Ab September 2018 gilt nach einer Übergangsfrist das Vollspaltenverbot in den Schweizer Schweineställen. Viele erwarteten mit dem Wegfall von Tausenden von Mastplätzen einen Jager-Stau. Dieser wird wohl ausbleiben. Deswegen herrscht in der Branche längst nicht eitel Sonnenschein, vor allem beim Absatz harze es. Die BauernZeitung hat bei Meinrad Pfister, Suisseporcs-Präsident aus dem luzernischen Altishofen, nachgefragt.

Meinrad Pfister, so wie es jetzt ausschaut, können die Jager platziert werden. Hat die Branche schwarzgemalt?

Meinrad Pfister: Die Zahlen haben wir vor rund einem Jahr zusammen mit dem Handel erhoben. Wir sind davon ausgegangen, dass rund 60'000 Mastplätze per September 2018 wegfallen würden. Dazu brauchte es einen Abbau bei den Muttersauen von rund 7500 Stück. Diesen Aufruf haben wir immer wieder platziert. Stand heute sieht es danach aus, als ob tatsächlich Sauen ausgemerzt wurden, wenn auch nicht in diesem Umfang. Vermutlich haben aber mehr Produzenten ihre Mastställe um- oder neugebaut als stillgelegt. Wir haben zwar etwas weniger Schweine, diese werden aber schwerer gemacht. Wir sind bei einem Schlachtgewicht von durchschnittlich 89,4 kg angelangt, somit produzieren wir nur 0,6% weniger Gewicht als vor einem Jahr und haben einmal mehr einen überversorgten Markt mit tiefen Preisen. 

Sie haben ja auch ein wenig gehofft, dass durch den Wegfall von Mastplätzen nachhaltig weniger Fleisch produziert würde. Dieser Effekt ist ausgeblieben. Dafür gibt es keinen Jager-Stau. Sind Sie nun erleichtert oder enttäuscht?

Jager, die nicht platziert hätten können, das wäre natürlich der Supergau gewesen. Das konnten wir glücklicherweise abwenden. Die Probleme mit dem Absatz plagen uns aber weiterhin. 2013 war das letzte gute Schweinejahr. Das ist schon eine Weile her. Wollen wir wieder bessere Zeiten, müssen wir die Selbstversorgung um rund 4% auf 93% senken. Das wären dann etwa 5000 Sauenplätze weniger. Die Suisseporcs handelt aber keine Schweine, mehr als an die Vernunft appellieren geht nicht. Wir haben kein System oder Instrument, um die Menge zu regulieren.

Der Absatz von Schweinefleisch stockt, obwohl sich die Grossverteiler mit Aktionen unterbieten. Und Coop will künftig 13 Prozent weniger Label-Schweine kaufen. Das sind keine rosigen Aussichten ...

Das bereitet mir Bauchweh. Beim Absatz ist keine Trendwende in Sicht. Für den Detailhandel ist Schweinefleisch einzig zum «Lock-
vogel» verkommen. Ich rufe den Detailhandel zur Vernunft auf, mit dieser Strategie machen wir das Produkt kaputt. Angewiesen sind wir Schweineproduzenten auf die Marketingleute bei den Grossverteilern. Wir sind bereit ,mitzuhelfen. Der Schweizer Schweineproduzent könnte dabei in den Mittelpunkt gestellt werden. Wir produzieren kein anonymes Massenprodukt. Dahinter stehen bäuerliche Familienbetriebe, die  lokal und tiergerecht –50% sind Label – beste Qualität liefern. Leider werden von den 50% Label nur 30% als solches nachgefragt. Wir wehren uns dagegen, dass die Anstrengungen beim Tierwohl nicht abgegolten werden sollen. Die Botschaft mit diesen ständigen Schnäppchen an den Konsumenten ist fatal. Der denkt sich; wenn ein Produkt nichts wert ist, steckt wohl auch nichts dahinter. Wir sind mit unseren Anstrengungen bei der Gesundheit innerhalb der Tiergattungen führend. Vom Detailhandel wünschten wir uns zudem mehr Produkteinnovationen. Es gibt gute Ansätze, etwa die Spareribs. Aber es braucht noch viel mehr. Begriffe wie Schweinsvoressen oder Schweinsbrust sind verstaubt und müssen durch trendige Namen und Produkte ersetzt werden. Der Konsument, der Schweinsvoressen kauft, wird aussterben.

Wie nehmen Sie die Stimmung bei den Mitgliedern wahr?

Es hat keinen Aufschrei gegeben, trotz Preissturz. Wir Schweineproduzenten kennen Marktschwankungen. Aber der Wertzerfall der Produkte geht ans «Läbige». Die Motivation leidet darunter. Bei anhaltend schlechten Zeiten könnten Top-Betriebe das Handtuch werfen, was ein grosser Verlust wäre. Mehr denn je ist jetzt unternehmerisches Handeln gefragt. Tiere werden nicht einfach angemeldet, sondern bestmöglich verkauft. Auf der Ausgabenseite werden Offerten eingeholt.

Interview Armin Emmenegger

Einen ausführlichen Artikel zum Thema lesen Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 17. August 2018.