Zuvor hatte die Regierung Berufung gegen die Entscheidung eingelegt, wie aus am Montag veröffentlichten Gerichtsdokumenten hervorgeht. Anfang August hatte ein brasilianischer Bundesrichter entschieden, die Registrierung neuer Produkte mit Glyphosat zu stoppen und bestehende Zulassungen ab September aufzuheben. Die Massnahme sollte in Kraft bleiben, bis die Gesundheitsbehörde Anvisa neu über die Sicherheit von Glyphosat entschieden hat.

Der brasilianische Landwirtschaftsminister Blairo Maggi hatte gesagt, ein Verbot von Glyphosat wäre eine "Katastrophe" für die brasilianische Landwirtschaft, da keine vergleichbaren Alternativen zur Verfügung stünden. Brasilien ist der zweitwichtigste Markt für den US-Saatgutriesen Monsanto, der Glyphosat entwickelt hat und der kürzlich von Bayer für rund 63 Milliarden Dollar übernommen wurde.

Haupteinnahmequelle von Monsanto

Glyphosat wird auch von anderen Firmen hergestellt, da das Patent seit Jahren abgelaufen ist. Gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen das Herbizid resistent sind, sind eine der Haupteinnahmequellen von Monsanto. In Brasilien werden unter anderem gentechnisch veränderte Varianten von Soja, Mais und Baumwolle angebaut. Das Land ist der weltgrösste Exporteur von Sojabohnen, die Landwirte dort stehen kurz vor Beginn der neuen Anbausaison. Auch für den Bayer-Konzern ist das Geschäft dort von grosser Bedeutung: Brasilien ist der Hauptwachstumstreiber für sein Agrargeschäft Crop Science.

Glyphosat wird von Umweltverbänden für das Artensterben und die Entstehung resistenter Unkräuter verantwortlich gemacht. Die Chemikalie steht zudem unter Verdacht, krebserregend zu sein. Mitte August hatte ein Geschworenengericht in Kalifornien Monsanto zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt, der seine Erkrankung auf das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat zurückführt. Monsanto kündigte Berufung gegen das Urteil ein, sieht sich aber mit rund 8000 ähnlichen Klagen in den USA konfrontiert.

sda