Am Mittwochabend fand das letzte von drei Hofgesprächen statt. Nebst der Strategie und den Vollkosten der Milchwirtschaftsbetriebe (siehe BauernZeitung vom 8. Juni), war das Trockenstellen ein Thema. Ziele für die Verwendung von Euterschutz sind die Heilung bestehender Infektion und das «prophylaktische» verhindern von Neuinfektionen. Letzteres fällt mit der Änderung der Tierarzneimittelverordnung weg, es bleibt der Zitzenversiegler als präventive Massnahme. Wir haben bei Referentin Ursi Dommann, Praxisinhaberin der AG für Tiergesundheit in Gunzwil nachgefragt. Tierärztin Dommann betreut Gross-und Kleintiere, ihre Spezialgebiete sind Bestandesbetreuung Rinder, Homöopathie und Bioresonanz.

Ursi Dommann, Sie haben kürzlich anlässlich der Hofgespräche auf drei Milchwirtschaftsbetrieben zum Thema Trockenstellen referiert. Was hat es mit der Faustzahl von 150 000 Zellen auf sich?

Ursi Dommann: 150 000 ist die wissenschaftliche Grenze, ob ein Euter als gesund oder krank angesehen wird. Und es ist zudem die Faustzahl, ob die Kuh mit Trockensteller behandelt werden sollte oder nicht. Macht man das Ganze seriös, zieht man bevor die Kuh Galt geht, den Schnitt der drei letzten Wägungen heran. Sind es unter 150 000, kann auf Antibiotika verzichtet werden. Um die Eutergesundheit eines Betriebes zu beurteilen, kann man die theoretische Tankzellzahl benutzen. Natürlich kann diese Zahl bei kleineren Be­ständen durch einen einzelnen Ausreisser stark beeinflusst werden. Aber grundsätzlich spricht man auch hier von einem Problem, wenn diese Zahl höher als 150 000 ist.

Was ist Ihr Eindruck, werden Trockensteller in der Praxis richtig eingesetzt?

Das kann so nicht pauschal beantwortet werden, da sehr betriebsspezifisch. Viele Landwirte befassen sich aktuell mit der Problematik, sie sind sensibilisiert und suchen auch die Diskussion. Es kommt auch auf den Tierarzt an, ob er das Thema aktiv anspricht. Bei Problembetrieben kann es der richtige Weg sein, konsequent alle Kühe mit Trockensteller zu behandeln. Entscheidend ist, und das habe ich auch an den Hofgesprächen aufgezeigt, das ganze Management. Konkret also wie eine Kuh Galt geht. Dazu müssen Futter und Mineralstoffversorgung angepasst werden, es braucht eine saubere Liegefläche und auch Homöopathie oder Phytotherapie können in dieser Phase helfen. Kühe die «schön» Galt gehen, machen weniger Probleme.

Die Eutergesundheit gewinnt in der Zucht generell an Bedeutung. Wie erleben Sie die Entwicklung der Eutergesundheit auf den Betrieben?

Wir sind sicher noch nicht da, wo wir sein möchten. Das hat auch mit der Selektion zu tun. In einigen nordischen Ländern werden Kühe mit schlechter Eutergesundheit extrem strikt ausgemerzt, Antibiotika wird kaum eingesetzt. Ich sage nicht, dass dies der richtige Weg ist, aber es zeigt wie weit man gehen könnte. Bekanntlich ist die allgemeine Krankheitsanfälligkeit höher bei Tieren mit hoher Milchleistung. Die Entwicklung zu besserer Eutergesundheit wird also sicher noch Zeit beanspruchen.

Armin Emmenegger

Dies ist ein Artikel der aktuellen Zentralschweizer Ausgabe der BauernZeitung.

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