Auf dem Luderhof im bernischen Bütikofen herrscht derzeit Hochbetrieb: Seit dem 15. November und bis zum 27. Dezember ernten Betriebsleiter Hans-Peter Luder, seine Partnerin und acht Angestellte Christbäume.

Die Ernte beginnt so früh, weil viele Privatpersonen Weihnachtsbäume bereits Ende November in den Garten stellen und weil Luder Bäume für den öffentlichen Raum oder an Betriebe für deren Weihnachtsdekorationen liefern kann. "Die Weihnachtsbäume im Bundeshaus und in den Büros von Bundesrätin Doris Leuthard und Bundesrat Ueli Maurer stammen von uns", sagt Luder nicht ohne Stolz gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Schweizer Bäume bereits im November

Die Schweizer Produzenten sind mit der frühen Ernte im Vorteil gegenüber den Importeuren. Denn die Weihnachtsbäume aus Dänemark, Deutschland oder Holland kommen aus den Kühlhäusern erst Anfang Dezember in den Verkauf. Dann ist ein grosser Teil auf dem Markt für Weihnachtsbäume bereits gelaufen. "Der Verkauf im Vorfeld ist für uns ein interessantes Geschäft", sagt denn auch Luder.

Auf seinem Hof herrschte darüber hinaus in diesem Jahr zusätzlicher Ausnahmebetrieb, weil parallel zur beginnenden Ernte im Spätherbst auch gleich noch Setzlinge gepflanzt wurden. Normalerweise kommen die Setzlinge im Frühjahr in den Boden. Aber wegen der Trockenheit seit der zweiten Frühlingshälfte sind ein Drittel der Setzlinge, die Luder erst nach dem Regen im März gesetzt hatte, eingegangen. Diesen Ausfall musste er nun im Herbst ersetzen - damit er in acht Jahren genügend Bäume für die Ernte hat.

Denn Weihnachtsbäume sind für die Produzenten ein langfristiges Geschäft. Sieben bis zehn Jahre wachsen die Bäume, bevor sie geerntet werden. Schweizweit gedeiht laut WaldSchweiz, dem Verband der Waldeigentümer, die grosse Mehrheit auf etwa 600 Hektaren in landwirtschaftlichen Kulturen. Ein kleiner Teil der Bäume stammt direkt aus dem Wald. Sie werden unter Stromleitungstrassen gezogen, weil dort Bäume nicht in die Höhe wachsen dürfen oder sie stammen aus den üblichen Durchforstungen.

Auf dem Luderhof wachsen drei Viertel der Bäume in Feldkulturen und ein Viertel stammt aus dem Wald. Luder und sein Team pflanzen jährlich 10'000 Setzlinge. Acht Jahre später erntet er davon 7000 Weihnachtsbäume; 1000 verbucht er als Ausfall; die restlichen 2000 Bäume sind von schlechter Qualität, etwa, weil sie krumm oder einseitig gewachsen sind. Diese verarbeitet Luder zu Schnittgrün.

In der Forstwirtschaft ist Luders Vorgehen komplexer als bei den Feldkulturen: Nachdem er eine Waldparzelle abgeholzt hat, pflanzt er für die Wiederaufforstung neben den Bäumen für den Endbestand, beispielsweise Lerchen, Buchen oder Eichen, auch Rottannen. Letztere werden später als Weihnachtsbäume geerntet. "Das dient dem Jungwuchs und deckt gleichzeitig die Kosten für die Pflege", erklärt Luder.

Rapsöl gegen Läuse

Im Wald ist jeglicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Düngern verboten. Auf den Feldern hingegen hilft Luder dem Wachstum nach. Die Felder sind eingeteilt in Streifen mit und ohne Gras. Die Bäume wachsen ohne Gras; dort bringt Luder Pflanzenschutzmittel gegen Unkraut und Moos aus.

Daneben wächst Gras, das gemäht wird; damit wird der Erosion vorgebeugt. Zudem werden die Bäume regelmässig gedüngt. Und im Frühjahr werden sie mit Rapsöl gespritzt, damit sich Läuse nicht in der Pflanze festsetzen können; sie rutschen auf der glitschigen Oberfläche ab und bleiben auf dem Boden.

Die meisten der Weihnachtsbäume, die Luder anbaut, sind Nordmanntannen. Mit einem Marktanteil von 65 Prozent ist die Nordmanntanne auch schweizweit der beliebteste Weihnachtsbaum, gefolgt von der Rottanne (20 Prozent). Dahinter folgen weitere Baumarten, wie Weisstanne - "sie ist etagiert", Blautanne - "ihre Nadeln stechen" oder Korktanne - "sie ist eher schmal", kommentiert Luder.

Luder verkauft etwa die Hälfte seiner Bäume en gros an Händler, die die Bäume an Marktständen verkaufen; er ist einer von Zweien, die Rotfichten an Coop liefern und er betreibt selbst einen Stand vor einem grossen Möbelhaus in der Region.

Die andere Hälfte seiner Bäume verkauft er direkt ab Hof. Jedes Jahr am dritten Adventswochenende organisiert er einen Weihnachtsmarkt mit Landfrauenständen und Festbetrieb; nur während dieser zweieinhalb Tage verkauft er jeweils 1500 Bäume.

Die letzten Kunden der Saison holen sich ihre Weihnachtsbäume am 27. Dezember: "Meist sind das Leute, die über Weihnachten nicht zu Hause waren oder die das Fest nachholen, weil sie keine Zeit hatten."

sda