"Obwohl Norwegen das Land ist, das derzeit am meisten Wale jagt, gibt es keine offiziellen Initiativen, dies hier anzusprechen", sagte Sandra Altherr von der Organisation Pro Wildlife am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Tagungsort Portoroz.

Im Prinzip gilt seit 1986 ein Moratorium für den kommerziellen Walfang, gegen das Norwegen Einspruch erhoben hatte. Nach Altherrs Angaben hat das skandinavische Land seitdem 12'400 Zwergwale gefangen, allein 2015 seien es 660 gewesen.

Der Sprecher der Organisation OceanCare mit Sitz in Wädenswil ZH, Nicolas Entrup, sagte, die Europäische Union habe es verabsäumt, mit Blick auf die IWC-Tagung die Initiative zu ergreifen. "Der EU ist es nicht gelungen, eine Vision zu entwickeln, wie sie die Wale in ihren eigenen und den angrenzenden Gewässern schützen will."

Export an Japan

Kate O'Connell, die das Animal Welfare Institute auf der Konferenz vertritt, kritisierte Norwegens Handel mit Walfleisch. "Norwegens heimische Nachfrage nach Walprodukten ist minimal und das Überleben seiner Walfangindustrie hängt fast vollständig von den Exporten nach Japan ab", sagte sie. Allein im September habe eine norwegische Firma 175 Tonnen Walfleisch nach Japan exportiert.

Die drei genannten Organisationen präsentierten auf der Konferenz den Bericht "Frozen in Time" über den Walfang Norwegens. Der Export von Walfleisch nach Japan ist demnach in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen.

Die IWC-Tagung, die noch bis Freitag dauert, widmet sich vor allem dem umstrittenen Wissenschaftswalfang Japans. Der Antrag einiger südamerikanischer Länder, im Südatlantik eine grosse Schutzzone für Wale einzurichten, war in der Abstimmung am Dienstag gescheitert.

sda/dpa