An der Schweinehaltung verdienen nicht nur die Landwirte, sondern viele Akteure wie Futtermühlen, Stallbaufirmen und nicht zuletzt der Handel. Die Händler kaufen die Tiere den Schweinehaltern ab und vermarkten sie. Häufig tun sie dies gleich zweimal. Nämlich dann, wenn die Tiere vom Züchter zum Mäster wechseln und wenn sie vom Stall in den Schlachthof kommen. Die Vermittlung und den Transport würden sich die Händler gut bezahlen lassen. "Es geht zu viel weg", sagt Hansheiri Rusterholz, Präsident der im Jahre 2012 gegründeten Rupromi Swiss Schwein AG in Schönenberg ZH.

Im Sauenring wechseln die Tiere den Betrieb öfters

Rupromi ist eine Selbsthilfeorganisation von Produzenten und eines Fleischverarbeiters.  Der Name setzt sich zusammen aus RU für Rusterholz-Sauen, PRO für Produzenten und MI für Micarna. Ziel der Erzeugergemeinschaft ist es, das Fleisch direkt zu vermarkten, das heisst ohne Zwischenhandel.

Auf der Produzentenseite nehmen zurzeit 80 Betriebe an der Gemeinschaft teil, davon 35 Zucht- und 55 Mastbetriebe. Die Zuchtbetriebe arbeiten in einem sogenannten "Sauenring" zusammen, in welchem sie sich die Arbeit teilen. Die einen halten die Sauen nur zum Abferkeln und zur Aufzucht der Ferkel bis diese 25 kg schwer sind und an den Mäster verkauft werden.

Vom Abferkelbetrieb kommen die Sauen zum Besamen in den Deckbetrieb, anschliessend bis kurz vor dem nächsten Abferkeln in den sogenannten Wartebetrieb. Dann beginnt der Kreis von neuem. Diese sogenannte arbeitsteilige Ferkelproduktion setzt voraus, dass die Tiere von einem Betrieb zum anderen transportiert werden. Das kostet zwar zusätzlich, aber dank der Spezialisierung haben die Schweinehalter weniger Arbeit und können professioneller arbeiten. Rusterholz sieht es als Chance für kleine Betriebe, die sonst wohl aufhören müssten.

Verteilschlüssel sorgt für möglichst gerechte Entlöhnung

Die Herausforderung für Rupromi ist es, die verschiedenen Produzenten ihrem Aufwand entsprechend zu bezahlen, also den "Kuchen" möglichst gerecht zu verteilen. Hier hat Rupromi in Zusammenarbeit mit den Produzenten einen Verteilschlüssel geschaffen, der abhängig vom Preis der Schlachtschweine ist.

"Wir leben schliesslich von dem, was die Schlachtschweine bringen", bringt es Rusterholz auf den Punkt. Es ist nicht immer einfach, gerecht zu entlöhnen. Dafür sind manchmal Korrekturen notwendig. Verliert zum Beispiel eine Sau im Abferkelbetrieb übermässig an Gewicht, muss der Betrieb dafür gerade stehen. Es gibt einen Abzug pro Kilogramm, der sich nach dem aktuellen Schlachtpreis der Sauen richtet. Die Transportkosten müssen auch verteilt werden. Trotz diesen und dem organisatorischen Aufwand kommen die Schweinehalter auf ein höheres Einkommen, als wenn sie ihre Ferkel über den Handel verkaufen müssten. "Wir sind eine schlanke Organisation", begründet es der Präsident der Erzeugergemeinschaft.

Direkter Draht zum Grossverteiler

Wichtig ist die Zusammenarbeit mit der Micarna, dem Fleischverarbeitungs-Unternehmen der Migros. Dieses garantiert der Erzeugergemeinschaft die Abnahme ihrer Schlachttiere, verlangt aber im Gegenzug eine hohe Fleischqualität. Die Rupromi-Züchter verpflichten sich, für die Zucht nur "Premo"-Eber zu verwenden.

Das sind Eber aus Kreuzungen Schweizer Rassen, deren Nachkommen einen hohen Anteil an intramuskulärem Fett aufweisen, eine Voraussetzung für zartes und schmackhaftes Fleisch. Die Produzenten von Rupromi erfüllen die Anforderungen von IP-Suisse. Das heisst, die Schweine verfügen über Einstreu und Auslauf und die Landwirte halten sich bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen an die besonderen Anforderungen zur Förderung der Biodiversität.

Neben der hohen Qualität des Fleisches spielt für die Micarna auch die direkte Zusammenarbeit mit den Landwirten eine grosse Rolle. So konnte sie neue Produkte wie zum Beispiel das "My steak" entwickeln. "Wir haben einen direkten Draht und spüren den Puls", beschreibt es Frowin Schmid, Einkäufer bei Micarna.

Grosse Posten erzielen bessere Preise

"Die Bauern verlernen, sich nach dem Markt auszurichten", beobachtet Hansheiri Rusterholz, Präsident der Selbsthilfeorganisation. Wer am Markt Erfolg haben will, müsse seine Produktion vorausdenkend planen, Verantwortung übernehmen und selbst agieren.

Die Grossverteiler suchen grosse Posten, das heisst Gruppen von Schlachtschweinen, die zur richtigen Zeit geliefert werden. Hierfür ist die Rupromi dank ihrer arbeitsteiligen Organisation im Vorteil. Die Zusammenarbeit ermöglicht der Gemeinschaft, grosse Posten abzuliefern und auf die Schwankungen des Marktes einzugehen.

Die Planung beginnt im Deckbetrieb, wo die Sauengruppen zusammengestellt werden. Da in der Ferienzeit im Sommer die Nachfrage nach Schweinefleisch abnimmt, fällt der Schlachtpreis. Die Erzeugergemeinschaft reagiert vorausschauend schon neun Monate vorher, das ist die Zeit zwischen der Besamung der Sau bis zur Schlachtung der Ferkel.

Im September werden zum Beispiel die Sauen strenger selektioniert, damit in den Sommerferien des folgenden Jahres, wenn die Preise der Schlachtschweine fallen, weniger Tiere auf den Markt kommen. Umgekehrt werden im Juli mehr Sauen gedeckt, da im April die Grillsaison beginnt und damit Nachfrage und Preis der Schlachtschweine steigen.

Während Hansheiri Rusterholz die Besamung der Sauen plant, kümmert sich seine Tochter Stefanie Rusterholz, Geschäftsführerin von Rupromi, um die Vermarktung der Jager. Stimmt die Besamungsplanung, kommt es zu einem ausgeglichenen Jagermarkt über das ganze Jahr.

Gesunde Schweine dank guter Prävention

"Rupromi geht den Weg zu einem gesunden Schwein durch konsequente Prävention", sagt Rusterholz. Eine gute Gesundheit beginnt bei den Ferkeln. Da sie die ersten 10 bis 12 Wochen auf dem Betrieb aufgezogen werden, wo sie geboren werden, kommen sie in dieser Zeit nicht in Kontakt mit fremden Ferkeln und damit fremden Keimen. Sie bleiben gesünder.

Auch ein konsequentes Hygienemanagement sowie eine tierfreundliche Haltung sollen helfen, den Einsatz von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, zu reduzieren. Hinzu kommt eine professionelle Betreuung der Betriebe durch eine Fachperson.

Michael Götz, lid