Sei es etwa bei der Beurteilung von Baugesuchen (siehe Kasten) oder der Umsetzung kantonaler Massnahmenpläne zur Luftreinhaltung. Das Modell ist auf dem Internet für alle kostenlos zugänglich (www.agrammon.ch).

National und international

Agrammon wird auch eingesetzt, um aufzuzeigen, ob und wenn ja wie weit nationale und internationale Verpflichtungen und Ziele erreicht werden. Dazu werden die Ammoniakemissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion in der ganzen Schweiz von der HAFL alle paar Jahre abgeschätzt. Bei der letzten gesamtschweizerischen Berechnung 2015 wurden die Daten von 2688 Betrieben ausgewertet. Das Umweltziel Landwirtschaft im Bereich Ammoniak gibt eine Reduktion um zirka 41 Prozent von heute rund 42 200 Tonnen pro Jahr auf maximal 25 000 Tonnen pro Jahr vor.

Agrarpolitisches Ziel bis 2021 ist die Reduktion auf 37 000 t (–12,3 Prozent). Ein Teil des Ammoniaks steigt in höhere Luftschichten auf und wird danach grenzüberschreitend verfrachtet. Um solche «Exporte» zu minimieren, hat sich die Schweiz international verpflichtet, die Emissionen bis 2020 um 8 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren.

In freiwilligen Programmen

Die Zentralschweizer Kantone haben von 2010 bis 2015 ein Ressourcenprojekt zur Reduktion der Ammoniakverluste umgesetzt. Alle beteiligten Betriebe berechneten ihre Emissionen mit Agrammon. Die Ergebnisse wurden mit einer Fachperson diskutiert. Möglichkeiten und Wirkung von Massnahmen zur Optimierung des Hofdüngermanagements und zur Reduktion der Verluste wurden ausgelotet. Auch andere Kantone haben Agrammon bei Ammoniak-Ressourcenprojekten eingesetzt.

Standortabklärung

Auch für eine Standortabklärung kann das Modell genutzt werden. Für 50 Milchkühe (Milchleistung 8000 kg/Jahr) soll ein neuer Laufstall mit Produktion von Vollgülle mit Laufhof gebaut werden. Die Gülle soll unter dem perforierten Laufhof gelagert werden. Eine Auflage seitens Luftreinhaltung bereitet Kopfzerbrechen. In 90 Meter Entfernung zum Standort befindet sich in der Hauptwindrichtung ein Flachmoor. Um dieses vor übermässigen Stickstoffeinträgen zu schützen, dürfen der neue Stall inklusiv Laufhof und Hofdüngerlager maximal 600 Kilogramm Ammoniak-N pro Jahr emittieren. Ohne Massnahmen emittiert die Tierhaltung nach dem Bau des neuen Stalles gemäss Agrammon 907  Kilogramm Ammoniak-N pro Jahr. Die folgenden machbaren Szenarien werden berechnet:

  • Szenario 1: Güllegrube fest ab- gedeckt, Laufhof planbefestigt
  • Szenario 2: Güllegrube fest abgedeckt, Verzicht auf Laufhof, da mehr Weide
  • Szenario 3: Nur erhöhter Fressstand
  • Szenario 4: Erhöhter Fressstand plus Rascher Harnabfluss
  • Szenario 5: Kombination 1 und 4
  • Szenario 6: Kombination 2 und 3

Fazit: Am neuen Standort darf gebaut werden, wenn die Güllegrube fest abgedeckt und der Laufhof planbefestigt ist sowie die aktuell von Bund und Kanton geförderten Massnahmen «Erhöhter Fressstand» und «Rascher Harnabfluss (Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne)» umgesetzt werden. Eine andere Möglichkeit wäre das feste Abdecken der Güllegrube und Verzicht auf den Laufhof in Kombination mit dem erhöhten Fressstand.

Sibille Jenni und Annelies Uebersax, Agrofutura

Michel Fischler, Agridea

Thomas Kupper, HAFL