nachwuchs waren die Veränderungen noch nachweisbar, wie die ETH Zürich am Freitag mitteilte.

Gene verändert

Die Forscherinnen entdeckten, dass durch die hormonaktiven Substanzen Gene verändert wurden, die den Zellzyklus steuern oder das Wachstum von Tumoren unterdrücken. Am stärksten ausgeprägt waren die Veränderungen im Gelbkörper und in der Gebärmutterschleimhaut sowie in der Herz- und Skelettmuskulatur der Muttersauen.

Zudem stellten die Forscherinnen epigenetische Veränderungen an einigen Genen des Lebergewebes der Sauen fest. Diese Veränderungen traten auch bei den Embryonen auf und fanden sich auch noch im Erwachsenenalter: Selbst bei den Jährlingen konnten die Forschenden die Veränderungen noch feststellen.

Auswirkungen auf Knochendichte

Ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen konnten in den erwachsenen Nachkommen zwar nicht gefunden werden, nur sehr leichte Veränderungen zum Beispiel bei der Knochendichte und dem Verhältnis von Fett zu Muskelmasse. Welche langfristigen Folgen diese Veränderungen haben und ob sie sich verschärfen, wenn die Tiere einer Kombination solcher Stoffe ausgesetzt sind, ist aber offen.

Es müsse dringend über mehrere Generationen beobachtet werden, fordern die Forscherinnen. Epigenetische Veränderungen könnten in nur einer Generation entstehen, aber sie könnten unter Umständen bleibend auf die Nachfolgegeneration übertragen werden.

Die Forscherinnen fordern aufgrund der Resultate, die Mengen der erlaubten Tagesdosen zu überdenken. Die derzeit aktuellen Grenzwerte seien wohl zu hoch angesetzt. Die Empfindlichkeit des frühen Embryos dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden.

sda