«Die aktuelle Stickstoff-Politik steckt in der Sackgasse», sagt Daniel Widmer vom Strickhof an der gestrigen BDU-Herbsttagung. In der Schweiz gebe es einen Überschuss von 110'000 Tonnen pro Jahr. Dieser Stickstoffüberschuss stagniere aber schon seit 15 Jahren. Die Stickstoffeffizienz sei in den letzten 25 Jahren nur von zirka 22 Prozent auf knapp 33 Prozent gestiegen.

30 Betriebe für eine Effizienzsteigerung

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), dem Zürcher Bauernverband, dem Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft sowie dem Amt für Landschaft und Natur startete das Strickhof vergangenes Jahr ein sechsjähriges Projekt zur Steigerung der Stickstoffeffizienz und Reduzierung der Verluste.

Für das Projekt wurden 30 Betriebe ausgewählt, je 10 Betriebe mit dem gleichen Betriebstyp: Milchbetriebe mit Fokus auf die Grünlandbewirtschaftung, kombinierte Milch- und Ackerbaubetriebe, kombinierte Veredelungsbetriebe (Schweine- oder Geflügelbetriebe). 

Je nach Betriebstyp müssen folgende Wirkungsziele erreicht werden:

  • Milchvieh und Grasland: 5%
  • Milchvieh ung Ackerbau: 10%
  • Verdeleung: 10%

Voraussetzung für die Teilnahme war eine Mindestfläche von 25 Hektaren, keine Betriebsumstellungen innerhalb der sechs Projektjahre, Erfüllung des ÖLN (jedoch keine Biobetriebe) und die Motivation für eine aktive Mitarbeit im Projekt.

Massnahmen zur Zielerreichung

Um die Stickstoffeffizienz zu verbessern, sollen Massnahmen auf Ebene der Betriebsstruktur, Pflanzenbau und in der Tierproduktion durchgeführt werden.

Der Massnahmenkatalog setzt sich zusammen aus:

  • bereits bekannten, aber vernachlässigten Massnahmen
  • bekannten, aber noch nicht in der Praxis angekommenen Massnahmen (z. B. kontinuierliche Gehaltsbestimmung beim Güllen)
  • neue Massnahmen, die noch nicht in die Praxis gelangten (rascher Harnabfluss, Güllegrubber)
  • neue, innovative Massnahmen, die auch für die Forschung interessant sind (Güllesäuren)

 

Die Massnahmen sind in fünf Bereiche eingeteilt:

  • Fütterung von Milchvieh und Futterbau optimieren (Reduktion der Stickstoffausscheidungen der Milchkühe und damit der Ammoniakemissionen)
  • Stickstoffwirkung der Hofdünger verbessern (Reduktion der Ammoniakverluste führt zu mehr verfügbaren Stickstoff in den Hofdüngern)
  • Stickstoffwirkung der Mineraldünger erhöhen (an Bedarf der Kulturen anpassen)
  • Pflanzenbauliche Massnahmen (Kenntnisse über Kultur, Böden, Kulturübergänge, Nutzen von Synergieeffekten von Kulturkombinationen, gezielte Nutzung von Leguminosen-Stickstoff)
  • Innovative Massnahmen (Reduktion der Ammoniakverluste, Reduktion der Stickstoffverluste dank Reduktion der Stickstoffzufuhr, bessere Nutzung von Hofdünger- und Leguminosen-Stickstoff)

 

Landwirte werden für die Zielerreichung entschädigt:

  • Für den Zeitaufwand erhalten Landwirte einen Grundbeitrag von Fr. 2500.- pro Betrieb und Projektjahr
  • einen Beitrag für die Reduktion der Stickstoff-Zufuhr von Fr. 3.- pro kg Reduktion der Stickstoff-Zufuhr pro Hektar DF (Voraussetzung: mind. 75% des vereinbarten Ziels erreicht) 
  • einen Beitrag für die Reduktion des Stockstoff-Saldoüberschusses von Fr. 8.- pro kg pro Hektar DF Reduktion Stickstoff-Saldoüberschuss (Voraussetzung: mind. 75% des vereinbarten Ziels erreicht)

Daraus ergibt sich ein Maximalbetrag von Fr. 15'000 pro Betrieb und Projektjahr. 

Für alle Betriebstypen gilt, mindestens zwei Massnahmen aus den fünf Massnahmenbereichen umzusetzen. 

«Das Projekt steckt bis jetzt noch in den Kinderschuhen. Erst vor einem Jahr haben wir mit der Betriebssuche gestartet», sagt der Projektleiter Daniel Widmer. Jetzt wo die Betriebe gewählt wurden, müssten aktuell noch die Zielvereinbarungen mit den Betrieben gesetzt werden. 

Katrin Erfurt 

An der BDU-Herbsttagung wurde die konservierende Bodenbearbeitung und ihre Herausforderung im Projekte-Dschungel thematisiert.

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