Es gibt Bauernfamilien, die sich freuen, den aktuellen Buchhaltungsabschluss auf den Tisch zu bekommen. Anderen graut es davor. Sicher ist, dass die Buchhaltung aufzeigt, wie der Landwirtschaftsbetrieb finanziell läuft. Zudem ist sie ein wichtiges Instrument, um Weichen neu zu stellen. Die Buchhaltung ist bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, die Anlass zu Veränderungen gibt. Vielleicht ist es ein lang gehegter Wunsch oder ein Bauchgefühl, das sagt: Jetzt reicht es. Wir wollen eine andere Richtung einschlagen, einen Spezialzweig aufbauen oder etwas ganz Neues starten.

Genau hinhören

Je nach Typ trägt man «heimliche» Wünsche oder Gedanken lange allein herum oder man teilt sie bald. Es ist gar nicht so schlecht, sich sorgfältig zu überlegen, wie gross der Wunsch zu Veränderungen wirklich ist. Sobald mit einer Drittperson über «neue Wege» gesprochen wird, sind verschiedene Reaktionen möglich. Die Partnerin oder der Partner ist entweder offen und sofort dabei, die neuen Ideen zu prüfen – oder es erfolgt eine eher kritische bis total ablehnende Reaktion. Wenn die Gedanken schon seriös selber geprüft wurden, ist es einfacher zu reagieren und zu argumentieren. Wenn die eigene Sicherheit da ist: «Ich will eine Veränderung und ich weiss auch, in welche Richtung diese gehen soll», ist der Zeitpunkt gekommen, die Gedanken zu teilen. Wenn auch der Partner offen ist für einen neuen Weg, ist es Zeit, Fachleute beizuziehen. Wenn kritische Einwände da sind, sollten diese nicht in den Wind geschlagen werden.Genau hinhören ist der richtige Weg. Weshalb äussern sich Fachleute kritisch? Nachfragen ist zwingend, denn diese Argumente helfen auf dem weiteren Weg. Niemand ist überaus kritisch, wenn es keinen Grund dazu gibt. Deshalb sind kritische Einwände eine Chance, Ideen zu optimieren.

Genau hinsehen

Bevor etwas Neues gestartet wird, muss klar sein, wer welche Arbeitskapazitäten hat. Hier lohnt sich ein Überprüfen der eigenen Ansicht mit dem offiziellen Arbeitsvoranschlag oder auf andere Weise. Wer ohne Reserven plant, erleidet meist Schiffbruch. Wenn etwas Neues ansteht, ist es sinnvoll und nötig zu prüfen, was man aufgeben beziehungsweise loslassen kann. Es funktioniert nie, wenn Neues einfach dazukommt – ganz nach dem Motto: Es wird schon gehen. Neue Betriebszweige oder neue Schritte verlangen genaues Hinsehen. Wenn die Meinung besteht, dass eine Veränderung sinnvoll ist, müssen auch die finanziellen Ressourcen vertieft angeschaut werden. Haben wir die Möglichkeit zu investieren? Wie viel liegt drin? Ist es sinnvoll, klein zu beginnen oder steigen wir direkt gross ein? Verfügen wir über die nötige Aus- und Weiterbildung oder gibt es diesbezüglich ein Manko? Wenn neue Ideen umgesetzt werden sollen, ist es wichtig, die Gesetze zu kennen, die das Vorhaben tangieren und dann die involvierten Amtsstellen zu kontaktieren. Sind grössere Investitionen notwendig, ist auch die Bank frühzeitig zu kontaktieren. Je nach Situation können zusätzliche Finanzierungsquellen in Frage kommen – auch diese Abklärungen brauchen Zeit.

Agnes Schneider Wermelinger

Mehr Tipps zu diesem Thema entnehmen in Ihrer BauernZeitung vom 19. Januar 2018. Lernen Sie  die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.