Während die Agroscope-Mitarbeitenden in Tänikon auf Stühlen sitzen, die schon zur Hälfte abgesägt sind, hat die Geschichte der Swiss Future Farm (SSF) gerade erst begonnen.

Swiss Future Farm wächst

Das grossangelegte Projekt für Smart Farming, das ebenfalls in Tänikon stationiert ist, hat im September seine Arbeit aufgenommen.

Während Politiker um Sein oder Nicht-Sein von Agroscope Tänikon streiten, sind auf dem Versuchsbetrieb, der mittlerweile vom BBZ Arenenberg geleitet wird, die Weizenkeime am Aufschiessen und die Datensammlungen am Wachsen.

Am Anfang die Maschine

Verschiedene Feldversuche sind im Gang, die die Vorteile von GPS-Steuerung beim Hacken oder beim Ausbringen von Dünger und Pflanzenschutzmittel aufzeigen sollen. Die Datenbank ist im Aufbau, die sammeln und schlüssig auswerten kann.

«In den ersten Monaten waren wir vor allen Dingen damit beschäftigt, einen Maschinenpark aufzubauen», sagt Florian Abt. Der Verantwortliche für Datenmanagement und Wissenstransfer bei der Swiss Future Farm erklärt, dass die meisten Maschinen geliehen sind von der GVS und dass eine Planung erforderlich war, wann welche Maschine zur Verfügung stehen muss. Weiter beschäftigt sich das SSF-Team in der Anwendung nun mit Feineinstellungen der modernsten Bodenbearbeitungsgeräte und Steuerungen.

Das transparente Brot

Die Fruchtfolge wurde vom bestehenden Betrieb übernommen. Da gab es nur leichte Anpassungen, wie die Ansaat von Zwischenbegrünung und Untersaaten. Der Anpassungsprozess von zukunftsfähigen Sorten wird langfristig angelegt. Die Swiss Future Farm will nicht nur digitale Wege gehen, sondern auch ressourcenschonende.

«Wir arbeiten daran, Tools und Methoden für eine Landwirtschaft zu finden, die gänzlich getragen wird», so visioniert Florian Abt. Von der Politik, weil sie kostensparend ist, von der Umwelt, weil sie schonend ist, vom Landwirten, weil er erfolgreich ist damit, vom Konsumenten, weil Qualität und Transparenz hoch sind. So zeichnet Abt ein Bild, wie der Konsument mit einem App ein Brot im Grossverteiler scannt, und daraus lesen kann, wo der Weizen gewachsen, wie er behandelt und wo verarbeitet wurde, und welche Ressourcen in welcher Menge verbraucht worden sind.

Zusammenarbeit im Aufbau

Die Zusammenarbeit mit der Agroscope gestaltet sich zur Zeit vor allem in Form von Leistungsaufträgen, wie das Betreuen von Milchvieh in digitalen Weideversuchen. «Es sind  aber bereits überschneidende Projekte im Aufbau,  wie z.B. zur teilflächenspezifischen Ausbringung von Stickstoff», sagt dazu Florian Abt. Die Leistungsaufträge dienen auch als Einkommensquelle für die Swiss Future Farm.

Die Nachricht, dass Tänikon nicht mehr in der bundesrätlichen Zukunftsstrategie der Agroscope enthalten ist, habe keine Weltuntergangsstimmung bei seinem Team ausgelöst. «Das Projekt SFF wird auf jeden Fall weitergeführt aber wir hoffen natürlich, dass wir die angelaufene Zusammenarbeit mit Agroscope weiterführen können.Artikel» 

Vorzeigeprojekt

Neben ersten Fachveranstaltungen, wie dem Zuckerrübentag im April, ist die Swiss Future Farm bereits auch für die Politik ein Hoffnungsträger: Aus der ganzen Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein reisten beispielsweise am Wochenende die Vorsteher der Landwirtschaftsämter nach Tänikon um mehr über den Versuchsbetrieb, Agroscope und die Swiss Future Farm zu erfahren.

Die Swiss Future Farm würde leiden, wenn die Agroscope aus Tänikon abziehen würde. Die Organisation macht sich aber nicht abhängig von der Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt.

Nadine Baumgartner