"Ich habe gelernt, Agraffen zu entfernen", erzählt Michaela Meier mit einem Seitenblick auf Sabine Birrer und beide lachen. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten habe das ganz gut geklappt. Tatsächlich arbeitete die Familie letzte Woche mit Hochdruck an den Zäunen, damit die Kühe nun vom Frühlingswetter profitieren können.

Kühe, Kinder, Küche

Daneben durfte die 16-Jährige Kühe melken, in der Küche aushelfen und viel Zeit mit den Kindern verbringen. Denn Lara (8), Jonas (7) und Anna (4) Birrer haben oft Gesellschaft von ihren Cousinen und Cousins. So auch heute, wo im Wohnzimmer zwischen Lego, ferngesteuerten Autos und Spielzeugfiguren reger Betrieb herrscht. Mittendrin Michaela Meier, der es sichtlich gefällt bei der Bauernfamilie Birrer. Ihr Arbeitsplatz befindet sich sonst auf der Geschäftsstelle des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes, wo sie eine KV-Lehre absolviert. "Ich finde es wichtig, dass unsere Auszubildenden selbst erleben, was sie täglich an andere vermitteln", findet Sibille Burri, Agriviva-Verantwortliche für Luzern und Aargau und gleichzeitig Ausbildnerin von Michaela Meier.
Erfahren sind auch Sabine und Kaspar Birrer, bei denen in den letzten acht Jahren über 60 Jugendliche ein- und ausgingen. "Wir suchen bei jedem die Stärken und setzen sie dann möglichst dort ein", führt die Bäuerin aus. Zudem versuchen sie sich so authentisch wie möglich zu geben, ihren normalen Alltag zu zeigen. Da gehört auch ein Ausflug auf den Spielplatz oder ins Hallenbad dazu, denn "wir arbeiten auch nicht sieben Tage die Woche voll".

Heuen in den Hängen

Auf dem reinen Milchviehbetrieb fallen die Arbeiten stark saisonal aus, im Sommer nimmt das Heuen viel Zeit in Anspruch. Die Arbeit im hügeligen Gebiet, bei Sommerhitze und teilweise Zeitdruck eröffne vielen "Landdienstlern" eine ganz neue Welt, weiss die dreifache Mutter aus Erfahrung. Sie freut sich aber, dass nach wie vor viele den Alltag auf dem Bauernhof kennenlernen möchten. "Ein Vater riet seiner Tochter mal, ein Ferienjob in der Migros würde ja viel mehr Lohn geben", berichtet Sabine Birrer, "doch das Mädchen wollte unbedingt zu Agriviva." Die Erlebnisse und das Zusammenleben mit der Familie seien halt doch einzigartig.
So erzählt Michaela Meier, wie sie mit der ältesten Tochter Mittagessen kochte: "Lara zeigte mir ihr Lieblingsrezept, Pasta Cinque Pi." Ihre Gastmutter bestätigt, das Menu sei gelungen. Die Jugendliche ist am meisten beeindruckt von Sabine Birrers Geduld, wie sie ihr alles zeigte und erklärte. "Aber davon brauchen wir bei dir ja nicht so viel", antwortet die Angesprochene darauf wohlwollend.

ag

Dies ist ein Artikel aus der aktuellen BauernZeitung Zentralschweiz und Aargau.

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