Guido Wigger und seine Frau bewirtschaften in Obernau (Kriens LU) einen Biobetrieb. Seit 2003 produziert er Bioweidefleisch mit Tieren, die ganz ohne Kraftfutter ausgemästet werden. Wigger ist nicht ein normaler Biobauer, er ist einer, der alles  bis auf den letzten Rappen genau ausrechnet. Er errechnete sich aus seinem Betrieb rund 2800 Franken Monatslohn, obwohl er biologisch produziert und dies doch eigentlich mehr Wert sein sollte.

Grosse Mengen an Billigfleisch gekauft

Ist es aber in der Praxis nicht. «Der Aufpreis für Bioqualität war dem Abnehmer in den vergangenen Jahren nie mehr als einen Franken wert», erzählt Wigger an der STS-Gastro-Tagung am Freitag in Olten SO den Zuhörern.

Vom System würden sehr viele Mitverdiener profitieren, ist der Biobauer überzeugt. Und aktuell sei es so, dass immer noch grosse Mengen Billigfleisch gekauft würden. «Alles was gespart wird, geht auf Kosten des Tierwohls.» Daher mahnt er die Zuhörer «Wir müssen mehr mit Herz konsumieren und uns bewusst sein, was unser Konsum auslöst.»

Tiere müssen genormt sein

In der anschliessenden Diskussionsrunde fragte eine Zuhörerin, ob es wahr sei, dass für die Migros auch Bioweiderinder zum Schluss der Ausmast mit Kraftfutter gefüttert werden müssen. Wigger bejahte diese Frage. Dies sei auch ein Grund, warum er bei der Migros aussteigen möchte.

In der Praxis sei es so, dass die Weide-Ochsen den geforderten Ausmastgrad später erreichen würden, als andere. Bei der Schlachtung dürfen die Tiere aber zusätzlich ein gewisses Alter nicht überschritten haben, ansonsten gäbe es Abzüge, erklärte Wigger. Deshalb seien Bio-Weiderinder-Mäster praktisch gezwungen, in der Schlussphase noch Kraftfutter zuzufüttern.

Guido Wigger findet es schlecht, dass die Tiere so genormt sein müssen für die Schlachtung. Daher will er in Zukunft noch mehr auf die Direktvermarktung seines Bio-Weidefleisches setzen.

Jasmine Baumann