Eine Produktion ist dann effizient, wenn sie mit minimalem Einsatz einen maximalen Output erzielt, definiert Katrin Giller vom Institut für Agrarwissenschaften der ETH die Effizienz. Dies ist aber nicht das absolute Ziel, das es zu erreichen gilt. Vielmehr sind neben den ökonomischen auch ökologische und soziale Aspekte zu berücksichtigen. Sie bilden die drei Säulen der Nachhaltigkeit, wie sie im Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen dargestellt sind (s. Kästchen). Was schlussendlich nachhaltig ist, lässt sich nie exakt berechnen, es ergibt sich aus einem Abwägen der drei Interessen.

Das Gleichgewicht bewahren

Die Forschung in der Tierernährung beschäftigt sich stark mit der Effizienz von Futtermitteln. Wie lässt sich mehr Milch produzieren, ohne dass der zusätzliche Aufwand grösser wird als der zusätzliche Ertrag? Das ist die ökonomische Frage. Für das Euter wäre es kein Problem, mehr Milch zu produzieren, aber der Rest des Körpers einer Kuh muss auch mitmachen, gibt Rupert Bruckmaier von der Vetsuisse Fakultät der Uni Bern zu bedenken. Durch züchterische Selektion lässt sich zwar die Leistung noch mehr steigern, aber es wird schwieriger, die Tiere gesund zu halten. Der Grat zwischen Gewinn und Verlust wird immer schmaler und es stellt sich die Frage, ob eine Leistungssteigerung noch sinnvoll ist.

Der Konsument – ein schizophrenes Wesen?

Einen entscheidenden Einfluss darauf, was und wie produziert wird, hat der Konsument durch sein Kaufverhalten und seine Stimmabgabe bei politischen Abstimmungen. Doch, was will der Konsument? „Der Konsument scheint ein schizophrenes Wesen zu sein“, sagt Michael Siegrist von der ETH. Als Stimmbürger spielen ethische Überlegungen eine wichtige Rolle, aber beim Einkauf von tierischen Produkten gewichtet der Konsument ökonomische Faktoren häufig stärker. Er ist oft widersprüchlich, aber nicht zwingend irrational, stellt der Experte des Verbraucherverhaltens fest. Die Einstellung des Konsumenten hängt von der Situation ab, in der er sich befindet. Mit diesem Spannungsfeld muss die Lebensmittelbranche zwar leben, aber sie kann durch gute Aufklärung auf den Konsumenten einwirken.

Darauf setzt auch Josef Gross von der Vetsuisse Fakultät der Uni Bern. Der Konsument sei oft zu wenig mit der Realität in der Landwirtschaft vertraut und habe in seinem Kopf Idealvorstellungen, zum Beispiel, dass die Kühe sich das Futter ausschliesslich auf der Weide suchten und überhaupt kein Kraftfutter benötigten. Kraftfutter macht allerdings in bestimmten Situationen Sinn, zum Beispiel nach dem Kalben, sagt Gross. Auch gäbe es viele Falschmeldungen, sogenannte fake news, die der wissenschaftlichen Grundlage entbehrten. Die Forschung muss den Dialog mit dem Konsumenten suchen. Gross spricht von einem „Nachholbedarf bei der Kommunikation“. Ausdrücklich verlangt er, dass die Forschung für den Konsumenten verständlich sein muss. Einfach vor sich hinarbeiten, genügt nicht. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, dass wir schweigen“, ermahnt er seine Forscherkolleginnen und –kollegen.

Die Schweiz - ein Grasland

70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche besteht in der Schweiz aus Grasland, ideal für Wiederkäuer, die das Gras in Milch und Fleisch umwandeln. Hochleistungskühe benötigen neben dem Raufutter allerdings auch Kraftfutter in Form von Getreide und Leguminosen. Damit stehen sie in direkter Konkurrenz zum Menschen. Die Weltbevölkerung wächst, so dass die Lebensmittel knapper werden und die natürlichen Ressourcen wie Wasser, Nährstoffe oder nutzbares Land effizienter genutzt werden müssen. Die Tierernährung ist auf der Suche nach Massstäben, welche die  Futtermittel auch danach bewerten. Stefan Probst von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) stellt als solchen Massstab die Lebensmittelkonvertierungseffizienz oder human-edible feed conversion efficiency (heFCE) vor.

Ein neuer Massstab

Die heFCE ist abgeleitet von der in der Tierernährung üblicherweise angewandten Futterkonvertierungseffizienz FCE, eine ökonomische Grösse dafür, wie viel Kilogramm Milch oder Fleisch (Output) mittels eines Kilogramms Futter (Input) produziert wird. Der Quotient von Output durch Input ist in der Regel kleiner als 1. Je näher er bei 1 liegt, desto besser verwerten die Tiere das Futter, desto weniger Futter ist für ein Kilo Milch oder Fleisch notwendig. Kühe, denen auch Kraftfutter gefüttert wird, schneiden wegen der höheren Leistung betreffend FCE besser ab als Kühe, die sich nur von Gras ernähren. Berechnet man allerdings die heFCE, dann ist es umgekehrt. Diese berücksichtigt nämlich sowohl beim Input als auch beim Output nur die für die Humanernährung nutzbaren Anteile. Von Gras kann sich der Mensch nicht ernähren. Der Input geht gegen Null. Die simple FCE ist für die Entscheidungsfindung, wie produziert werden soll, in der heutigen Zeit nicht mehr ausreichend, fasst Probst zusammen.

Michael Götz / lid