Nach Angaben des nationalen Statistikbüros wurden dort im Juni nur noch 627'400 Rinder geschlachtet; das waren gut 18% weniger als im Vorjahresmonat. Eine baldige Entspannung der knappen Angebotssituation ist nicht in Sicht: Die Branchenorganisation Meat and Livestock Australia (MLA) hat kürzlich ihre Prognose vom Jahresanfang nach unten korrigiert und geht nun für das Jahr 2016 nur noch von 7,4 Millionen geschlachteten Grossrindern aus. Damit würde sich das Aufkommen gegenüber 2015 um 1,6 Millionen Tiere oder 18% verringern. Die Rindfleischerzeugung einschliesslich Kälbern soll wegen höherer Schlachtgewichte «nur» um 15 % auf 2,17 Mio t sinken.

Farmer halten weniger Tiere

Ursache des Rindermangels ist der starke Bestandsabbau; infolge von mehrjährigen Dürreperioden hatten die Produzenten vermehrt Tiere ins Schlachthaus geliefert. Ende Juni 2016 belief sich die australische Rinderherde laut MLA nur noch auf 26,1 Millionen Tiere. Das waren 1,3 Millionen weniger als ein Jahr zuvor und sogar rund 3,0 Millionen weniger als im Juni 2014.

Nach ausreichenden Niederschlägen und verbesserten Weidebedingungen versuchen die Produzenten mittlerweile, die Herden wieder aufzubauen. Entsprechende Tiere sind jedoch knapp und teuer. Der wichtigste Leitindex des Landes, der Eastern Young Cattle Indicator (EYCI) für männliche und weibliche Mastrinder bis zu einem Jahr, schloss gestern auf dem historischen Rekordniveau von etwas mehr als 7,00 A$ (5,2 CHF) pro Kilogramm Schlachtgewicht.

Konkurrenz um Rinder

Um die raren Tiere konkurrieren nicht nur die aufstockungswilligen Betriebe, sondern auch die Schlachtunternehmer und die Exporteure. Letztere können nicht mehr alle Anfragen bedienen und verlieren Marktanteile. Der australische Rindfleischexport ist im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18% auf 529'000 t gesunken, die Lebendausfuhr um 12% auf 630'500 Tiere. Die MLA geht davon aus, dass im gesamten Jahr 2016 der Rindfleischexport mit 1,03 Mio t das Vorjahresniveau um ein Fünftel verfehlen wird.

AgE