Es handelt sich bei dem Wolf um ein männliches Tier, das wahrscheinlich im letzten Jahr geboren wurde. Aufgrund der beobachteten Symptome musste davon ausgegangen werden, dass es an Staupe oder an einer anderen Störung des zentralen Nervensystems erkrankt war.

Das Tier war bei Tageslicht unterwegs, was für einen Wolf untypisch ist. Er war apathisch, zeigte keinerlei Scheu und reagierte nicht auf Zurufe. Der Jungwolf drehte sich fortwährend im Kreis, wobei sein Gang eine Verletzung am rechten Hinterlauf sichtbar machte.

Des Weiteren hatte das Tier ein aufgeschwollenes Gesicht und die Augen oft geschlossen, was auf eine hohe Lichtempfindlichkeit hinwies, ein weiteres Symptom für eine Erkrankung. Für die Wildhut war dieses Bild nicht neu, musste sie doch im vergangenen halben Jahr allein im Aufsichtskreis Herrschaft-Seewis gegen 20 an Staupe erkrankte Tiere erlegen, neben Füchsen und Dachsen betraf dies auch einen Waschbären.

Das Tier wurde umgehend an das Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin FIWI der Universität Bern gebracht. Bei der Untersuchung des toten Tieres konnte das Staupe-Virus nicht nachgewiesen werden. Auch Tollwut konnte aufgrund der negativen Testergebnisse ausgeschlossen werden. Das Tier hatte aber eine deutlich feststellbare Hirnentzündung. Die Laborbefunde decken sich mit den im Feld beobachteten klinischen Symptomen. Die Ursachen der Hirnerkrankung sind bisher nicht bekannt, es werden weitere Abklärungen durchgeführt.

Festgestellt wurde im Weiteren ein Befall mit Herzwürmern (Dirofilarien). Es ist das erste Mal, dass in der Schweiz bei einem Wolf dieser Befund nachgewiesen wurde. Das untersuchte Tier wies ausserdem in Darm und Lunge einen hohen Parasitenbefall auf. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, dass Tiere mit abnormalem Verhalten umgehend der Wildhut gemeldet werden. Die noch laufende genetische Untersuchung kann eventuell Auskunft darüber geben, ob der Jungwolf aus dem Calanda- oder dem Morobbia-Rudel stammt.

pd